28.8.2023
Lotti
Ein riesiger Rucksack, der große Koffer auf dem eine Reisetasche stand und dazu noch der kleine Koffer. Ich sah wahrscheinlich aus, wie jemand der auswanderte.
Und irgendwie machte ich das ja auch. Mein Flug aus Los Angeles war pünktlich in Berlin gelandet.
Jetzt stand ich vorm Flughafen und wartete darauf, abgeholt zu werden.
Laut meiner neuen Chefin Becci sollte Julian, der Bruder meines nächsten Arbeitsauftrags, mich abholen. Bisher war niemand zu sehen.
Ich setzte den Rucksack ab und kramte die Wasserflasche, welche ich mir drinnen gekauft hatte, raus. Und direkt noch meine Jacke. Mit einem Lächeln streifte ich sie über, wir alle aus der Crew hatten einen Trainingsanzug von Adidas bekommen, in bunten Buchstaben stand auf der einen Brustseite Love on Tour, auf der anderen war der jeweilige Name eingestickt.
C. Biermann.
Was hatten die Briten und Amerikaner einen Spaß an meinem Nachnamen gehabt.
Schmunzelnd setzte ich mir den Rucksack wieder auf und trank einen großen Schluck.
Endlich wieder gescheites Wasser. Bis auf die paar Termine, die wir in Europa gehabt hatten, war es manchmal schwierig gewesen guten Sprudel zu bekommen.
Auch etwas, an dem meine Kollegen Spaß gehabt hatten, meine Sucht nach Sprudelwasser.
„Hey, Charlotte!" hörte ich hinter mir.
„Hi, Julian!"
„Sorry, dass ich zu spät bin, die Schranke am Parkhaus ging nicht hoch und dann fiel mir auf, dass ich ja auch mit dem Auto einfach hätte hier ranfahren können... Ähm, ja... wollen wir?"
„Kein Problem und gerne."
„Ist das dein Gepäck?"
„Ja..."
„Okay, willst du auswandern?" fragte er und schnappte sich den großen Koffer.
„Naja, technisch gesehen schon... ich werde die Tage wahrscheinlich nochmal zu meinen Eltern fahren und ein paar Klamotten tauschen aber..."
„Krass, hast du gar keine Wohnung?"
„Ne... also ich war die letzten zwei Jahre ja fast komplett auf Tour, das hätte sich nicht gelohnt. Wenn ich Heimaturlaub mache, dann zu Hause auf Norderney. Da wohne ich dann bei meinen Eltern. Und wenn mein Ex Boss länger in den Staaten oder in England war, hat er sich um eine Wohnung oder so für mich gekümmert... davor war ich auch meistens eher auf Tour oder halt hier in Berlin..."
„Krass. Also, wir sind ja auch immer mal unterwegs aber so aus dem Koffer leben..."
„Ist gewöhnungsbedürftig, stimme ich dir zu. Aber man gewöhnt sich dran. Normalerweise habe ich auch nicht so viel mit. Aber da ich nichts ins Los Angeles lassen wollte... musste ich mir noch diese Reisetasche von Harry leihen."
Wir kamen am Auto an und Julian wuchtete mein Gepäck in den Kofferraum eines großen, weißen Mercedes.
„ Ok... alles drin. So, dann wollen wir mal, oder?"
„Ja..."
„Hast du Hunger oder so? Felix hat zwar bestimmt was da aber..."
„Hm, wenn wir an einem Bäcker vorbeikommen sollten..."
„Kommen wir."
„Ok.Ich brauche nämlich unbedingt Schwarzbrot. Ansonsten bin ich froh, wenn ich gleich eben duschen und dann schlafen kann, ich möchte so schnell wie möglich die innere Uhr umstellen."
„Ok, bekommen wir hin."
„Du arbeitest ja auch für Felix? Ich muss ja gestehen, ich kenne ihn gar nicht so richtig." gab ich zu. Natürlich hatte ich mittlerweile ein wenig recherchiert und mir seine Specials auf Netflix angeschaut.
„Jo, also ick bin ja der Tourmanager und auch son bisschen Mädchen für alles, wir werden also irgendwie zusammenarbeiten mehr oder weniger. Und Felix ist mein Bruder."
„Oh, okay. Ist das nicht komisch? Wenn der Bruder der Chef ist?" fragte ich interessiert nach.
