# 16 - Wunderliche Gespräche

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- Celia -

„Willst du dich nicht zu uns setzen, Celia?“

Billys Stimme, dessen Worte ich aufgrund seines nunmehr leeren Mundes um einiges deutlicher als zuvor vernehme, reißt mich aus meiner trancegleichen Verfassung und lässt mich tief Luft holen.

Grundgütiger…

Habe ich soeben wirklich dieser verrucht-…dieser verführ-…dieser…Frau…nachgestarrt?
Am helllichten Tage?
Ohne einen nennenswerten Grund?
Und dann auch noch in Gegenwart dieser zwielichtigen Gaunerschaft?!

Himmel noch eins!
Ich muss doch völlig von Sinnen sein, wenn mich sogar in Gesellschaft anderer meine sonst so beständige Fasson vollkommen verlässt!
Genügt es denn nicht, dass ich mich ihrem unerklärlichen Charme kaum zur Wehr setzen kann, sobald wir alleine sind?!
Hergott, wo soll mein Aufenthalt hier bloß noch hinführen?!

„Ich…“, setze ich an und drehe meinen Kopf eiligst mit einem Räuspern zu dem Tisch, an welchem Billy und die übrigen anwesenden Männer sitzen, „…aber natürlich setze ich mich zu euch, Billy.“

„Dann nehmt doch am besten hier Platz, Miss Celia“, sagt Roger und weist großzügig mit einer Hand auf den freien Hocker neben sich, auf welchem…sie…noch zuvor gesessen hat.

Geschickt überspiele ich den hitzigen Schauer, welcher meinen Körper überkommt, mit dem gewissenhaften Zurechtrücken meiner…ihrer…hellbraunen Weste.

Das fehlte mir gerade noch, dass diese ungewöhnliche Crew Annahmen über das Verhältnis zwischen ihrem Captain und meiner Wenigkeit aufstellt!
Und das nur aufgrund meinem fehlenden Maß an Selbstbeherrschung!

Was wohl geschehen würde, wenn sich ein derartiges Gerücht verbreitet?
Über die Grenzen dieses Schiffes hinaus, so wie Ratten in einem Schiffshafen?
Würde es irgendwann Cedric zu Ohren kommen?
Oder Vater?
Oder gar Vaters Handelspartnern?!

Meine Augen weiten sich für einen kaum merklichen Moment.

Nein!
So weit darf ich es unter keinen Umständen kommen lassen!

Es genügt schon, dass Cedric ab und an mit Vaters Handelspartnern aneinander gerät.
Eine Nachrede dieser Natur jedoch würde Vater sicherlich nie wieder einen Handel abschließen lassen…

„Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Roger“, erwidere ich stattdessen mit einem höflichen Nicken in die Richtung des Bootsmannes und versuche, diese beängstigenden Gedanken so gut wie möglich aus meinem Kopf zu verbannen, als ich zu Roger hinüber schreite und anmutig neben ihm auf dem Hocker Platz nehme.

Henry, der sich wie bereits am Vortag auf recht umständliche Weise sein noch immer beschmutztes Hemd in die locker sitzende Hose gesteckt hat, wandelt derweil hinkend mit einer gefüllten Schüssel zu unserem Tisch hinüber.

„Hier, für Euch, Miss“, sagt er und schenkt mir ein zuvorkommendes Lächeln, als er die Schüssel vor mir abstellt, „wer meiner Kombüse so viel Glanz verleiht, hat auch ’ne anständige Mahlzeit verdient.“

„An Ihnen ist wahrlich ein Charmeur verloren gegangen, Henry. Herzlichen Dank“, erwidere ich und spüre zu meiner stillen Verwunderung, wie sich trotz des eher fragwürdigen Gerichtes ein ehrliches Lächeln auf meinen Lippen abzeichnet, als Henry sich mit einem für ihn recht verhaltenen Lache am Hinterkopf kratzt.

Salzwasserküsse (Celia & Bonnie - Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt