- Celia -
Hergott, nochmal...
Das Rascheln der Laken knistert unangenehm in meinen Ohren, als ich mich erneut mit einem ergebenden Seufzen in der Koje des Captains von der einen auf die andere Seite drehe.
Mittlerweile habe ich jegliches Gefühl darüber verloren, wie lange ich schon darauf warte, dass meine rastlosen Gedanken von der herbeigesehnten Müdigkeit übermannt werden und ich in einen tiefen und vorzugsweise traumlosen Schlaf falle.
Welches Gefühl jedoch nach wie vor gegenwärtig ist, ist das stolpernde Klopfgefühl in meiner Brust, welches mir, neben dem unangebrachten Ziehen zwischen meinen Beinen, mehr und mehr die Wärme in meine mittlerweile glühenden Wangen treibt.
Ihr so nahe zu sein...
So nah, dass ich ihren Atem auf meiner Haut zu spüren vermochte...
Und wenn dieser Gabe nicht seinen plötzlichen Ausruf von sich gegeben hätte, hätte ich...hätte ich sie...Getrieben von Frustration und Hilflosigkeit richte ich mich auf und vergrabe mein Gesicht in beiden Händen.
Herrje, was stimmt denn nur nicht mit mir?
Seit meinem Aufenthalt auf diesem sonderbaren Schiff erwachen Regungen und Neigungen in mir, die ich bislang nie für möglich gehalten hätte.
Und als wäre dies nicht verwerflich genug, scheinen diese verruchten Empfindungen mit jedem Tag nicht nur stärker, sondern auch verheißungsvoller zu werden!Allein der Gedanke an ihr schelmisches Schmunzeln oder an das amüsierte Funkeln in ihren ozeanblauen Augen genügen, um mein Blut derartig in Wallung zu bringen, dass ich dieses beängstigende Gefühl der Sehnsucht in mir kaum verbergen kann!
Und dass sie mir gestanden hat, dass sie mich begehrt, lässt diese kuriosen Gefühle in mir alles andere als schwächer werden.
Ganz im Gegenteil...Aber ich darf es nicht zulassen.
Ich darf meinen Charakter...mein ganzes Sein...nicht von diesen frivolen Befindlichkeiten schänden oder gar verderben lassen.
Unter keinen Umständ-...Der Fluss meiner Gedanken versiegt abrupt, als die Klinke der Kajütentür nach mehreren dumpfen Lauten heruntergedrückt wird und beim Aufschwung der Tür ein lautes Quietschen ertönt.
Ein unverständliches Murren verlässt die Lippen des Captains, deren Gang beim Betreten der Kapitänskajüte arg schwankt.
Ihre Augen sind zu schmalen Schlitzen verformt, so als würde sie das spärliche Licht der flackernden Öllampe blenden, und werden für einen Augenblick noch kleiner, als sie die Tür mit einem knappen Stoß hinter sich schließt.Unfähig mich zu bewegen oder gar bemerkbar zu machen, verweile ich in meiner aufrecht sitzenden Haltung und spüre die wachsende Trockenheit in meinem Hals, als die Piratenprinzessin sich unter resigniertem Stöhnen durch ihr rostrotes Haar fährt.
Es scheint fast so, als würde sie mich gar nicht bemerken...
Begleitet von weiterem unverständlichem Gemurmel stolpert die junge Frau zu dem Kanapee hinüber, bevor sie sich darauf alles andere als damenhaft niederlässt.
Mehr schlecht als recht streift sie das Stiefelpaar von ihren Füßen und tritt es ein Stück von sich weg, ehe sie ihre Arme zum Strecken anhebt und kaum einen Augenblick später gedämpft aufstöhnt.„Zapperlot noch eins, verflucht!", zischt sie mit aufeinander gepressten Zähnen und umfasst ihre verletzte Schulter mit einer Hand, was mich umgehend die Kojendecke zurückschlagen und aufstehen lässt.
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Salzwasserküsse (Celia & Bonnie - Band 1)
Romance1696, irgendwo im Atlantischen Ozean, nahe der mittelamerikanischen Küste: Wir schreiben das goldene Zeitalter der Freibeuter und Piraten. Sehr zum Leidwesen der 21-jährigen Kaufmannstochter Celia, die bei der Kaperung des Handelsschiffs ihres Vat...