„Hm, geht, irgendwie ist das so passiert und es passt für uns beide. Wir verstehen uns gut und können offen miteinander reden, glaube, das vereinfacht die Sache."
„So, da wären wir. Ist nicht die beste Ecke Berlins, aber auf die Schnelle die beste Lösung."
Julian und ich standen mit meinem Gepäck gequetscht im Fahrstuhl des Mehrfamilienhauses.
Es lag unweit des Kottbusser Tors. Sogar als ich nicht in Deutschland gewesen war hatte ich mitbekommen, was hier so los war. Als wir vorhin mit dem Auto durch den großen Kreisel gefahren waren, hatte es auf den ersten Blick etwas abgerockt ausgesehen, aber nicht wie ein Brennpunkt.
Oben angekommen stiegen wir aus dem Fahrstuhl und Julian klingelte an der einzigen Tür auf dieser Etage.
Niemand öffnete, also kramte Julian einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss auf.
„Ist wahrscheinlich einkaufen oder so..." murmelte er.
Kaum waren wir in der Wohnung, da stand plötzlich ein blonder Mann vor uns, verwuschelte Haare, Bart, eine Basketballshorts an und bis auf seine dicke Goldkette sonst nichts.
„Ey, wieso kommst du einfach rein?" raunzte er Julian an.
„Warum machst du nicht auf?"
„Weil ick jepennt hab. Was willst du hier?"
Ich schielte auf meine Uhr. Es war neunzehn Uhr. Wer schläft denn um die Uhrzeit?
Julian verdrehte die Augen.
„Felix, das ist Charlotte, deine persönliche Assistentin. Charlotte, Felix." stellte er uns vor.
Ich setzte mein freundlichstes Amilächeln auf und streckte ihm meine Hand hin, nachdem ich Wasserflasche und Handtasche in die andere gewechselt hatte.
„Hi, freut mich! Auf eine gute Zusammenarbeit!"
Felix musterte mich von oben bis unten. Zunächst konnte ich seinen Blick nicht deuten. Aber dann stellte ich fest, dass er mich so anschaute, als sei ich Ungeziefer. Na toll.
Meine Hand schwebte im Raum und nachdem noch einige Momente verstrichen waren, ließ ich sie langsam sinken.
Julian räusperte sich.
„Felix." kam es dann mit rauer Stimme von meinem neuen Chef.
Damit drehte er sich um und verschwand am Ende des langen Flurs. Julian zuckte mit den Achseln und stieß die Tür zu seiner Rechten auf.
„Okay, das ist dein Reich. Kleine Küche und Wohnbereich mit Schreibtisch, Laptop und Handy habe ich dir schon eingerichtet und hingelegt. Passwörter sind alle hier in der Mappe, die wichtigsten Nummern habe ich dir eingespeichert. Im Kühlschrank sollte auch was zu Essen und Wasser sein....Ah und hier ist dein Schlüsselbund. Haustür unten, oben." er lief rüber und nickte dann, nachdem er seine Aussage kontrolliert hatte.
„Hier ist dein Bad, ist klein aber sollte reichen...?" er schaute mich fragend an und ich nickte zustimmend.
„Und dein Schlafzimmer. Sorry, alles ein wenig klein aber wir haben einfach keine passende Wohnung hier in der Nähe gefunden,"
„Alles gut, gefällt mir. Ich hab den Großteil der letzten zwei Jahre in Hotelzimmern verbracht, also ist das schon Luxus für mich." erklärte ich und schob meine Koffer in den kleinen Raum.
„Okay... wenn du was brauchst, sag einfach Bescheid. Am Ende des Flurs geht es in Felix Wohnung, einfach Klopfen bevor du reingehst..."
„Merke ich mir."
„Gut, dann lasse ich dich und dein geliebtes Schwarzbrot mal alleine." Julian grinste, winkte mir kurz zu und verschwand dann.
Ich seufzte und ließ mich auf die kleine Couch fallen.
Die erste Begegnung mit meinem neuen Chef hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
![](https://img.wattpad.com/cover/352882065-288-k531933.jpg)
DU LIEST GERADE
10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)
FanfictionFelix macht eine schwere Zeit durch. Und bekommt zu allem Übel eine neue Mitarbeiterin vor die Nase gesetzt.... die er anziehender findet, als er sollte und will. An die RAF Camora Fans: er taucht ab Kapitel 30 auf und ist nur ein Nebendarsteller ;)