╔═══════════*.·:·.☽✧ ✦ ✧☾.·:·.*═══════════╗
LUKASZ PISZCZEK X CAMERON
HIS NAME WAS LENA II.╚═══════════*.·:·.☽✧ ✦ ✧☾.·:·.*═══════════╝
📍DORTMUND,
GERMANY"Und, wie waren die Feiertage in Polen?", fragte mich Mats bei der ersten Trainingseinheit nach der Osterpause. Ich war gerade dabei meine Schuhe zuzubinden und kniff meine Augen beim Erinnerung zusammen.
Es war Osterzeit und wie alle Jahre wieder, war ich auch dieses Jahr bei meiner Familie in Polen. Ich war erst am frühen Samstagmorgen dazugestoßen, weil ich bis gestern noch Dinge in Dortmund zu erledigen hatte. Auch, wenn ich natürlich gerne früher frei gehabt hätte, wusste ich, dass je später ich zu meiner Familie dazustieß, desto weniger Zeit ihnen blieb mich über mein Liebesleben auszudrücken, was in den letzten Jahren doch sehr langweilig geworden war, wenn man von einigen kleinen Eskapaden absah, die ich sicherlich nicht meinen Eltern anvertrauen würde.
Es war gerade die Zeit des Osterfrühstück und ich wusste genau welches Thema meine Mutter einleiten wollte, als sie meinen ältesten Neffen fragte, wie es mit dessen Freundin lief. Es war wohl schon peinlich genug, dass ein 13 Jähriger vergeben und ein 33 Jähriger Single war, da mussten wir dieses Thema nicht noch wirklich aufrollen. Als meine Mutter sich also mir zuwandte und ihren Mund öffnete, funkte ich rasch dazwischen und wich auf ein Notthema aus, von dem ich bis heute nicht überzeugt war, ob es gut gewählt war.
"Lena arbeitet jetzt bei uns als Physio!"
"Lena?", fragte mein ältester Bruder Marek und sah mich fragend an.
"Aus meiner Grundschule!", erklärte ich. Meine Eltern und Brüder brauchten ein paar Sekunden mehr der Erinnerung, ehe sie alle ziemlich synchron nickten.
"Was eine Überraschung, wie geht es ihr?", fragte meine Mutter neugierig.
Ich gab mir gerade etwas Kartoffelsalat auf den Teller und meinte dabei relativ nebensächlich.
"Gut, aber sie ist jetzt ein er!"
Und mit diesen Satz wurde es augenblicklich mucksmäuschenstill am Tisch. Ich hätte es besser wissen müssen, als das Thema ohne Vorwarnung anzureißen. Ich war in einem konservativen Dorf aufgewachsen in dem meine ganze Familie sich der Kirche untergab. Der Fakt, dass mein Vater Trainer unserer Dorfclubs war, war nicht einmal ansatzweise so viel wert, wie der Fakt, dass meine Familie jährlich die höchste Spendensumme an die Kirche abgab. An dieser Stelle sollte man bitte noch die Ironie dahinter unterstreichen, dass in der Kirche laut vorgelesen wurde, wer die höchste Summe gegeben hatte. Mein Name stand meistens an erster Stelle, gezwungenermaßen, immerhin verdiente ich auch mit Abstand am Meisten. Aber das war in Ordnung. Die armen, hungernden Kinder in Afrika hatten bestimmt viel von dem Palast, den sich der Priester aus unseren Spendengeldern gebaut hatte.
"Er heißt Cameron und hat die letzten Jahre in den USA verbracht!"
"Lena jetzt?", fragte meine Mutter.
"Cameron!", korrigierte ich sie. Sie sah mich streng an und einige ihrer Gesichtsmuskeln zuckten nervös. Etwas lag ihr auf den Lippen, das sah ich, aber ich sah auch den Kampf, den sie mit sich führte diese Worte für sich zu behalten. Sie wusste genau, dass ich mich für das konservative Leben nicht begeistern konnte, es war ein ständiges Streitthema in der Familie.
"Sie war so ein nettes Mädchen!", schüttelte meinen Vater enttäuscht seinen Kopf. Ich schloss für eine Sekunde meine Lippen und versuchte mich zu beruhigen, was aber schwer war, wenn ich genau wusste, dass meine Eltern Cameron sie nannten, nur um mich zu provozieren.
"Er ist immer noch nett!"
"Ich werde diese Menschen nicht mehr verstehen, Lukasz. Ständig findet man was Neues, um sich von der Menge abzuheben. Gott hat dich als Frau zur Welt kommen lassen und damit bist du auch eine Frau!", erklärte meine Mutter und somit wusste ich also auch, was ihr auf den Lippen gelegen hatte. Gott — was für eine riesige Überraschung.
Ich ließ meine Gabel und mein Messer auf den Tellerrand sinken und tupfte mir den Mund mit der Serviette ab.
"Ich dachte, Gott liebt alle seine Kinder!", ging ich auf die Provokation ein. Ich hörte nur ein warnendes Luki von Seiten meines Bruders Marek zu meiner rechten, aber ließ dieses gänzlich unbeachtet. Ich konnte solche Bemerkungen runterschlucken, wenn es um fremde Menschen ging, aber hier ging es gerade um jemanden, der mittlerweile (wieder) ein fundamentaler Bestandteil meines Lebens war und ich würde nicht regungslos dasitzen und nur lauschen, wie meine Eltern Bullshit über Themen erzählten von denen sie keine Ahnung hatten.
"Er wird Lena schon noch auf den richtigen Weg führen!"
"CAMERON!", schrie ich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Ich bemerkte die Blicke aller Anwesenden, die auf mir lagen, vorrangig die meiner Eltern, denen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. Ich hatte mich diesen Blicken schon einmal stellen müssen, in einem weitaus jüngerem Alter. Mit 33 konnte ich es dann erst recht.
"Ich denke, wir sollten dieses Thema jetzt beenden!", murmelte mein Vater, aber ich schnaubte dem bloß entgegen: "Nein, ich würde gerne hören, was ihr dazu zu sagen habt. Kommt, teilt eure konservativen, homophoben und transphoben Meinungen mit mir!"
"Steht dieser Cameron etwa auch auf Männer?", schlussfolgerte mein Bruder Tomasz. Ich nickte und mein Vater lachte daraufhin: "Dann hätte sie doch gleich eine heterosexuelle Frau bleiben können!"
An diesem Satz war so viel falsch, dass ich gar nicht erst wusste, wo ich anfangen sollte, also sah ich meinen Vater einfach nur entsetzt an und flüsterte ein geschocktes: "Wow, ihr seid wirklich einfach dämlich!"
"LUKASZ!", schrie meine Mutter und, wenn sie die Stimme schon erhob, spielte ich mit und schrie ein mindestens genauso lautes: "WAS?"
"So respektlos redest du nicht mit deinem Vater!"
"WEIL ER SO VIEL RESPEKTVOLLER GEGENÜBER MIR IST, ODER WAS?"
"DU HAST DAMIT DOCH NICHTS ZU TUN!", brüllte mein Vater und kurz schauderte es mir. Es geschah nicht oft, dass mein Vater laut wurde, aber wenn, dann bebte kurz das ganze Haus. Mir verschlug es auch diesmal die Stimme. Ich überlegte intensiv, was ich ihm noch entgegenbrüllen konnte, denn mir lagen so viele Worte auf den Lippen. Aber meine Mutter durchbrach die Stille als erstes: "Ich hoffe, du willst mir jetzt nicht noch sagen, dass ihr Kontakt habt"
Und damit reichte mir das Thema und ich stand auf.
![](https://img.wattpad.com/cover/338833637-288-k908309.jpg)
DU LIEST GERADE
oneshots ; iii. ✔︎
Fanfictionein weiteres oneshot Buch ☞︎ boyxboy, boyxgirl, girlxgirl, polyamory ✍︎︎ [so far] • fußball • formel 1 • formel 2