Kapitel 41

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Lotti

Wir biegen am frühen Nachmittag in unsere Straße ein und ich sehe Felix rauchend auf dem Balkon stehen.

Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Ich freue mich, ihn zu sehen, habe aber auch ein wenig Angst vor unserem Gespräch - schließlich muss ich ihm von dem Kuss zwischen Raphael und mir erzählen. An sich sind wir so quitt. Aber ich weiß nicht, wie Felix reagieren wird.

„So, da wären wir." unterbricht Raphael meine Gedanken. Zum Glück war es nicht komisch zwischen uns gewesen trotz des Kusses und meiner Abfuhr.

„Ja, da wären wir. Danke fürs Heimbringen."

„Kein Problem. Wir sehen uns dann nächste Woche Montag, es sein denn, du kommst zum Arbeiten ins Studio."

Wir steigen aus, Raphael holt meinen Koffer aus dem Kofferraum und wir umarmen uns kurz zum Abschied.

Ich gehe auf das Haus zu, steige in den Aufzug und fahre ins oberste Stockwerk.
Felix steht in der geöffneten Tür und schaut mich erwartungsvoll an.

„Hey..." sagt er leise und geht bei Seite, damit ich in die Wohnung kann. Unschlüssig bleibt er vor mir stehen, nachdem er die Tür geschlossen hat.

„Hey." antworte ich und schaue ihn an. Er beißt sich auf seine Unterlippe. 

„Schön, dass du wieder da bist." 

„Find ich auch... Ich ... ähm... pack mal eben aus?" 

„Ist gut... ich hab gekocht. Hast du Hunger?" 

„Oh, ja. Danke." 

Ich packe schnell aus, stelle eine Waschmaschine an und gehe dann in den Wohnbereich. 


Nach dem Essen sitzen wir auf der Couch, schauen uns an. Keiner weiß so recht, wie wir anfangen sollen. 

„Also..." setze ich an. 

„Es tut mir leid, dass ich dir nicht sofort erzählt habe, was passiert ist. Das war dumm von mir." unterbricht Felix mich. 

Ok, dann muss ich jetzt wohl die Karten auf den Tisch legen. 

„ Raphael hat mich geküsst." sage ich schnell. 

„Was?" 

„Raphael hat mich..." 

„Ich hab das schon verstanden. Wow." Felix steht auf, fährt sich mit einer Hand durchs Gesicht und läuft einmal Richtung Kühlschrank, kommt dann wieder zurück. „Wow, wusste ich es doch. Und? Hat es Spaß gemacht? Erst ein erfolgreicher Comedian, dann erfolgreicher Rapper?" spuckt er mir entgegen. 

„Nein, hat es nicht. Ich habe ihm klipp und klar zu verstehen gegeben, dass unsere Beziehung rein geschäftlich ist." 

„So wie unsere?" 

„Man Felix... die Beziehung zwischen dir und mir ist alles andere als geschäftlich." 

„Ich kann nicht glauben, dass du mit dem Typen rumgeknutscht hast!" 

„Ich habe nicht mit ihm rumgeknutscht. Er hat mich geküsst. Mehr nicht. Du müsstest doch zu gut wissen, wie das ist, wenn man gegen seinen Willen geküsst wird. Und ich habe es dir immerhin direkt erzählt." 

„Bist du deshalb einen Tag länger mit ihm geblieben?"

„Nein, wir waren bei seiner Mutter zum Bruch..." weiter kam ich nicht. 

„Ach klasse, bei seiner Mutter. Was kommt als Nächstes?!"

„Nichts. Ich erfülle meinen Vertrag und das war es dann." 

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich mit dem auf Tour gehen lasse?!"

„Natürlich gehe ich mit auf Tour. Ich habe einen Vertrag."

„Bist du verrückt?! Was, wenn er es nochmal versucht? Oder dich einlullt." entrüstet schaut Felix mich an steht auf und läuft vor der Couch hin und her. 

„Felix, ganz ehrlich. Da wird nichts passieren. Raphael hat verstanden, dass ich ihn nicht will und er für mich einfach nur mein Chef ist. Ganz davon ab, was machst du hier überhaupt für einen Aufstand. Ich habe dir sofort erzählt was passiert ist während du mir nichts erzählt hättest, wäre es nicht rausgekommen. Vielleicht sollte ich mir eher Sorgen machen, was hier so abgeht, während ich unterwegs bin? Ich kenne ja deinen normalen Frauenverschleiß." werfe ich ihm vor. 

„Ich... Du... Ich bin treu in einer Beziehung." 

„Ahja. Aber dennoch nicht ehrlich? Wolltest du es mir überhaupt sagen?" 

Felix schweigt und schaut zu Boden.

„Wow. Einfach nur wow. Was verschweigst du mir denn noch so?"

„Nichts. Man Lotti! Ich konnte nichts dafür, sie hat mich einfach geküsst. Und ich wollte es dir eigentlich auch sofort sagen. Aber dann warst du  betrunken, als ich nach Hause kam und danach habe ich irgendwie nicht den richtigen Moment gefunden. Und eigentlich... war es ja auch nicht wichtig, ich will sie nicht mehr.  Nur dich." langsam kommt er wieder zur Couch, setzt sich neben mich und nimmt vorsichtig meine Hand. 

„Ach Felix..." Murmel ich. „Das war echt eine blöde Aktion von dir." 

„Ich weiß. Und es tut mir auch leid. Wirklich." 

„Versprich mir, dass du mir sowas in Zukunft sofort sagen wirst, ok?" 

„Sowas wird nicht nochmal vorkommen. Das verspreche ich dir." 

Er zieht mich in seine Arme und ich gebe nach.

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst." antworte ich. 

„Darf ich dich jetzt küssen?" fragt er und ignoriert meinen Einwand. 

Ich nicke und schaue ihm in die strahlend blauen Augen. Mustere ihn. Er sieht besser aus als vor einer Woche, seine Haare sind noch ein bisschen länger geworden, die Frisur steht ihm so gut. 

Als Antwort presse ich meine Lippen auf seine und unsere Zungen begrüßen sich. 


10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt