Cessy
Erledigt wie schon lange nicht mehr, strecke ich meinen Rücken auf dem Stuhl durch.
Knackend stöhne ich auf, seit Tagen sitze ich hier, Tag ein Tag aus.
Wenn es nicht so viel Spaß machen würde.
Trotz Erschöpfung grinse ich breit, neben meinen beruflichen Verpflichtungen schreibe ich weiter, mache Essen oder beschalle das Haus mit Musik.
Ich genieße in vollen Zügen die Ruhe und die Möglichkeiten hier.
Kein Nachbar, der sich über die Musik beschwert, keine Menschen, die auf der Terrasse neugierig ins Haus sehen.
Keine ungebetenen Gäste, die mich auf Partys ziehen wollen, keine Streitereien, keine Männer und keine Dramen.
So ruhig wie schon lange nicht mehr, stehe ich auf und öffne die Schiebetür zur Terrasse, der frische Wind weht mir zart um die Nase, die Vögel, die ich aus der Ferne höre, lassen mich neugierig in den Wald sehen.
Ich könnte wandern gehen, aber die Geschichte muss ich weiter schreiben.
Aber ich will auch die Natur sehen, unschlüssig sehe ich wieder rein und sofort wieder in den Wald.
Ich habe genug Zeit für beides, aber trotzdem ist die Entscheidung schwer.
Ich würde am liebsten sofort alles auf einmal machen, lange spazieren gehen und gleichzeitig schreiben, wandern und klettern gehen und gleichzeitig eine neue Geschichte angehen. Den Grill anschmeißen und Timon einladen, oder lange ausschlafen und einfach faul auf dem Sofa liegen.
Mit meiner Hüfte lehne ich mich an das Geländer, ich sollte mir einen Plan erstellen, so dass ich freie Tage zwischen den Schreiben habe, die ich dann nutzen kann, um all die Dinge zu tun.
Ich bin so den Stress gewohnt, dass ich rastlos bin, sobald ich an Freizeit denke.
Ich schüttel über mich selbst den Kopf, wie bescheuert das doch ist, da bekomme ich ein Ferienhaus gestellt um zu entspannen und arbeite trotzdem so gut wie durchgängig.
Um dieses Treiben zu unterbrechen, hole ich mir aus der Küche eine Flasche Wasser und setze mich draußen in die Sonne auf der Terrasse.
Nach über einer halben Stunde, die ich ausschließlich damit verbracht habe, mit mir selbst zu diskutieren, reicht's mir. Ich gehe wandern, wenn ich Lust dazu habe, ich werde tagelang schreiben, wenn mir der Sinn danach ist, und klettern ebenso.
Ich muss mir doch keinen Plan machen, um meine Freizeit zu gestalten.
Plötzlich schrillte mein Handy in meiner Hosentasche, vor lauter Erleichterung greife ich so schnell danach, dass meine Jeanshose gefährliche Geräusche von sich gibt.
So viel zur Ruhe, “hey?”, blöderweise habe ich nicht aufs Display gesehen, schande über mein Haupt.
“Hey süße”, verwirrt ziehe ich das Handy doch wieder vor mein Gesicht mit
Johan?
“Hey was gibt's?”, die Verwirrung bleibt, als ich höre, wie Johan Rum stottert.
Wir haben seit Monaten nicht geredet, wie kommt es, dass er nun doch anruft?
“Es tut mir leid”, er knallt die Wörter so hart raus, dass ich zusammen zucke, "Okay?".
“Alles, es tut mir alles leid, ich wollte dir nichts verheimlichen und ich wollte dich auch nicht verletzen ich wollte dich nicht in irgendeiner blöde Provision bringen”, sofort entspannt sich mein Nervensystem wieder, “als du nicht aufgetaucht bist und dich nie bei mir gemeldet hast da wurde ich wütend”.
![](https://img.wattpad.com/cover/357661145-288-k510376.jpg)
DU LIEST GERADE
Anonyme App Teil 2
RomantizmMitten im Leben, das würden zumindest tausende Menschen sagen. Wenn man aber mitten im Leben neu anfangen muss, sieht das alles schon anders aus. Die Ehe gescheitert, die Gefühle eine Achterbahnfahrt und das Liebesleben eine Katastrophe, Cessy hat...