Kapitel 10

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Lotti

Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich wie vom Lastwagen überfahren.

Mein Mund war trocken und meine Zunge fühlte sich ekelig ich.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf an und sah eine Flasche Wasser auf meinem Nachttisch stehen.

Jetzt müsste ich mich nur noch aufsetzen. Puh...

Als ich mich setzte fiel die Bettdecke von meinem Oberkörper runter. Ich saß in Unterwäsche und Strumpfhose im Bett. Wieso hatte ich denn meine Strumpfhose nicht ausgezogen, wenn ich Schuhe und Kleid ausgezogen hatte?

Ich trank noch einen großen Schluck, dann stand ich vorsichtig auf, ging ins Badezimmer und duschte mich erstmal.

Mit einem Haarturban um den Kopf setzte ich mich auf die kleine Couch und nahm mein Handy aus der Handtasche, schloss es an und es erwachte wieder zum Leben.

Bist du gut zu Hause angekommen, Lotti? Deine neue Crew ist super! X

Die große Lobrecht GmbH

- Mega Abend Leute, müssen wir wiederholen.

- Hat echt Spaß gemacht, Lotti, du passt super zu uns!

- Felix, wir brauchen echt noch n anderen Mann in der Firma, die Frauen machen mich fertig.

- Und Mädels, wie vertragen sich Bier und Lillet? Stimmt meine These?

- Lotti, lebst du noch? Hat Felix dich gut ins Bett gebracht?

Ach du je, das erklärte, wieso ich so halb ausgezogen im Bett gelegen hatte. Wie peinlich!

Und wie konnte er mich einfach ausziehen. 

Oh Gott, mein neuer Chef hatte mich in Unterwäsche gesehen, Unterwäsche und Strumpfhose. Na toll. Wie sollte ich ihm denn bitte jemals wieder in die Augen schauen ohne rot zu werden?

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte klopfte es an der Tür.

„Lotti, lebst du noch?"

Felix. Scheiße.

„Ähm, ja?"

„Bist du angezogen? Kann ick rein?"

Bevor ich antworten konnte, stand er in dem kleinen Raum und füllte diesen mit seiner Präsenz vollkommen aus. Er trug eine graue Jogginghose und ein weißes Tshirt.

Und sah so viel fitter aus als ich...

„Ich hab nicht gesagt, dass du reinkommen kannst." sagte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen, hörte, wie er leise lachte.

„Katerfrühstück?" fragte er und ich ließ meine Hände langsam vom Gesicht in meinen Schoß gleiten.

„Hmmmm, ok. Danke."

Ich folgte ihm in seine Wohnung und staunte, was da schon alles auf dem Tisch stand.

Obst, Brötchen und Brot, Rührei und ein wenig Rohkost, Orangensaft und Kaffee.

„Wow! Wann bist du denn dafür aufgestanden?" Fragte ich und ließ mich auf den Stuhl, auf dem er nicht saß, fallen.

„Vor ner Stunde, wieso?"

„Das ist doch voll viel Arbeit?"

„Naja, geht. Und ob ich das jetzt für eine oder zwei Personen mache ist auch egal. Also, greif zu."

„Danke."

Wir aßen schweigend, mir war es immer noch ein wenig unangenehm, dass er mich betrunken hatte ins Bett bringen müssen, zumal unser Verhältnis immer noch nicht das Beste war.

„Dein Kumpel ist echt ganz ok. Wie lange ist er noch in Berlin?" unterbrach Felix die Stille.

„Bis Ende nächster Woche."

„Cool, vielleicht kann ich ja wirklich Fotos mit ihm machen, wollte die Tage auch auf ein kleines Open Mic hier gehen..."

„Wann denn? Müsste ich mal in deinen Terminkalender schauen. Das mit dem Open mic hattest du gar nicht gesagt...?"

„Du musst ja auch nicht alles wissen." antwortete er mit einem Grinsen im Gesicht.

„Naja, eigentlich schon, ich bin ja dazu da, deine Termine zu koordinieren ..."

„Ist doch nur n Open Mic."

„Schon, aber wenn ich da für dich was anderes plane und du da zugesagt hast... also das wär unprofessionell." versuchte ich zu erklären.

„Ok... muss ick dir auch Bescheid geben, bevor ich kacken geh?"

Ich schluckte. Meinte er das jetzt ernst oder war das ein Scherz?

„Nein." ich lachte nervös auf.

„Pissen?"

„Auch nicht."

„Ficken?"

„Das bekomme ich im Zweifel ja mit, wenn du die Dame mitbringst. Aber nein, da reicht, wenn du an das NDA denkst..." Ok, er meinte es ernst.

„Samma... so ne Scheiße fang ick gar nicht erst an. Die da was unterschreiben zu lassen, bevor ich die bumse." regte Felix sich auf.

„Musst du wissen, was du so online über dich stehen haben möchtest. Bisher hat es mich nicht dazu verleitet, ein Verlangen mit dir ins Bett zu gehen, aufzubauen." rutschte mir raus. Wieso brachte mich dieser Mann eigentlich immer so schnell auf die Palme?!

„Tze, und wenn, ick würd dich eh nich bumsen." er funkelte mich wütend an. Und sah dabei unverschämt gut aus.

Ich stand auf.

„Ich glaube, ich gehe besser, danke für das Frühstück."

„Nächstes Mal gibts keins, ist klar, oder?"

„Ich hoffe, du bist zu deinen One Night Stands netter als zu mir."

Und damit verließ ich den Wohnbereich und knallte, mal wieder, die Türe hinter mir zu. 


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Happy sunday :) 

Na, was meint ihr, werden die beiden es auch irgendwann mal schaffen, sich nicht anzupampen? 

10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt