- Celia -
Grundgütiger…
Das…das ist atemberaubend.
Schlicht und ergreifend atemberaubend…Wie gebannt lasse ich meinen Blick über die sich vor mir erstreckende Bucht von „Safe Haven“ gleiten.
Gebettet in türkisblauem Wasser erhebt sich die Insel wie ein grüner Koloss mit schneeweißem Sandstrand aus dem Meer.
Eine Erscheinung, welche ich bereits bewundernd in Augenschein nehmen durfte, als Gabe uns mit der erfahrenen Hand eines Steuermannes und den richtungsweisenden Rufen an die segelsetzenden Männer durch die bedenklich wirkenden Strömungen gelotst hat.
Und dennoch wirkt das herrschaftliche Antlitz der Insel von Nahem betrachtet noch um einiges mystischer.
Wie eine verwunschene Insel aus einer längst vergessenen Sage…Während Lewis und Johnny mit kundigen Handgriffen die Taue an dem Anlegepfosten des hölzernen Steges befestigen, gleiten meine Augen weiter zu den vier übrigen Stegen, an denen ebenfalls vier weitere Schiffe an der nach innen gerundeten Bucht vor Anker liegen.
Eine so umfangreiche Flotte hätte ich bei diesen Dieben und Söldnern gar nicht vermutet.
Insbesondere, da diese Schiffe allesamt den Eindruck von gewöhnlichen Handelsschiffen
erwecken, was für die angestrebten Kaperungen dieser Halunken nur eine allzu vorteilhafte Tarnung darstellt…Mein Blick schweift über die Stege und Schiffe hinweg zu den vereinzelten Hütten, welche etwas abseits von den Stegen stehen und recht notdürftig aus Holz zusammengezimmert worden sind.
Eine, für mein Empfinden, recht spartanisch wirkende Behausung, aber mehr kann ich wohl auch nicht von einem derart zwielichtigen Lebensstil erwarten…
„Miss Celia?“ Ich drehe meinen Kopf und mein Körper verspannt sich ruckartig, als ich in das ozeanblaue Augenpaar blicke, welches von einem amüsierten Schmunzeln begleitet wird. „Und? Was haltet Ihr von unserem Zuhause?“
„E-Es, ähm…n-nun ja“, ich führe eine Hand an meinen Mund, um mich verhalten zu räuspern und bete inständig, dass das Zittern meiner Stimme zeitnah verklingt, „e-es macht b-bislang einen recht…bescheidenen, aber nichtsdestotrotz auch idyllischen Eindruck auf mich…“
„Oh, lasst Euch davon nicht täuschen“, die Mundwinkel der Piratenprinzessin heben sich noch etwas mehr an, „dies hier ist lediglich unser Anlegeplatz mit den Stegen und unseren kleinen Lagerkammern, in welchen wir behelfsweise nach unserer Ankunft die Waren von unseren Schiffen verstauen, bis wir diese gescheit unter unseren Frauen und Männern aufteilen.“
„Oh, ähm…verstehe“, sage ich und blinzle mehrmals, während ich zwischen dem Captain und den Holzhütten hin und her sehe. „Dann lebt Ihr und die anderen...Bewohner…dieser Insel gar nicht…dort drüben?“
Das belustigte Lachen der jungen Frau treibt mir die Schamesröte in die Wangen.
„In diesen armseligen Bretterbuden? Nein, ganz sicher nicht. Unsere Häuser und Hütten liegen ein kleines Stück von hier entfernt. Seht Ihr diesen schmalen Trampelpfad dort drüben? Umgeben von dem Gestrüpp und den unzähligen Büschen? Dieser führt über mehrere Abzweigungen direkt zu unseren Behausungen. Aber diese werdet Ihr ohnehin noch gleich zu sehen bekommen, wenn wir zu meinem Vater gehen werden.“„Zu…zu Eurem Vater?!“
Ein ehrfürchtiger Schauer durchzuckt meinen Körper, während die Gesichtszüge des Captains mit einem Mal etwas kantiger werden.
„Gewiss“, erwidert sie und nickt knapp, „schließlich muss mein Vater von Eurer Anwesenheit erfahren und wir können in diesem Zuge sogleich besprechen, wann und in welchem Hafen wir Euch beizeiten absetzen werden, damit Ihr zurück zu Eurer Familie und zu Eurem…Verlobten…könnt.“
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Salzwasserküsse (Celia & Bonnie - Band 1)
Roman d'amour1696, irgendwo im Atlantischen Ozean, nahe der mittelamerikanischen Küste: Wir schreiben das goldene Zeitalter der Freibeuter und Piraten. Sehr zum Leidwesen der 21-jährigen Kaufmannstochter Celia, die bei der Kaperung des Handelsschiffs ihres Vat...