Cessy
“Also arbeiten wir an uns, und merken das nicht einmal?”, sich mit Claudia zu unterhalten ist ein Leichtes.
Ich will nicht so weit gehen und behaupten, dass es nicht doch etwas unangenehm ist, immerhin ist sie eine Fremde. Aber das sie eine ist, das spürt man kaum.
“Manche mehr, manche weniger". So wie sie, nehme auch ich meinen frischen Kaffee und lege meine Hände um das Porzellan.
"Das ist wirklich interessant, aber wieso schmerzt das bloß alles so?”, auch letzt huscht ein warmes Lächeln über ihr Gesicht.
"Weil es bedeutet, dass es uns wichtig war”, wieder lehnt sie sich in den Stuhl und denkt über die nächsten Sätze nach. Auch ich bin immer wieder tief in Gedanken, das ist mir bewusst, es würde ja nicht weh tun wenn uns Personen oder Situationen nicht wichtig wären.
“Ich Frage dich jetzt etwas, du musst es nicht sofort beantworten, du kannst es auch nur für dich selbst beantworten, aber vielleicht regt es das Denken an”, interessiert und neugierig warte ich auf die Frage.
“Könntest du für einen anderen Menschen doppelt so stark sein wie du denkst es zu können?”, verwirrt lege ich die Stirn in Falten.
“Stärker als ich es bin?”, Claudia nickt zaghaft und öffnet den kleinen Keks auf ihrem Unterteller.
“So wie du derzeit fühlst, so fühlen andere auch, nicht immer, nicht immer nur etwas, sondern auch stärker."
“Ich habe mit der Zeit gelernt, ob man nun eine Freundschaft hat oder eine Partnerschaft, dass man für die Personen da sein möchte, ihr helfen will, wenn es schwierig wird, die Frage dabei ist, kann man es?”, aufmerksam versuche ich Claudia zu folgen. Irgendwas sagt mir, dass es wichtig ist zu verstehen, was sie meint.
"Dein Partner bricht sich das Bein und kann die drei Stockwerke nicht ohne Hilfe runter gehen, er muss aber einkaufen, würdest du für ihn einkaufen gehen oder würdest du ihm helfen, die Treppen herunter zu kommen?”.
“Deine Freundin ist dabei, einen schweren Fehler zu machen, du weißt es und kannst eingreifen, redest du nur oder handelst du?”, “Die liebe deines Lebens hat eine schwere Phase in seinem Leben, er verschließt sich driftet immer mehr in sich zurück, gibst du ihn Zeit und bist für ihn da oder drängst du darauf antworten zu bekommen und wirst ungehalten weil du nicht voran kommst?”.
Meine Augen werden immer größer, es dauert seine Zeit aber ich verstehe die Richtung, in die Claudia gehen will.
“Du fragst mich ob ich bereit bin um das zu kämpfen was ich möchte?”, sie nickt langsam, “ja genau, nur weil wir uns etwas wünschen, wird es uns nicht in den Schoß gelegt”.
“Manchmal möchte man etwas unbedingt, aber man schafft es nicht bis dahin, und so ist es auch mit Menschen."
Claudia gibt mir Zeit und das neue Gehörte zu verarbeiten, das passiert auch recht schnell, nur regt es wirklich zu denken an, könnte ich das?
Kann ich Lauren jetzt verstehen?
Würde ich es schaffen, für jemand anderen stärker zu sein?
“Ich weiß nicht, ob ich es könnte”, meine ehrliche Antwort scheint Claudia nicht zu überwachen. Sie ist wirklich vom Wesen her sehr gefestigt und glücklich, doch ich kann ganz genau spüren, dass hinter dieser Fassade mehr steckt als das, was sie mich sehen lassen möchte.
“Dann stelle dir immer diese Frage, immer wenn du jemanden kennenlernst, der den Eindruck vermittelt gerade traurig zu sein, der nie nach Hilfe fragt, der nicht um ein Gespräch gebeten hat, kannst du für ihn stark sein?” Auf einmal wächst mein Lächeln.
DU LIEST GERADE
Anonyme App Teil 2
RomanceMitten im Leben, das würden zumindest tausende Menschen sagen. Wenn man aber mitten im Leben neu anfangen muss, sieht das alles schon anders aus. Die Ehe gescheitert, die Gefühle eine Achterbahnfahrt und das Liebesleben eine Katastrophe, Cessy hat...