10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)

Kapitel 34

Lotti 

Wir kommen gut durch. Man merkt, dass Raphael die Strecke wie im Schlaf kennt. 

Während der Fahrt haben wir über alles und nichts geredet, über Raphaels Werdegang als Musiker, ich habe ihm ein paar Geschichten von den Tourneen erzählt, bei denen ich dabei war. Wir haben viel gelacht und Liederraten gespielt. Mein Handy lag die ganze Zeit in meiner Handtasche. 

Kurz hinter der Grenze halten wir bei einem Rasthof und ich gehe zur Toilette. Als ich wiederkomme steht Raphael mit zwei Flaschen Cola Zero in seinen Jackentaschen neben dem Auto und raucht, sein Handy in der Hand. Er schaut zu mir und ich sehe etwas wie Sorge in seinen dunklen Augen aufblitzen. 

"Was ist?" frage ich und strecke meine Hand aus, damit er mir eine der Colaflaschen gibt. 

"Ähm, vielleicht solltest du mal auf dein Handy schauen." sagt er nur vage, steckt seins in die Tasche, die Zigarette zwischen seinen Lippen und reicht mir dann eine der Colaflaschen. Eigentlich finde ich rauchende Menschen nie sonderlich cool. 

Bei ihm sieht es cool aus. 

Ich öffne die Flasche und trinke einen großen Schluck. 

"Wieso meinst du?" 

"Mach einfach." sagt er nur und zündet sich die nächste Zigarette an. 

Ich öffne die Beifahrertür und hole mein Handy aus der Tasche. Sofort geht das Display an. 

29 Anrufe in Abwesenheit - Felix- 

3 Anrufe in Abwesenheit  -Julian- 

5 Anrufe in Abwesenheit -Nadja- 

10 Benachrichtigungen bei WhatsApp 

Was ist denn jetzt los? Denke ich und gehe in den Chat von Felix und mir. Es sind diverse Sprachnotizen, mal kürzer, mal länger. 

Eine Nachricht ist geschrieben. "Es ist nicht so, wie es aussieht." steht da. Ich runzle meine Stirn. 

Ich öffne die erste Sprachnotiz und halte mir das Handy ans Ohr. Sehe, wie Raphael mich nicht aus den Augen lässt. 

"Lotti, du musst mir glauben... ick wollt dir das eigentlich sofort erzählen aber du warst eh schon so... und dann hatten wir ja auch Stress wegen der Arbeit, aber ... also ich hab nicht... das ging von ihr aus und es war eine Sekunde, es hat mir nichts bedeutet und ich ... man ick lieb nur dich und das mit ihr ist echt... und als ich nach Hause kam warst du nicht da und dann..." ich lasse das Handy sinken. Wovon zum Teufel spricht er? 

Da leuchtet Instagram auf, eine neue Nachricht von elenigram. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffne ich die App, gehe in den Nachrichtenordner und tippe auf die Nachricht. 

Und lasse das Handy fassungslos sinken. 

In der Nachricht ist ein Foto. 

Felix und seine Ex Elena, wie sie vor einem Café stehen und sich küssen. 

Sie sieht man nur von hinten, sie hat ihre Arme um seinen Hals geschlungen, seine schweben in der Luft, seine Augen scheinen geschlossen zu sein.

"Was zum..." sage ich und schaue nochmal auf das Display, in der Hoffnung, dass ich mich getäuscht habe, dass das gar nicht Felix ist auf dem Foto... aber er ist es, eindeutig. 

Er trägt die lila Jacke von Jack Wolfskin und Rin, die ich so an ihm liebe, seine schwarze weite Jeans und die braunen Nikes, die wir zusammen ausgesucht haben und die er an dem Tag an hatte, als er sich mit Elena getroffen hat. 

Ich merke, wie mir eine Träne die Wange runterläuft. 

Das Treffen ist Wochen her. 

Er hat nichts gesagt, gar nichts. 

Alles war wie immer. 

Haben die beiden sich danach etwa... nein. 

Ich will gar nicht weiterdenken. 

Ich schaue nochmal aufs Display, eine Nachricht ist unter dem Bild. 

"Männer wie Felix hat man nie für sich alleine. Elena" 

"Hey... kann ich... keine Ahnung, willst du reden?" Ich schaue auf. Raphael steht vor mir, schaut mich besorgt und ein wenig mitleidig an. 

Ich seufze auf, beobachte, wie er sich vor mir hinhockt. Er streckt seine Hand aus und wischt mir mit dem Daumen die Träne aus dem Gesicht. 

"Wieso... woher... warum weißt du?" frage ich leise, das Display meines Handys geht aus, es ist dunkel, nur das Licht des Autos wirft einen Schein auf sein Gesicht. 

"Ich checke immer mal Promiflash, ob irgendwas blödes über mich da steht. Naja, heute war es nichts über mich aber dafür war dieses Foto von deinem Freund und seiner Ex ganz vorne... Tut mir leid." erklärt er und drückt meine Schulter. 

Ich schluchze, stehe auf und werfe mich in seine Arme, überrumpelt taumelt er ein wenig zurück, ich merke, wie er seine Muskeln anspannt und mit mir in den Armen aufsteht, mich fest an sich drückt. Ich lasse den Tränen freien Lauf, rieche seinen Duft, Bleu de Chanel und Zigarettenrauch. 

Er riecht anders als Felix. 

Nicht wie zu Hause. 

Aber ist Felix noch mein zu Hause?

—————————————-

Tja.... Ungünstig, oder?