Kapitel 16

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Lotti

„Männer sind doch einfach komisch, oder?" Rutscht mir raus, was mir auf der Zunge liegt, seitdem wir die Kneipe betreten haben.

Fragend schauen Nadja und Quynh mich an.

„Na... warum machen die manche Sachen?"

„Keine Ahnung, ich glaub, oft denken die gar nicht nach." Nadja prostet mir mit ihrem Cocktailglas zu.

„Na, aber... ach, die müssen sich doch auch was dabei denken, wenn sie was machen?"

„Es sind ja auch nicht alle Männer so." wirft Quynh ein.

Nadja und ich lachen los.

„Ganz ehrlich? Ich habe noch nie einen Mann kennengelernt, der mit offenen Karten gespielt hat. Ok... es ist vielleicht auch nicht so leicht, wenn ich immer unterwegs bin. Aber dennoch hab ich ja die Wahrheit verdient und... ach, ich weiß auch nicht." Kommt es zusammenhangslos aus meinem Mund.

Interessiert schaut Nadja mich an.

„Wie kommst du denn jetzt drauf? Hast du hier jemanden? Und wenn ja: Wann? Wie? Du bist doch quasi 24/7 mit Felix unterwegs und wohnst auch noch bei ihm, das muss doch für andere Typen ein ziemlicher Cockblocker sein?"

Ich merke, wie ich rot werde. Kann ich den beiden vertrauen? Und mich ihnen anvertrauen?

Ich sehe zwei erwartungsvolle Augenpaare auf mir ruhen.

Bevor ich anfange zu reden, exe ich den Tequila, der vor mir steht.

„Ähm, es könnte sein, dass Felix und ich uns vor der Show geküsst haben?" Meine Stimme wird zum Ende des Satzes immer höher und leiser.

„Bitte WAS?"

„Felix? Unser Trauerkloß? Okay, erzähl uns ALLES!"

„Ich dachte, ihr versteht euch nicht so gut?"

Die beiden reden aufgeregt durcheinander.

„Ich weiß gar nicht... keine Ahnung, darf ich das erzählen? Ich... also ..." unsicher stammel ich vor mich hin.

„Naja, hat er dich vorher eins deiner vorgefertigten NDAs unterschreiben lassen?" Fragt Nadja und kann sich ein Grinsen kaum verkneifen.

„Ne..."

„Dann wärst du wahrscheinlich auch die Erste gewesen, der er das unter die Nase gehalten hätte." Sagt Quynh und lacht.

Peinlich berührt schaue ich auf die Tischplatte.

„Jetzt erzähl schon, wir versprechen auch, dass wir Felix nicht drauf ansprechen werden." Ermutigt Nadja mich.

Ich hole tief Luft.

„Also, ach Mann... also ich hab ihn gesucht, er musste ja noch dieses Interview geben. Und dann habe ich ihn in den Katakomben gefunden, wir haben uns natürlich wieder gezofft und dann hat er mich plötzlich so angeschaut und irgendwie... hat er mich dann geküsst."

„Ok... und dann? Wie wars?" Fragt Nadja neugierig nach.

„Keine Ahnung, ich habe alles um uns herum vergessen. Ich... so einen Kuss hab ich noch nie erlebt. Das war ... also..."

„Ok, reicht, du wirst ja ganz rot. Und... also gab es vorher schonmal Anzeichen, dass das was gehen könnte? Klar, was sich liebt das neckt sich aber ihr habt euch ja schon den Großteil der Zeit nicht so gut verstanden."

„Was nicht an mir lag." Stelle ich klar.

„Ne, das nicht..."

„Manchmal, da schwebte da was in der Luft. Aber... immer, wenn ich versucht habe es zu verstehen, war Felix dann wieder ein Arsch und dann... hab ich mir da keine Gedanken drüber gemacht." Erkläre ich.

„Magst du ihn denn? Findest du ihn attraktiv?" Hakt Quynh nach.

„Ob ich ihn mag kann ich dir nicht sagen. Aber... sagen wir mal so: ich hab von der Show im Gloria kaum was mitbekommen, weil ich ihn einfach nur angeschaut habe."

Die beiden lachen.

„Oooooh, da ist also jemand seinem Charme verfallen."

„Charme würde ich es nicht nennen. Aber er ist schon wirklich schön anzuschauen." Stelle ich klar.

„Naja, ich glaub wir kennen ihn zu lange um ihn so zu sehen. Aber er hat schon eine gewisse Wirkung auf Frauen."

„So viele wie er in den letzten Wochen abgeschleppt hat..."

„Danke, erinnert mich ruhig daran, dass für ihn der Kuss wahrscheinlich nur einer von vielen war und absolut nichts besonderes." Seufze ich und lasse mich tiefer in den Stuhl sinken.

„Ach... das würde ich jetzt nicht sagen. Ich hab mir schon ein paar Mal gedacht, dass er dich so anschaut wie der Wolf, der Rotkäppchen aufessen möchte." Erklärt Nadja. „Ja und habt ihr danach noch geredet?"

„Nein, Julian kam, wir konnte uns gerade eben noch voneinander entfernen. Und das nächste Mal als wir uns gesehen haben, hat er mich dafür beschuldigt, dass er seine Bits vergessen hat."

Die beiden lachten.

„Sowas passiert ihm wirklich quasi nie. Also war er wahrscheinlich aufgewühlt nach eurem Kuss."

Ich seufze.

„Und was mache ich jetzt? Ich bin seine Angestellte! Oh Gott! Das ist sowas von unprofessionell von mir. Was, wenn er mir kündigt? Kann er mir kündigen? Hoffentlich hat Clueso noch Niemanden, dann könnte ich vielleicht..."

„Jetzt hör doch auf. Felix wird dir sicher nicht kündigen weil ihr euch geküsst habt. Klar, mit der Aufnahme ist kacke aber das wird Morgen schon werden, mach dir keinen Kopf." Beruhigt Nadja mich.

Ich lasse meinen Kopf in meine Hände sinken.

„Und was wenn doch? Vielleicht sollte ich Becci anrufen und ihr davon erzählen. Oder ich kündige."

„Hör auf mit dem Quatsch. Ihr müsst einfach nur miteinander reden. Das wird schon alles werden."

„Dein Wort in Gottes Ohren... ich sollte wahrscheinlich auch langsam mal los, Morgen ist für uns alle ein langer Tag."

„Stimmt, kommt, ich rufe uns ein Taxi." Nadja holt ihr Handy raus.

Eine halbe Stunde später steige ich aus dem Taxi und mache mich leise auf den Weg in die Wohnung.

Als ich die Wohnungstür aufgeschlossen habe, sehe ich, dass die Tür am Ende des Flurs zu Felix Wohnung offen steht, es ist noch Licht an und ich höre leise Musik laufen.

Ohne groß nachzudenken setze ich einen Fuß vor den anderen und laufe auf die Tür zu.

Felix sitzt auf der Armlehne seiner Couch, wie so oft, und knibbelt an seinem Finger. Er scheint mich nicht bemerkt zu haben.

„Hallo." Sage ich leise und er schaut mir direkt in die Augen.

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Und, meint ihr, ein Gespräch wird was bringen?

10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt