Anonyme App Teil 2

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Cessy

“Frau?”, fragt Lauren fast lautlos, ihr Entsetzen ist genauso groß wie meins vor ein paar Monaten. 

“Ja Frau”, sofort setze ich die Tasse an, um jegliche weitere Frage auszuweichen. Doch nicht mit Lauren, sie drückt über den Tisch hinweg meinen Arm hinunter und fragt mit großen Augen, “Frau, im Sinne von Ehefrau?". 

Ich schnalze verletzt mit der Zunge, "Ja Lauren, Ehefrau, seine Frau stand plötzlich im Penthouse".

“Sie hat geschrien, als sie uns Vögelnt an Kühlschrank gesehen hat”.

Ihre Augen werden noch größer, "im ersten Moment dachte ich, die glücklichste Frau auf Erden sein zu können, und dann Boom verheiratet”. 

“Aber das Beste kam als ich wieder Zuhause war, am Weihnachtsmorgen, er hat mir unzählige Nachrichten geschrieben, in den er mir erklärt hat, dass er seit zwei Jahren versucht hat, die Scheidung durch zu boxen, aber sie sich angeblich weigert."

“Oh und nicht zu vergessen, er hat nichts gesagt, weil er dachte, dass ich dann nichts mit ihm zu tun haben will". Ich spüre, wie ich mich rein steigere, die Wut kocht so schnell hoch, dass ich nicht bemerke, wie meine Stimme lauter wird. 

“Aber es war davor ja nur Cyber Sex Lauren, mehr nicht nur heiße versaute Chats. Wieso kann man dann nicht sagen ich lebe in Scheidung, oder ich Versuche gerade die Scheidung ein zu reichen?”, Laurens Augen werden immer größer doch ich Fuchtel wild mit meinen Armen umher, meine wütende verzerrte stimme ist nur das Sahnehäubchen. 

“Nichts, nein, er lädt mich nach Zürich ein" "Gesteht mir seine Gefühle und BoomEnde." “Ich bin so blöd das ich echt gedacht habe Johan wäre single weil er so viel arbeitet, pff”. 

Plötzlich wirft mir Lauren ein Stück Croissant an den Kopf, die Krümel verteilen sich auf meinen schwarzen, dünnen Pullover. Entsetzt sehe ich meine Freundin an und zeige mir meinen Finger auf die Sauerei. 

"Ok, er ist ein Arsch kapiert, wieso bist du aber nicht zu mir gekommen?”. 

Sprachlos zeige ich wieder auf meinen Pullover, worauf sie nur mit ihrer Zunge schnalzt, "jaja, das geht wieder weg, OK, verheiratet.", als würde sie über ihre nächsten Worte nachdenken müssen, trinkt sie seelenruhig ihren Cappuccino, dafür versuche ich möglichst sauber meinen Pullover wiederherzustellen. 

Zupfend und pustend sehe ich dabei zu, wie die blättrigen Krümel zu Boden fallen. 

“Hast du aufgegeben?”, die Frage wirft mich vollständig aus der Bahn, wie gebannt schaue ich meinen Schoß an. 

Habe ich das? 

Nein, aber wirklich kämpfen tue ich auch nicht. 

“Ich habe insta Sprüche auswendig gelernt”, die unerwartete Antwort von mir rutscht mir so ungalant raus, dass Lauren sich fast an ihren Cappuccino verschluckt. 

“Welche Frau kennt das bitte nicht nach so einem Ereignis, waren gute dabei?”.

Die Frage holt mein Lachen zurück, und wie es zurück kommt. Wir beide sehen uns an und das Lachen beschallt das ganze Café. 

“Ja schon, da waren auch welche, die einen zum Nachdenken angeregt haben” Lauren nickt und tippt sich mit den Finger an ihrem Kinn. 

“Weißt du, zwischen Nils und mir war es nicht immer so locker, wie ich es dich glauben gelassen habe”, neugierig sehe ich sie an. 

Mir hat sie immer nur erzählt, dass sie mit Nils einen heißen Flug hatte, ich habe mich öfter gefragt, ob es wirklich so gut ist im Mile High Club zu sein.

“Wir haben uns oft gesagt, dass wir uns mögen, dass wir uns wichtig sind, aber nie mehr”, verstehe ich und hörte gebannt zu.

"Ich war oft sehr traurig das irgendwie nie was voran ging, es war als würden wir uns nur warm halten wollen für den nächsten Quickie, keine Gefühle oder irgendwas was tiefer geht wenn ich mich aber zurück gezogen habe hieß es wieder “du bist mir aber wichtig”, die Traurigkeit hinter diesen Worten erfasst mein Herz. 

Wie gut ich das kenne, Luca hat auch immer gesagt er mag mich, er genießt die Zeit mit mir, er würde sein Handy angrinsen. 

Die Ironie dahinter erkenne ich jetzt, nur damals eben nicht. 

“Dieses Spiel ging sehr lange und es tat weh, ich war verknallt in diesen Mann und immer wenn er sich zurückgezogen hat, wurde ich traurig und habe Sprüche rausgesucht, Ablenkung oder Sarkasmus verwendet, um daraus zu kommen”. 

Laurens Augen werden traurig, vorsichtig nehme ich ihre Hand in meine, “an dem Tag, als du vor meiner Tür zusammengebrochen bist, habe ich einen Spruch gelesen, der wird mich wahrscheinlich noch ewig verfolgen”. 

Ich dachte immer, Kommunikation wäre der Schlüssel, bis ich gecheckt habe, dass verstanden zu werden das Wichtigste ist. Du kannst so viel kommunizieren wie du willst, wenn du nicht verstanden wirst und die andere Person nicht wissen will, wie du fühlst, ist es sinnlos. 

“Ich war überzeugt, Nils den Laufpass zu geben, gleichzeitig war ich wütend auf mich, weil ich mir den Mund fusselig geredet habe”, eine Träne rollt mir die Wange runter. 

Ich kann dieses Zitat so gut nachvollziehen, dass ich jetzt schon weiß das es auch bei mir hängen bleiben wird. 

"Und am Ende haben Nils und ich schlicht aneinander vorbei geredet." “Versuch nochmal in Ruhe mit Johan zu reden, und wenn du überzeugt bist, dass er dich nicht versteht, dann zieh weiter”. 

Ich nicke einfach nur, das muss ich mir in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. 

Um die Stimmung wieder zu heben, krame ich ein Zitat aus meinem Schädel. 

“Wen eine Frau dich verrückt macht, ohne sich auszuziehen, dann ist sie die richtige”.

Lauren lacht schallend los, genauso wie ich. 

“Oh der ist gut, und so verdammt wahr”. 

Und ganz plötzlich fühle ich mich erleichtert, die Wahrheit hinter all unseren Worten zeigt die Erfahrung, die wir auch weiterhin in unserem Alter machen. 

Und machen werden, unser befreites lachen steckt auch die Kellnerin an, sie lacht mit uns zusammen und erzählt auch Lauren ihre Wedding Story. 

Ich kann Lauren ansehen, dass sie kurzfristig mit dem Gedanken spielt, das ebenso durchzuziehen. 

Doch ich erinnere sie energisch, dass wir gerade ein sündhaft teures Kleid gekauft haben, dennoch werde ich kurz vor der Hochzeit das Kleid neben das Bett legen. 

Nur zur Vorsicht natürlich.