Salzwasserküsse (Celia & Bonnie - Band 1)

# 25 - Der Piratenkönig

- Celia -

Auch wenn sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen, spüre ich, wie sich der Körper des Captains neben mir mehr und mehr versteift, umso näher wir auf die abgelegene Hütte am Rande dieses einzigartigen Dorfes zutreten.

Ihre zögerlichen Schritte gleichen mehr dem beschwerlichen Vorankommen eines Lahmen.
Beinahe so, als würde sie sich zieren, noch weiter in die angestrebte Richtung zu schreiten.
Wobei es mich aber auch nicht sonderlich verwundern würde, wenn dieser Umstand durchaus der Wahrheit entspricht.

Im allerletzten Moment vermag ich es noch mich zu sammeln und dem unerwünschten Drang zu widerstehen, eine Hand auszustrecken und diese, trostspendend und ermutigend zugleich, auf ihre Schulter zu legen.

Nicht auszudenken, welche frivolen Gedanken durch diese harmlose Geste erneut in dem schalkhaften Kopf der Piratenprinzessin erwachen könnten.
Womöglich würde sie sich in der Verfolgung ihrer unnatürlichen Avancen gegenüber meiner Person bestärkt fühlen.
Und mich würde es im Umkehrschluss nur noch mehr Kraft kosten, mich von ihr fernzu-…Herr im Himmer, was denke ich denn da nur schon wieder?!

„Seid unbesorgt, Miss Celia“, höre ich Roger mit gedämpfter Stimme sagen, während der Captain mittlerweile ein paar Schritte vor uns geht und beständig auf die breite Holztür des Hauses zutritt, „es gibt wahrlich keinen Grund für Euch, angespannt zu sein. Edward ist ein guter Mann und er wird für die Umstände Eures Daseins auf „Safe Haven“ gewiss Verständnis haben. Und solange Ihr unter seinem Schutz steht, habt Ihr weder etwas von ihm, noch von einem unserer Männer zu befürchten. Seid dessen versichert.“

„Wenn Sie das sagen, Roger“, presse ich hervor, insgeheim erleichtert um die fehlerhafte Deutung des Bootsmannes bezüglich meiner Anspannung, und beobachte stattdessen, wie sich die Hände des Captains auf das Holz der Haustür legen, nur um diese kurz darauf mit einem beherzten Stoß aufzudrücken.

Lautes Gelächter und Gerede dringen aus dem Inneren des weitläufigen Raumes hervor, welcher auf den ersten Blick einer einfachen, aber dennoch geschmackvoll eingerichteten Stube gleicht.
Der schlichte Holzboden ist mit verschiedenen Teppichen bedeckt, auf welchem einige Sessel, ein erloschener Ofen und ein Regal mit abgegriffenen Büchern ihren jeweiligen Platz finden, während Treppenstufen am Rand des Raumes in das obere Stockwerk führen.

Alles in allem recht…gewöhnlich…

Etwas verwundert über diese Feststellung runzele ich die Stirn und richte meinen Blick zur anderen Seite des Raumes, von welcher aus erneut das basslastige Gelächter erklingt.

Dort hat sich eine kleine Schar an Männern, welche uns in leicht vorgebeugter Haltung den Rücken zuwendet, um einen breiten Tisch auf der anderen Seite des Raumes versammelt.
Dabei scheinen sie so sehr in ihre Unterhaltung vertieft zu sein, dass sie unsere Anwesenheit gar nicht bemerken…

Diesen Umstand muss auch der Captain erkannt haben, deren Haltung nun ein wenig von ihrer vorherigen Entschlossenheit eingebüßt hat und sie nunmehr fast schon ein wenig verloren vor Roger und mir im geöffneten Türrahmen steht.

Der Bootsmann scheint das zunehmende Unbehagen der jungen Frau ebenfalls bemerkt zu haben, denn er schiebt sich mit einem entschuldigenden Nicken an mir vorbei und tritt neben die Piratenprinzessin, nur um sich im nächsten Augenblick auffallend kräftig zu räuspern.

„Also, zu meiner Zeit wurden die Rückkehrer einer Handelsfahrt um einiges freudiger begrüßt“, sagt er mit einem vielsagenden Tonfall in seiner Stimme, woraufhin sich sämtliche Köpfe, bärtige wie bartlose, in unsere Richtung wenden.

„Zapperlot, Roger!“
„Zum Teufel nochmal! Wo kommt ihr denn auf einmal her?!“
„Habt ihr Halunken euch etwa angeschlichen?!“
„Potzblitz, ich dachte, ihr erreicht uns erst in ein paar Tagen!“