Felix
Etwas kratzt an der Tür aber nichts tut sich.
Ich stehe auf, um nachzusehen, was da los ist. Hoffentlich nicht wieder ein Einbrecher, denke ich mir und linse durch den Spion.Keine Lust, heute wieder jemanden wegklopfen zu müssen...
Erleichtert stelle ich fest, dass es Lotti ist.
Auf unsicheren Beinen steht sie vor der Tür, den Schlüssel in der Hand, scheint sie mit sich selbst zu reden.Grinsend öffne ich die Tür und Lotti stolpert mir in die Arme.
„Halloooo..." singt sie und fällt mir um den Hals. Ok, sie und Nadja haben wohl ein Glas mehr, als gut für sie gewesen wäre, getrunken.
„Hey, kleine Schnapsdrossel." antworte ich und küsse sie auf die Stirn. „Gehts dir gut?"
„Jetzt wo ich bei dir bin ... ja." sie strahlt mich mit leicht glasigen Augen an und versucht, ihre Schuhe auszuziehen.
Fast verliert sie das Gleichgewicht und ich fange sie schnell auf.
„Mein Retter in der Not." kichert sie und bekommt einen Schluckauf. „Ups..."
Ich lache und schaue zu ihr runter. Sie sieht so schön aus, obwohl ihre Wimperntusche etwas verschmiert und die Haare durcheinander sind.
„Na komm, gehen wir ins Wohnzimmer." Ich nehme sie an die Hand und laufe vor, sie hicksend und kichernd in leichten Schlangenlinien hinter mir her.
„Ich mag es, dass du so stark bist." sagt sie, als wir im Wohnzimmer ankommen und streichelt über meinen Rücken. „Du hast mich toll aufgefangen. Du bist mein starker Bär." kichert sie und drückt sich von hinten an mich, ihre Hände fahren über meinen Bauch.
„Komm, setz dich erstmal. Ich hole dir ein Wasser." Schlage ich vor und bugsiere sie auf die Couch, wo sie wie ein nasser Sack in sich zusammensackt.
„Kannst du zu mir kommen? Ich möchte ... Ich...mmmh, Wasser!" begeistert nimmt sie mir das Glas aus der Hand und trinkt es mit großen Schlucken leer, ein bisschen was landet auf ihrem Pulli. Ich schüttle grinsend den Kopf. Lotti trinkt selten. Aber wenn, dann ist sie schnell betrunken und sehr süß.
Sie stellt das Glas ab und schaut mich an. „Hast du mich noch lieb?" fragt sie dann und ich sehe, dass ihre Augen glasig sind.
Ich setze mich zu ihr, ziehe sie an meine Brust.
„Warum sollte ich dich nicht mehr lieb haben?" Frage ich nach und streichle über ihren Arm.
„Weil du ... Du hast dich ... naja wegen deiner Ex." kommt leise aus ihr raus.
„Ich hab dich immer noch lieb. Das habe ich ihr auch gesagt." erkläre ich. Bevor ich weiterreden kann, setzt sie wieder an.
„Dann ist gut. Ich hatte echt ein bisschen Sorge... Ich mein, du wolltest sie heiraten und... mich kennst du nicht so lange und... keine Ahnung. ... und dann hast du dich gar nicht bei mir gemeldet. ... ich hatte echt Schiss... dass du... dass ihr... Hmpf."
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Süße. Da ist nichts mehr. Es ist vorbei. Ich hab doch dich. Da brauch ich keine andere Frau." Dass sie nicht dran gegangen ist, als ich versucht habe, sie zu erreichen, lasse ich jetzt außenvor.
„Dann ist gut. Ich glaub, das hätte mir sonst echt das Herz gebrochen." sagt sie und dreht sich so, dass sie mich küssen kann.
Sanft treffen ihre weichen Lippen auf meine.
Und sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, denn vor ein paar Stunden waren es noch Elenas Lippen, die auf meinen lagen.Vorsichtig schiebe ich sie von mir, streiche ihr eine Strähne ihrer kupferfarbenen Haare aus dem Gesicht und lasse meine Hand an ihrer Wange liegen. Sie schmiegt ihr Gesicht in meine Hand und lächelt mich an.
„Ich hab dich echt sehr lieb, Felix." sagt sie leise.
Ich schlucke. Ich muss ihr von dem Kuss erzählen.
Aber ich kann nicht.
Nicht jetzt, wo sie so verletzlich ist.
Morgen.
Wenn sie wieder nüchtern ist.
Dann erzähle ich es ihr.
„Ich hab dich auch sehr lieb, Lotti." antworte ich also und küsse sie auf die Stirn.
Zufrieden lächelnd macht sie es sich auf mir bequem und ist kurze Zeit später eingeschlafen.
Ihr Kopf liegt auf meiner Brust und sie hat ihre eine Hand unter mein Tshirt geschoben. Das macht sie immer, wenn sie auf mir liegt. Meistens streichelt sie dann federleicht über meine Seite.Ich streiche über ihren Kopf und überlege fieberhaft, was ich machen soll.
Ich hab nicht gelogen.
Habe es ihr einfach nicht sofort erzählt.
Das ist nicht cool, aber es ist ok.
Zumal sie eh betrunken ist. Und wir uns so wahrscheinlich fürchterlich streiten würden.
Ich kann nicht zwei Frauen an einem
Tag enttäuschen.Wobei ich für den Kuss ja auch gar nichts kann.
Ich wollte Elena nicht küssen.
Aber der Kuss und das Gespräch haben einiges in mir aufgewühlt.
Hätte ich Elena wirklich für Lotti verlassen, so wie ich es ihr gesagt habe?
Ich weiß es nicht. Elena ist eine tolle Frau. Aber sie hat mich so verletzt wie vorher noch nie jemand.
Lotti und ich streiten uns so viel und so sinnlos. Ich verstehe ihr Problem nicht, wieso sie nicht einfach bei mir weiterarbeiten kann. Irgendwas ist ja immer zu tun...
Vielleicht müssen wir einfach mal raus und uns nur auf uns konzentrieren...
Ich seufze und schaue zu ihr runter.
Friedlich schläft sie und sabbert ein bisschen.Aber sie ist so süß dabei. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Vorsichtig nehme ich sie auf den Arm, trage sie ins Schlafzimmer und ziehe sie aus. Streife ihr eins meiner Tshirts über den Kopf und decke sie dann zu. Ich gehe ins Bad, tröpfle etwas von ihrem Augenmake up Entferner auf einen Wattepad und versuche vorsichtig, ihre Wimperntusche zu entfernen.
Dann mache ich mich bettfertig und lege mich zu ihr. Sofort dreht sie sich um und kuschelt sich an mich.
Morgen, wenn sie nüchtern ist, dann werde ich es ihr erzählen.
————————
Tjoar, was meint ihr? Hätte Felix direkt was sagen sollen? Oder ist es ok, wenn er ihr erst von dem Kuss erzählt, wenn sie wieder nüchtern ist?
DU LIEST GERADE
10 Dinge die... (Felix Lobrecht FF)
Hayran KurguFelix macht eine schwere Zeit durch. Und bekommt zu allem Übel eine neue Mitarbeiterin vor die Nase gesetzt.... die er anziehender findet, als er sollte und will. An die RAF Camora Fans: er taucht ab Kapitel 30 auf und ist nur ein Nebendarsteller ;)