❤️‍🔥 geflüchtet ❤️‍🔥

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Cessy

Am ersten Tag nach dem großen Knall war ich voller Wut. 

Auf mich.

Auf Lauren.

Auf Damian. 

Auf Lars.

Ja sogar auf die Kassiererin, die nicht fähig war, ein Lächeln aufzusetzen. 

Am zweiten Tag habe ich viel geweint, über was oder wegen wem, das wusste ich nicht. 

Ich musste einfach dieses brodelnde Fass weg bekommen und das in Form von Tränen. 

Natürlich habe ich mich nicht direkt besser gefühlt, elender wohl eher.

Der dritte Tag war ein Gewühl aus allem, Wut, Aggressionen, Trauer und schließlich Resignation. 

Am vierten Tag packte mich Kälte, ich fror sowohl von außen als auch von innen. Ich bin in die Sauna gefahren weil ich dachte etwas Entspannung würde mir gut tun, es hat nicht geholfen, ich habe aus dem nichts angefangen zu weinen die Besucher neben mir dachten wahrscheinlich ich wäre verrückt. 

Dabei dachte ich selbst von mir, ich werde langsam irre, als ich nach Hause kam, habe ich hektisch angefangen einen Reisekoffer zu packen. Erst am Flughafen ist mir eingefallen, dass ich mich bei André melden sollte, um kurzfristiger Urlaub zu bekommen.

Ich habe Glück im Unglück gehabt, durch meine Befreiung kann ich durchaus Home Office machen, und das nicht zwingend Zuhause. Ich muss nur regelmäßig online sein und meine Arbeit abschicken. 

Und so habe ich einen Flug nach Italien gebucht, einfach so, spontan und kurzfristig. 

Der ganze Flug ging an mir vorbei, die Menschen um mich herum, das Essen, die Lautstärke, alles ging unter. 

Mir ist klar geworden, dass diese Trauer nicht nur wegen Damian kommt, in den letzten Monaten ist viel zu viel passiert. 

Ich habe kaum etwas verarbeitet, geschweige denn mich damit auseinander gesetzt. 

Aber verstehen konnte ich das im Flugzeug noch nicht, da war es Hass, was mein Herz geleitet hat. 

Verarscht habe ich mich gefühlt, angelogen und ausgenutzt. 

Er hat nicht mal versucht mich anzurufen, keine Nachricht oder sonst irgendwas, Lauren hatte also Recht. 

Nur ich wollte das nicht sehen, und so hat mich der Hass nach Italien begleitet. 

Tagelang.

Die bittere Enttäuschung kam am siebten Tag, wieder kamen mir die Tränen. 

Der Satz, "dass ich dich enttäusche”, hat sich in der Zeit in meinen Gedanken eingebrannt. 

Das hat er, aber ich habe mich selbst auch enttäuscht, ab dem Zeitpunkt, als ich es mir selbst eingestanden habe, wurde es nochmal schlimmer. 

Ich wollte damals, als ich Markus geheiratet habe, nichts anderes als glücklich sein, mehr nicht. 

Ich dachte immer, dieser Wunsch wäre klein, jetzt weiß ich, dass dieser Wunsch mit zu den größten gehört. 

Es ist nicht selbstverständlich ein befreites Lächeln im Gesicht zu haben, es ist nicht leicht, das Gute überall zu sehen. 

Und es ist nicht leicht, über sich selbst in Klaren zu werden, dass man nicht die Person ist, die man zu glauben gemeint hat. 

In den vergangenen Tagen habe ich hunderte Menschen beobachtet, unbewusst und still habe ich in Cafés gesessen, meinen Kaffee getrunken und die Leute einfach nur beobachtet. 

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt