❤️‍🔥 kaputte Freundschaft ❤️‍🔥

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Cessy

Nach zwei Wochen, an denen ich nichts von Lauren gehört habe, gehe ich zu ihr nach Hause. 

Ich habe ihr jetzt mehrmals geschrieben, sie mehrmals angerufen und sogar auf die Mailbox geredet, bis die mir verkündet hat, dass sie voll ist. 

Ja okay, ich bin laut geworden, ich habe sie rausgeschmissen aber sie war auch nicht gerade nett, und diese Tour jetzt hasse ich noch mehr. 

Mich zu ignorieren, nach der Nummer, die sie abgezogen hat, ist eine richtige Bitch Aktion. 

Wieso zum Teufel mache ich mir die Mühe und gehe auch noch zu ihr hin? 

Achja, stimmt, ich hasse Drama. 

Ungeduldig klingle ich bei Lauren, nach über zehn Minuten die ich in der denkenden Hitze stehe, habe ich die Schnauze voll. Bei Damian bin ich angeblich hinterher gelaufen, was ich nicht so empfunden habe, anders als jetzt, jetzt habe ich mehr als deutlich das Gefühl, Lauren hinterher zu rennen. 

Völlig umsonst, sie nimmt ja nicht mal ab, wenn ich sie anrufe. 

Gerade als ich in die Ecke gehe, stoße ich mit Nils zusammen, sein Jutebeutel fällt zu Boden, ein Haufen Obst fällt raus, aber das schert ihn nicht im geringsten. 

Er sieht mich an, als hätte er einen Geist gesehen.

“Cessy”, ich hebe meine Augenbraue und sehe Nils aus schmalen Augen an, “ist mein Name”. 

Da er sich nicht rührt, hebe ich die Äpfel auf, die an meinen weißen Sneaker grollt sind. 

"Ja, ich weiß, was tust du hier?”, wütend werfe ich ihm den Apfel entgegen, denn er ungeschickt auffängt. 

"Was ist das für eine Frage?”, ein paar Sekunden warte ich darauf, dass er sich erklärt, dieser gereizte Ton von ihm gefiel mir nämlich überhaupt nicht, aber da nichts weiter kommt, fahre ich Nils an. 

“Ich habe versucht mit Lauren zu reden, aber ich scheine ihr ja derzeit nicht in den Kram zu passen”. 

Nils verschränkt die Arme und sieht mich hochnäsig an, “das hast du dir ja wohl selber zuzuschreiben, was schreist du Lauren auch an, sie hat versucht dir zu helfen, mehr nicht”. 

Die ganze Haltung von ihm lässt die Kratzbürste in mir raus, auch wenn ich Versuche halbwegs erwachsen mit dieser Situation um zu gehen verschränken auch ich jetzt die arme. 

"Helfen ist das eine, aber was Lauren getan hat, ist übergriffig gewesen, das hat aber auch nichts mehr damit zu tun, dass Lauren nicht mal bereit ist, sich meine Entschuldigung anzuhören, oder sich bei mir zu entschuldigen”. 

“Entschuldigen soll sie sich?”, er schreit mich so plötzlich an das ich zusammen zucke, “Mädchen mach mal die Augen auf, Lauren war die einzige die dir nach deiner Katastrophalen Ehe geblieben ist, sie war für dich da hat dich ständig getröstet und du läufst blindlings immer wieder in irgendein Drama rein wo meine Frau dich raus ziehen kann, sie hat überhaupt keinen Grund sich bei dir zu entschuldigen”. 

Ich stolpere ein paar Schritte zurück, doch Nils folgt mir und wird immer lauter. Seine große Gestalt macht mir plötzlich so eine Angst, dass ich mich kleiner mache, so kenne ich ihn überhaupt nicht, seine Worte machen mir Angst genauso wie seine Gesten, die alle gegen mich gerichtet sind.

“Du lässt dich von irgendwelchen Arschlöchern ficken und erwartest dahinter die große Liebe zu finden, dann stellt sich raus das die mit die gespielt haben und heulst Rum, Lauren darf alles aus Baden und erwartest dann auch noch das sie bei dir Angekrochen kommt?”, da die Hauswand in meinen Rücken ist, konnte Nils mir viel zu nahe kommen, so stehe ich jetzt Nase an Nase mit ihm und kann nicht ausweichen.

“Verpiss dich Cessy, komm nie wieder, meld dich nie wieder bei Lauren, hast du mich verstanden, meine Frau verdient eine bessere Freundin als dich”. 

Die heißen Tränen, die mir die Sicht erschweren, belächelt der Arsch nur, es ist, als wäre Nils plötzlich ein anderer, normalerweise ist er der ausgeglichene von den beiden.

Seine Faust prallte gegen die Backsteinwand hinter mir, nah an meinen Kopf, ich zuckte so heftig zusammen, dass ich unter seinen Armen auf den Asphalt landete, “verschwinde habe ich gesagt”. 

Ängstlich nicke ich und robbe mich zurück, meine kleine Handtasche knallt mir immer wieder in den Rücken bis ich weiter genug von ihm entfernt bin und mich aufrappel. 

So schnell ich kann, verschwinde ich zur nächsten U-Bahn Station. 

Was ist bloß in beide geraten? 

Erst Lauren, die von einem Moment in den nächsten so anders erscheint, dann Nils, wenn Lauren nicht mehr mit mir befreundet sein möchte, dann gut, aber da braucht sie doch nicht, Nils auf mich zu hetzen. 

Die Verluste werden immer mehr, und weil ich das Gefühl habe, bei niemandem mehr erwünscht zu sein, rufe ich auch niemanden an. 

Normalerweise hätte ich jetzt Lauren angerufen, aber das geht aus offensichtlichen Gründen ja nicht. 

André ist auch keine Option, er hat Urlaub genommen, um mit seiner Gesundheits-Tante in den Wald zu fahren, irgendwas mit Wiedergeburt. 

Timon ist nicht in der Stadt, bleibt also keiner mehr. 

In der Bahn versuche ich ständig mit einem Taschentuch meine Tränen zu trocknen, auch wenn mich alle ansehen und einige Tuscheln laufen sie weiter. 

Seit Jahren sind wir befreundet, seit Jahren gehen wir gemeinsam durchs Leben, sie hat sich bei mir ausgeweint und ich mich bei ihr. 

Dieser Brake jetzt tut beschissen weh, was habe ich bloß verbrochen, dass die Leute sich alle von mir abwenden? 

Ich kann mich nicht so sehr verändert haben, und selbst wenn, dann ist das doch kein Grund jemanden links liegen zu lassen. 

Da ich nur die Mittagspause genutzt habe, um zu Lauren zu fahren, stehe ich jetzt heulend vor meiner Arbeit, was ein Beschiss das doch alles ist. 

Ich habe mich auf einen Neuanfang gefreut und nicht auf ein komplett neues Leben. 

Kein Mann mehr, keine beste Freundin…

Ehe ich mich zu sehr reinsteigern kann, lasse ich die Trauer zu, ich stelle mich in den Raucherbereich und atme mehrmals tief durch. 

Es ist nicht das Ende der Welt, bestimmt lässt es sich irgendwann klären und wenn nicht, dann habe ich es akzeptiert. Es tut weh, ja, aber ich gehe nicht kaputt daran,  denn nicht nur ich habe Fehler gemacht. 

Wie ein Mantra murmelte ich es vor mich her, es ist mir egal, wie das für andere aussehen mag. 

Mir ist egal, dass meine Schminke verläuft, mir ist es auch egal, dass es wieder ein Grund wäre, an mir zu zweifeln.

Schließlich ist es mein Leben, ich bin natürlich traurig, dass ich eine so wichtige Person in meinem Leben verloren habe, aber ich war bereit, darüber zu reden und nicht Lauren. 

Ich habe mich gemeldet, nicht Lauren, ich habe nicht aufgegeben, obwohl sie übergriffig gehandelt hat, nicht ich. 

Mit einem neuen Taschentuch trockne ich mein Gesicht so gut es geht, vorsichtshalber schaue ich überall hin, bis ich eine Toilette gefunden habe, wo ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser und Seife komplett reinige. 

So ein Neuanfang hat ziemlich viele Hürden, auf diesem Weg passiert so viel Unerwartetes, dass ich fast nicht hinterher komme. 

Im Spiegel sehe ich mich traurig an, es ist aber mein weg den ich weiter gehe, egal wie weh es tun wird, am Ende wird es hoffentlich besser.

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt