Kapitel 7

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Felix

„Wie sieht's aus, wollen wir heute oder morgen Abend was trinken gehen und feiern, dass Lotti jetzt bei uns ist?" schlug Nadja kurz vor Feierabend vor.

Ich überlegte kurz. Eigentlich eine gute Idee. Und Alkohol war immer die beste Idee... Zumindest seit einem halben Jahr.

„Jo, lass morgen machen, ihr könnt erst zu mir kommen und dann ziehen wir weiter." stimmte ich also zu, was mir einen überraschten Blick von Julian einbrachte.

„Bist du überhaupt da, Lotti?" erkundigte sich Quynh.

„Ja klar, ich fahre erst Weihnachten wieder nach Hause." antwortete sie.

„Dann wäre das geklärt. So um acht bei mir." entschied ich.

„Alles klar, dann bis morgen!"

Jeder packte seine Sachen zusammen und am Ende waren nur noch Lotti und ich im Büro.

„Du kannst auch Feierabend machen..." sagte ich.

„Becci hat mir noch zwei neue Termine geschickt, die pflege ich direkt ein..." murmelte sie und arbeitete konzentriert weiter.

Dabei zog sie ihre Nase leicht kraus und kniff ihre Augen ein wenig zusammen.

„Brauchst du eine Brille?" fragte ich, ohne darüber nachzudenken, dass man Frauen sowas vielleicht nicht fragte.

Verwirrt schaute sie mich an.

„Wieso?"

„Na, du kneifst deine Augen so zusammen." erwiderte ich.

„Beobachtest du mich?" fragte sie argwöhnisch.

„Äh... ne ick hab nur..."

„Ja, ich brauche eine Brille, Sherlock. Die hab ich aber in der Wohnung vergessen." kam schnippisch von ihr.

„Alles gut, brauchst ja nicht direkt zickig zu werden."

„Ich... ach. Egal." sie tippte weiter, dann schien sie den Laptop runterzufahren.

„Soll ich dich mitnehmen?" bot ich an.

„Ne, danke, ich wollte mir noch ein bisschen Berlin anschauen und mich mit dem Fotografen von Harry treffen, der ist ein paar Tage in der Stadt." sie schaute auf die Uhr. „Oh, Mist! Schon so spät. Ich muss los. Schönen Abend noch!" sie raffte ihre Sachen zusammen, schnappte sich einen Blazer von der Garderobe und verließ schnellen Schrittes das Büro.

Die Tür fiel laut hinter ihr ins Schloss.

Hatte sie jetzt ernsthaft mein Friedensangebot wegen irgendeines Briten ausgeschlagen?

Fassungslos schüttelte ich den Kopf und machte mich auf den Weg nach Hause.

In der Wohnung angekommen setzte ich mich mit meinem Döner auf die Couch. Eigentlich aß ich nur einen pro Jahr aber irgendwie war mir heute danach, auch wenn wir heute Mittag schon gegessen hatten.

Ich nahm mein Handy vom Tisch und scrollte durch meine Nachrichten bei WhatsApp.

Mein One Night stand von vor zwei Wochen hatte geschrieben.

Bock?

Klar. Soll ich zur dir kommen?

21 Uhr.

Damit wäre dann auch geklärt, was ich heute Abend machen würde.


Lotti

„Berlin ist schon echt anders."

„Absolut. Aber auch cool, oder? Hast du schon viele Fotos gemacht?" fragte ich.

Lloyd und ich saßen am Boxhagener Platz vor einem asiatischen Restaurant und warteten auf unser Essen.

Wir hatten uns während der Tour angefreundet und öfters zusammen die Städte erkundet, in denen wir uns gerade aufhielten. Da wir beide gerne aßen und Fotos machten, war diese Kombination nur logisch gewesen.

„Ja, ich war heute den ganzen Tag unterwegs, viel Architektur und ein paar Leute hab ich angesprochen. Morgen hab ich mich mit einer entfernten Bekannten für ein Shooting verabredet."

„Hört sich gut an. ... weißt du noch, als wir letztes Jahr mit Harry mit diesen e Scootern auf dem Tempelhofer Feld unterwegs waren? Und keiner hat uns, naja, besser gesagt Harry, erkannt?"

„Haha, ja das war richtig gut. Ach, ich vermiss das ein bisschen. Und du? Wie ist dein neuer Job? Bist du froh, in Deutschland zu sein?"

„Ich vermiss es auch, glaub mir... ich bin froh in Deutschland zu sein. Mein neuer Job... keine Ahnung. Alle bis auf den Chef sind super nett."

„Oh, ok?"

„Ja... er scheint keine Lust auf mich zu haben, wobei es glaube ich gar nicht direkt um mich geht sondern um jemanden, der ihn bemuttert, wahrscheinlich sieht er es eher als Einschränkung und nicht als Bereicherung. Keine Ahnung."

„Es gibt doch keine Bessere als dich für den Job, Lotti. Das wird er auch einsehen." Lloyd streichelte über meinen Unterarm und lächelte mich aufmunternd an.

„Ach, Date Night?" hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme und schaute zum Bürgersteig. Da stand Felix und musterte Lloyds Hand auf meinem Arm.

„Ne, ist wie gesagt ein ehemaliger Arbeitskollege. Lloyd, das ist Felix, mein neuer Boss. Felix, Lloyd, der Tourfotograf von Harry. Hi, Felix." stellte ich die beiden einander vor. Lloyd stand auf und überragte Felix um ungefähr einen Kopf.

„Hi, freut mich, dich kennenzulernen! Ich hoffe, du bist nett zu unserer Lotti?"

„Hey, nett dich kennenzulernen. Sie wird sich schon eingewöhnen... bei uns ist nicht alles Glitzer und Federn." erwiderte Felix und schaute mich wieder mit diesem Blick an.

„Glitzer und Federn hatten nur Harrys Bühnenoutfits, da hatte Lotti aber nichts mit zu tun." Lloyd setzte sich wieder und musterte Felix. „Möchtest du dich zu uns setzen?"

„Äh ne, danke, genießt ihr mal euren Abend, ich hab n Date." Felix schaute mich nochmal mit diesem komischen Blick an, lächelte Lloyd zu und lief weiter.

„Ok, komischer Typ. Aber ich glaub, der steht auf dich." analysierte Lloyd.

„Ähm ne, der steht ganz sicher nicht auf mich, hast du mal gesehen, wie der mich anschaut?"

„Ja, eben..." 

10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt