❤️‍🔥 etwas ehrliches ❤️‍🔥

21 3 6
                                    

Cessy

“Möchtest du auch noch ein Glas Wein?”, ich halte bereits die Flasche über sein Glas, kauend nickt er kurz, dieser blöde Film versetzt mich in Panik und er hat Spaß.

Grummelnd setze ich mein Glas wieder an, nachdem ich uns beiden eingeschenkt habe. 

Dieser Psycho-Thriller raubt mir den letzten Nerv, wieso um alles in der Welt keine Komödie. 

Als wieder unheimliche Musik gespielt wird, greife ich zu meinem Handy. Johans Nachrichten ignoriere ich, dafür öffne ich meine Funk App. 

Mauris: Hallo schöne Frau, hast du mal wieder Lust?

Bei dem Satz wird mir anders, bis vor ein paar Monaten hätte ich dreckig gelacht und ja geschrieben. Aber jetzt schleichen sich irrationale Gedanken in meinen Kopf. 

Innerlich schüttelt es mich, zwar habe ich mich irgendwie in Johan verliebt gehabt, aber ich konnte problemlos flirten, das konnte ich ja sogar noch mit Timon auf dem Weihnachtsdorf. 

Wieso also jetzt nicht, wo ich weiterhin solo bin? 

Das ist doch bescheuert, frustriert schreibe ich "derzeit nicht” zurück und gehe offline. 

Die Anonyme App habe ich gelöscht, aber nicht ehe ich noch mit ein paar Bekanntschaften die Nummern getauscht habe, kaum zu glauben, aber es haben sich so etwas wie Freundschaften entwickelt. 

Nur bemerke ich jetzt, wie frustriert ich über die Tatsache bin, dass ich das schon vor Monaten alles verstehen hätte können. 

Nein, nicht nur darüber, über meine Dummheit nicht erkannt zu haben, wie viele mich in der Zeit verarscht haben, die Lügen, die ich geglaubt habe, das Lächeln, was ich im Gesicht hatte, als einige Scherze gerissen haben. 

Da wäre der Punkt wieder, wie würden diese Menschen sich von Angesicht zu Angesicht verhalten? 

Keine Ahnung, wen ich Timon so ansehe, würde ich sagen, normal, aber auch er hat dreckige Geheimnisse genau wie ich. 

Wir beide wissen das, aber sprechen es auch nicht an. 

Wenn ich allerdings zukünftig Daten möchte, wird es auch nicht besser werden, ob es nun die Anonyme App ist oder Tinder und co. überall tummeln sich solche Arschlöcher, jeder könnte mich verarschen und mir das blaue vom Himmel lügen. 

Oh, das ist ja noch schlimmer, wie unterscheide ich die Lügen von den Wahrheiten? 

Wen kann ich den Glauben, dass er nur mich will nach dem, was ich alles gelesen und erlebt habe? 

Oder ich date direkt von Angesicht zu Angesicht, aber das wollte ich ja ursprünglich nicht. 

Verdammt nein ich steigere mich nicht wieder in Unsicherheiten rein. 

“Alles ok, du siehst so verkniffen aus”, ich spüre, wie mein Gesicht grimmig zusammengekniffen ist. 

Der Satz auf meiner Zunge schlüpft mir unkontrolliert raus, “mein Leben ist ein Drama, ich hasse Dramen”. 

Sofort landet geräuschvoll meine Hand auf meinem Mund. 

Mist, das wollte ich überhaupt nicht sagen, aber es nervt mich so sehr, meine Gedanken wandern immer wieder zu Dingen, die mal waren, dabei würde ich gerne nach vorne blicken. 

"Na und?" "Das macht das Leben spannend”, fassungslos starre ich Timon an, “das meinst du doch nicht ernst, oder?".

Er trinkt einen Schluck Wein, dabei sieht er mich so konzentriert an, dass ich mich unter seinen Blick winde. 

“Wieso ist es den ein Drama?”, bei der Frage fühle ich mich unwohl. 

“Muss ich das beantworten?”, ich muss über meine eigene Unfähigkeit grinsen, genau wie Timon.

“Nein natürlich nicht, aber wie soll ich es dann verstehen?”.

Ich lege mein Handy auf die Sofalehne und sehe in mein Glas, “das ist schwierig zu beantworten", “in großen und ganzen verunsichern mich die Lügen und die stürzen sich danach weiter in Angst. Ich will das nicht mehr, ich will Menschen glauben können und nicht skeptisch alles hinterfragen”.

Ich weiß nicht mal ob er mir folgen kann, aber es tut gut diese Gedanken mit jemanden zu teilen. 

“wieso bist du den skeptisch?”, seufzend sehe ich ihn wieder an, “diese anonyme App, anfangs habe ich mich unbewusst in einen verknallt, und wurde prompt abgesägt”, kurz kneife ich meine Lippen zusammen.

“In Zürich war ich dann bei jemanden, den ich schon länger kannte, verliebt und verblödet wie ich war, habe ich nicht gecheckt, dass er verheiratet war”. 

Timons Gesichts-Mimik gibt keine Spur von Belustigung Preis, dafür sehe ich ihn an, dass er tausende Fragen hat. 

“Ich war sicher kein unschuldiges Ding, aber dieses “ich mag dich” und “ich will nur dich”, es kotzt mich an, Wieso sollte man das nicht glauben?”. 

Wieder spüre ich wie ich mich in etwas rein steigere, mein Herz nimmt an Geschwindigkeit zu weil die Wut darüber so groß wird das ich einfach unüberlegt weiter rede, “ich fühle mich naive und angreifbar wenn ich nur daran denke jemanden wieder vertrauen zu schenken, dabei weiß ich das es falsch ist denn ohne wird es nie was damit jemanden wirklich kennenzulernen”. 

Vor lauter Frust donnern meine Finger laut an Glas, das es nicht platzt, wundert mich etwas. 

“Ok, es scheint mir so, als wäre mehr dahinter?”, schnaufend strömt die Luft aus mir raus. 

“Ja natürlich ist da mehr, ich bin nur auf die App weil ich der Meinung war wenn ich meine Ehe nicht retten kann dann könnte ich ja wenigstens etwas flirten, habe ich auch getan und da war dann so ein Typ der sich für mich interessiert hat, ich aber wollte nur flirten und Spaß haben”, als er nickt erzähle ich weiter, “ich habe es nicht verstanden oder wollte es auch nicht verstehen, als ich es aber dann verstanden habe war es zu spät also habe ich mich auf einen anderen eingelassen”. 

Timon hebt seinen Zeigefinger und würgt den Schluck runter, “der verheiratete?”, sofort nicke ich und schlucke selbst den süßen Wein runter. 

“Ja genau, die ersten fünf Minuten nach der  Liebeserklärung waren auch echt toll, aber dann stand plötzlich seine Frau in der Küche”. 

Timons Gesicht wird weiß, der Alkohol in meinem Blut lässt mich kichern. 

Und das über mich selbst, “ach du scheiße”. 

Mein Kopf landet im Nacken vor lauter Lachen, japsend gebe ich ein “und wir” von mir. 

Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. 

“Von einer kaputten Ehe zu einer Verknalltheit zu einem Affäre Typen, wow Cessy, wenn dann willst du aber auch alles”. 

Ich wische mir die Lachträne aus dem Augenwinkel und gebe Timon die fünf. 

“Sowas von Baby, bei mir gibt's keine halben Sachen”. 

Eigentlich wäre mir jetzt nach Weinen, wo sind denn bloß die Typen, die zu ihren Gefühlen stehen können, und wenn es nur geschrieben ist. 

Aber ehrliche Worte, eine offene Kommunikation, versaut und witzig kann man immer sein, aber nicht ehrlich. 

Timons Arme schließen sich um meine Schultern, der Damm bricht in mir, “ich wollte nur was Ehrliches". 

Behutsam streichelt er meinen Rücken. 

Ich wollte nicht mehr schwach sein, ich wollte nicht mehr wegen einen Mann weinen. 

Aber es fehlt mir, er fehlt mir. 

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt