❤️‍🔥 PS im Blut ❤️‍🔥

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Cessy

Nach dem 47ten blauen Wagen presse ich gelangweilt die Luft aus meiner Nase.
Lucas und ich haben uns nichts zusagen, außer wenn wir uns anschreien.
Also schweigen wir, ich höre nur sein gleichmäßiges Atmen, ab und zu kommt ein anderer Motorradfahrer in den Funk, doch die sind meistens schnell aus der Reichweite raus.

So bleibt mir also nichts über, als hinter Luca zu sitzen, mich festzuhalten und eine Beschäftigung nach der nächsten zu suchen.
Blaue Autos waren schnell langweilig, genauso wie die roten.
Mögliche Geschichten, die ich überdenken könnte, nehmen gewalttätige Ausmaße an, also klappt das hier auch nicht.

“Was machst du hier überhaupt?”, die Frage überrascht mich so sehr, dass ich von ganz alleine antworte.
“Eine Auszeit nehmen, mein Chef hat mir die Ferienhütte zur Verfügung gestellt”, erst schaue ich Lucas Helm blöd an merke aber schnell das er mich sowieso nicht angucken kann.

“Das mein Vater dein Chef ist habe ich auch verstanden, aber wieso Auszeit?”, abfällig schnaufe ich aus, "schön, dass du das verstanden hast, ich hab's erst kapiert, als du plötzlich hinter mir standest".
Als er eisern schweigt, verstehe ich das er auf eine Antwort wartet, unmotiviert hole ich tief Luft.

“ist eine längere Geschichte super uninteressant”, wieder schaue ich mir die vorbeiziehenden autos an.
Manche Leute, die hinter dem Steuer sitzen, sehen doch Recht interessant aus, “sag schon”.
“Ein Bitte tut nicht weh", sofort, schießt er zurück, “nett zu sein auch nicht”.

“Würdest du mir BITTE sagen wieso du eine Auszeit brauchtest?”, sein deutliches übertriebenes bitte, überhöre ich einfach.
“Mir war alles zu viel”, kleinlaut sehe ich meinen Oberschenkel an.
“Wie meinst du das?”.

“Markus hat mich emotional schon ausgelaugt, das Buch war eine..”, ich hole tief Luft und die Wahrheit wenigstens raus zu bekommen “Achterbahn, dann kamen noch mehr Dinge zusammen und noch mehr Drama, was ich alles nicht verarbeitet bekommen habe und dann”..
Empört über mich selbst verziehen ich kurz den Mund, “habe ich eingesehen, dass ich eine Auszeit brauche”.
“Drama nennst du das?”, ich zucke mit meiner Schulter, was Luca sicher spüren kann, “ja schon, Drama und noch mehr Drama”.
"Du meinst wohl eher das Leben, das dich ein paar Dinge gelernt hat”.

Ich ziehe ein hm lang, “ja das auch, ich musste einige Dinge lernen, andere verstehen und wieder andere akzeptieren, ist halt so”.
“Und wieso klingst du dann so..” ich bleibe still und warte ab, Luca überlegt scheinbar länger, um die richtigen Dinge zu sagen.
Außer wenn man ihn anschreit, scheint sein Abwehrmechanismus das Lachen zu sein.

“Müde”, wieder überlege ich was ich überhaupt sagen kann, doch meine Überlegungen werden von mein Mundwerk ignoriert, eigenständiges reden das konnte ich ja schon immer sehr gut, “ja ich bin müde, das alles hat mich ausgebrannt, Gefühle sind scheiße wen man sie nicht verstehen will”.

Darauf bekomme ich nur ein leises lachen, “ja jetzt kann ich darüber lachen aber als diese scheiße damals los ging hatte ich nicht mal ansatzweise eine Ahnung was ich alles durchmachen muss, die Streitereien, die Gefühlsausbrüche, das lange nach denken die Nächte wo ich…”, erschöpft landet mein Kopf wieder an seinen Rücken, “ich bräuchte Zeit die ich mir nicht genommen habe ich habe dazwischen nach gedacht und mich von Impulsen leiten lassen”.

Ich weiß nicht was ich falsches gesagt habe, Luca wird prompt wütend, “also war ich ein Impuls?”, das fauchen was meine Ohren heiß werden lässt sorgt auch dafür das ich zusammen zucke und doch genauso antworte wie er.
“Nein verdammte scheiße, du warst ein Kerl den ich mochte, ein Kerl der mir Angst gemacht hat, jemand vor dem ich mich sofort unterbewusst schützen musste”.

In einer Kurve gibt Luca Gas, mich beschleicht das Gefühl, dass er ein emotionaler Fahrer ist, “wie bitte, ich habe dir überhaupt nicht weh getan”.
“Das habe ich auch nicht gesagt, obwohl doch ja du hast mir auch weh getan auch wen nicht absichtlich, Luca verdammt fahr langsamer”.
Der Typ hat anscheinend nur PS zahlen im Blut, er wird immer schneller.
“Wo zur Hölle habe ich dich verletzt?”, sein Schreien ist zum Glück das einzige, was ich höre, wir fahren so nah an einem Lkw vorbei, dass ich schwören könnte, wenn der Funk nicht wäre, dann könnte ich die Englein singen hören.

“Deine abweisende Art, deine Ungeduld mit mir und dein ignorieren wenn es nicht so gelaufen ist wie du es gerne gehabt hättest, ich konnte doch nichts dafür ich sagte doch unterbewusst”, gerade haben wir den LKW hinter uns gelassen da beschleunigt der Idiot noch mal.

Mit zum Hals schlagenden Herzen sehe ich zum Himmel, hoffentlich empfängt meine Tante uns, dann kann die ihm in den Arsch treten für diese Aktion.

“Ich habe so reagiert wie du”, als der nächste Laster überholt wird schreie ich “ja weil Markus mich emotional fertig gemacht hat, ich habe geheiratet ich habe mir jahrelang den Arsch aufgerissen ich habe alles versucht was ging damit wir eine gute Ehe führen können aber dieser wichser hat mich alleine gelassen, diese beschissen Einsamkeit”, meine Tränen kommen so schnell und heiß aus den Augenwinkeln das ich kaum noch etwas sehe, “ich war doch nichts mehr Luca, ich hatte Angst, Angst davor das ich wirklich mehr für dich empfinden könnte als ich es sollte, Angst davor die Scheidung anzusprechen, Angst alleine zu sein, Angst und noch mehr Angst, ich weis das jetzt aber damals doch noch nicht”.

Ich heule so hemmungslos das es mir egal ist ob Luca nun eine Lebensgeschichte bekommt oder nicht, die beschissene Schnelligkeit ist vergessen genauso das auch andere mein Geheule hören können, “ich hatte die App installiert mit der Ausrede interessante Menschen kennenzulernen die ich eventuell für Geschichten nutzen kann, ich war überhaupt noch keine Autorin ich habe nur aus Spaß geschrieben nicht um Geld zu verdienen, ich wollte aber auch wieder beachtet werden weil ich mir nicht eingestehen wollte das meine Ehe zerbrochen ist”,

“Es waren drei Kerle mit denen ich täglich Kontakt hatte, Du, Jens und ein Schweizer” etwas leiser rede ich weiter “mit Jens habe ich nur freundschaftlich herum geblödelt, der Schweizer war erfrischend und hat mich regelmäßig auf gute Ideen gebracht” plötzlich stocke ich, will ich das wirklich sagen?

Will ich mir diese Blöße wirklich geben?

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt