❤️‍🔥 Vergebung ❤️‍🔥

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Cessy

So leise wie es nur geht, ziehe ich mir meinen Bademantel an, meine Klamotten klemme ich mir umständlich unter den Arm. 

Mit meiner Schlüsselkarte zwischen den Zähnen verlasse ich das Zimmer von einem Typen, dessen Namen ich nicht mal kenne. 
Wen das mal was neues für mich wäre..

Ich dachte immer es ist ein Klischee, man schläft nach dem Sex ein und bekommt nicht mal mit das der andere den Raum verlässt. 

Vor der Tür muss ich mir ein Kichern verkneifen. 

Bei Luca war ich nur im Badezimmer, da habe ich es auch nicht mitbekommen, wie er das Zimmer verlassen hat. 

Aber jetzt flüchte ich, und das nicht, weil mein Haustier plötzlich zum Arzt muss, nein, schön wäre es. 

Der Typ mag ja gehärtete Muskeln haben, sieht auch echt gut aus mit seinen blonden Haaren, seiner großen, sehr breiten Statur, aber im Bett ist er definitiv viel zu sanft. 

Sanft ist sogar noch eine Untertreibung, ich dachte ich schlafe ein, mitten beim Sex. 

Ok, kein Wunder, dass ich nach dieser Nummer kurz eingeschlafen bin.

In meinem eigenen Hotelzimmer lasse ich meine gebrauchte Kleidung auf das gemachte Bett liegen und verschwinde direkt danach in das kleine Badezimmer, unter der Dusche blitzt kurz die Frage auf, wieso ich das getan habe. 

Die Antwort kommt aber eben so schnell, weil ich es wollte, weil ich es leid bin, alles zu zerdenken. 

Nachdem ich meine Haare in einen Turban verfrachtet habe, creme ich meinen noch etwas feuchten Körper ein. 

Die Bodylotion riecht himmlisch, nach dieser kurzen Nacht brauche ich etwas Wohltuendes in der Nase. 

Wieder muss ich kichern, da hat er doch allen Ernstes eine Kerze angezündet. 

Wollte er romantisch werden oder dachte er, so würde der Schweißgeruch von seiner Sportkleidung verschwinden? 

Kopfschüttelnd öffne ich meinen Laptop und überfliege die ganzen Arbeits-E-Mails, nachdem ich auf alle geantwortet habe, schreibe ich Timon zurück.

Cessy: Ich bin immer noch in Italien, wo befindest du dich derzeit? 

Mit meinem Handy in der Hand lehne ich mich zurück in den knarrenden Stuhl, der Gedanke, von diesen Plattformen Abstand zu nehmen, wird täglich lauter, ich bin sowieso kaum noch online, wozu also behalte ich diese Apps? 

Klar, die Funk App wäre Unsinn zu löschen, immerhin kann ich selbst damit mein Spielzeug lenken, aber die anonyme App und mittlerweile auch die Dating-Apps brauche ich nicht mehr. 

Aber auf der anderen Seite ist es ebenso Unsinn, sie aus Angst zu löschen, mit einem Schulterzucken schließe ich die geöffneten Apps und lasse es erstmal bleiben.

Das Leben ist mittlerweile online, auf der Straße jemanden kennenzulernen ist fast unmöglich geworden, außer natürlich man trifft auf einer Buchmesse einen Barista der einen auf ein Kaffee einlädt, und so blöd ist und abhaut. 

Wieder wächst ein Lächeln in mein Gesicht, so viele Monate und so viele Erfahrungen später bin ich endlich in der Position, wo ich auch über mich selbst lachen kann. 

Ja natürlich bin ich abgehauen, ich hing dem Gedanken noch nach, die Ehe zu Markus retten zu wollen. 

Bei Luca habe ich bewusst die Möglichkeit ausgeschlossen mehr darin zu sehen, waren unsere Unterhaltungen meist ja sowieso nur sexuell, alles was danach kam stellte ich in Frage, weil von ihm keine Andeutungen kamen, sich näher kennenzulernen. 

Johan war der erste Mann, der sich mehr Mühe gegeben hat, wo ich mich gedanklich viel zu oft gefragt habe, was wäre, wenn. 

Jetzt im Nachhinein weiß ich nicht mal, ob ich von Liebe sprechen könnte, verliebt, verknallt, ja schon, aber ob es auf Dauer geklappt hätte, ist eine andere Frage. 

Damian, ja das war echt, es war unüberlegt, ungeplant, es hat sich entwickelt. Aber auch hier muss ich mir eingestehen, dass meine Vorsicht mir im Weg stand. 

Das ist ok, es tut zwar noch etwas weh, aber jetzt weiß ich, dass ich nichts erzwingen kann.

Ja dann habe ich Sex mit fremden Männern, dann flirten ich ein wenig auf Apps, oder unterhalten mich auch einfach mit welchen, wen es passieren soll, dann wird es das. 

Mein eigenes Lächeln wird breiter bei dem Gedanken, das ich abgeschlossen habe, mit all den Dingen, die mich seit Markus so beschäftigt haben.

Ich wollte immer glücklich sein, aber meine Assoziation war es, mit einem Mann glücklich zu sein. 

Dabei kann ich das auch ohne jemanden an meiner Seite zu haben, ich kann und ich darf mich selbst glücklich machen. 

Die plötzlich überwältigende Welle Wärme in meiner Brust lässt mich einmal laut auflachen.

Da bekommt man immer gesagt, es sei so leicht und man denkt sich: Ja, nein ist es nicht, dabei haben sie Recht.

Es ist leicht, es ist mein Leben, das ich führe, es gehört alles zu mir, jeder Wunsch, jede Sehnsucht, jede Zickerei, jede Träne, alles gehört zu mir und meiner selbst. 

Ich setze mich wieder aufrecht an den Schreibtisch und suche mit meinem Handy nach einem geeigneten Ort, um etwas Ruhe in Italien zu bekommen. 

Es ist wunderschön hier, die Menschen sind überwiegend alle sehr herzlich, aber ich benötige einen Ort, wo ich meine Gedanken und meine Selbstgespräche freien Lauf lassen kann. 

Ich will Band zwei beenden, und das ohne Drama. 

Ohne Herzschmerz oder Sehnsucht, meine Geschichte verdient ein Happy End. 

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt