❤️‍🔥 da bricht es raus ❤️‍🔥

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Cessy

“Lass uns dort ins Café gehen”, ich zeige in einem kleinen Laden mitten in der Einkaufspassage. Von hier aus sieht das Café nicht stark besucht aus, jedenfalls nicht für einen frühen Donnerstag morgen. 

Lauren tippt neben mir wie wild in ihr Handy, vorsichtig lege ich meinen Arm in ihren und dirigiere sie in das Café. Lächelnd begrüße ich die Kellnerin, die hinter den Tresen Gläser poliert. 

Nach dem Desaster im Brautladen ging alles recht flott, Lauren und ich haben uns augenblicklich in das Mocca Kleid verliebt. Das eng taillierte Kleid liegt jetzt sicher in einem großen Kleidersack in Laurens Auto, hoffentlich finden wir gleich noch passenden dezenten Schmuck. Dann wäre diese Aufgabe schon einmal abgehakt. 

“Schönen guten Morgen, was darf ich euch bringen?”, bei der freundlichen Stimme strahle ich noch ein bisschen mehr. 

“Zwei Cappuccino und zwei Croissants bitte”, Lauren ist immer noch am Tippen und schnaubt wütend auf ihr Handy. 

Die Kellnerin sieht erst verwirrt aus, bis Lauren leise “scheiß Hochzeitsvorbereitungen" murmelt.

Da nickt Lauren mitleidig zu und verschwindet leise. 

Aus dem Grinsen komme ich heute nicht mehr raus, dass ich jemals meine beste Freundin so erleben würde, freut mich viel zu sehr. 

“Blöde Petze, sie ist direkt zu Nils gerannt und hat auf die Tränendrüsen gedrückt”, ich beiße mir krampfhaft auf den Zeigefinger und lehne mich weit zurück in den Stuhl. 

Nils Schwester ist sehr eigen, eine sehr “Ich”, bezogene Person. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie alles daran setzt, ihren Bruder zu “behalten”. 

“Vielleicht solltest du Nils das Ganze erklären, er liebt seine Schwester aber er wird sie auch gut kennen”, Lauren sieht mich erst skeptisch an, doch nach und nach kann ich in ihrem hübschen Gesicht die Entschlossenheit sehen. 

“Du hast Recht, er ist immerhin mit ihr groß geworden”. 

Um sie zu bestärken, nicke ich aufmunternd, sofort zieht Lauren ihr Handy wieder hoch, doch diesmal wählt sie direkt seine Nummer. Entschuldigend steht sie kurz auf, um mir die Zeit zu vertreiben, also nehme ich auch mein Handy zur Hand. 

Meine eigene Skepsis überkommt mich kurzzeitig wieder, mein eigenes Verhalten kotzt mich an. 

Ich meide die Apps aus Angst, das weiß ich, aber ich will keine Angst mehr haben. 

Gefühle gehören zum Leben dazu, Hut ab wer blindlings fremd gehen kann, schön für Menschen die unverbindlichen Spaß haben können. 

Aber ich kann das nicht mehr, ich war so verletzt von Markus verhalten, dass ich es unbedingt wollte und es hat auch Spaß gemacht, doch erst habe ich mich in einen völlig Fremden verknallt, was ich nicht mal wollte. 

Und dann habe ich mich in eine Mann verliebt, der mich äußerst geschickt belogen hat. 

Wer weiß schon, wie viele mich von diesen Männern belogen haben, jetzt im Nachhinein schäme ich mich so offen geworden zu sein, ich hätte bei falschen Namen und falschen Geschichten bleiben sollen, und nicht darauf pfeifen sollen. 

Passiert ist aber passiert, dabei fehlen mir an manchen Tagen die lockeren Gespräche, das Lachen und auch die heißen Chats. 

Aber da ist dann auch wieder die Angst, Angst davor Gefühle zu bekommen, die wieder nur nieder getrampelt werden. 

 Wieder belogen zu werden, ich kann mir nichts für machen, wenn ich einen Mann interessant finde, dann kann ich nichts dagegen tun, dass ich mehr mit ihm schreiben möchte. 

Frustriert öffne ich die anonyme App. 

Von der Anzahl der Chats mache ich große Augen, alles Kerle, mit denen ich schon vor Lars geschrieben habe. 

Kopfschüttelnd öffne ich ein paar, wo ich die Namen auch kenne, nach ein paar Sätzen schließe ich aber wieder alles. 

Ich weiß noch nicht, ob ich mich wieder mehr um Kontakt bemühen will, aber eines möchte ich auf jeden Fall. 

Nicht aufgeben, ich werde sehr wahrscheinlich nicht die große Liebe auf diesen Plattformen finden. Aber neue Leute kennenlernen, vielleicht ein Gespür zu entwickeln wer mich belügt oder einfach nur neues Material für meine Bücher, was auch immer es am Ende sein wird, ich bin überzeugt, alles schaffen zu können. 

"So tut mir leid, die Kaffeemaschine wollte sich erst reinigen”, erschrocken sehe ich hoch zur Kellnerin. 

Der Kaffee und die Croissants landen vor mir auf den runden Tisch. 

“Danke, das ist nicht schlimm, meine Freundin muss sowieso erst noch was klären”. 

Die junge Kellnerin sieht einmal raus vor das Fenster zu Lauren, “das kenne ich zu gut, wir haben fast zwei Jahre lang nur geplant bis wir Schlussendlich beim Standesamt den nächsten Termin genommen haben und alleine geheiratet haben”. 

Neugierig lege ich mein Handy in meinen Schoß und sehe sie an, “Sie meinen ohne Planung, ohne Gäste?”. 

Sofort nickt sie “ohja, ich und mein Mann haben unsere jeweils besten Freunde früh morgens aus dem Bett geklingelt und sind mit ihnen zum Standesamt gefahren”, sie lächelt scheinbar sehr glücklich bei der Erinnerung, “in Pyjama und Brautstrauß haben wir uns das ja um die Ohren gehauen”. 

Ihr Glockenklares lachen schießt mir ein leises aber strahlendes lachen ins Gesicht, es muss eine schöne Hochzeit gewesen sein wenn sie so dabei strahlt. 

"Wissen Sie, all die Planung für ein zehnminütiges Erlebnis ist es am Ende nicht wert." “Das ja zählt und sonst nichts”. 

Beeindruckt nicke ich ihr dankend zu, sie verschwindet mit einem glücklichen Gesicht und ich bleibe auch glücklich zurück. 

Da ist etwas dran, was mich beruhigt.

“So Nils redet mit ihr und schärft ihr ein, dass sie ein Gast ist und mehr nicht”, ich muss mehrmals blinzeln, um aus meiner Träumerei raus zu kommen. 

“Und wen das nicht hilft wird er seine Mutter anrufen, es tut ihm total leid und mir auch ich habe ihn so angeschnauzt wegen nichts”, ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen, gewaltsam Versuche ich mich auf den Kaffee zu konzentrieren. 

Lauren ist es wichtig, also wieso heule ich den jetzt? 

“Hey süße alles ok?”, nickend hindere ich meinen Redebedarf mit dem Kaffee. 

“Cessy?”, ich schlucke und versuche diese plötzlichen Gefühle zu erklären, “alles gut, ich freue mich nur für dich”. 

 Das stimmt auch, aber ein kleiner Teil wünscht sich auch wieder Geborgenheit. 

Ätzend diese Gefühle, seit Johans Frau in das Penthouse gekommen ist, würde ich am liebsten rund um die Uhr heulen. 

“Es freut mich, dass du dich freust, aber das ist es nicht, oder?", ich hasse an manchen Tagen, dass Lauren mich so gut kennt. 

Betrübt schüttel ich den Kopf und spiele mit dem Henkel der Tasse, “Ich wollte dich damit nicht belasten”. 

“Womit?”, sie beobachtet mich aufmerksam, dafür sehe ich gestresst an die Decke. 

“Wo fange ich an”, das leise murmeln von mir belächelt Lauren milde, “von vorne”. 

Mein tiefes Seufzen aus meiner Brust löst eine Welle der Erleichterung in mir aus. 

Sie ist meine beste Freundin, wenn sie mich nicht versteht, dann tue ich es wahrscheinlich auch nicht. 

"Ich war bei Johan, und ich habe ihn irgendwie zwischen ein paar Ästen gestanden, dass ich mich in ihn verliebt habe”, ihre Augen werden groß, aber sie ist wachsam, das erkenne ich an ihrer Nase. Sie rümpft und kräuselt ihre Stirn so süß, dass ich leise lachen muss, bis die erste Träne aus meinen Augenwinkel rauskullert. 

“Dann hat er mir auch gestanden, sich auch in mich verliebt zu haben, und dann stand plötzlich seine Model Frau im Penthouse".

Anonyme App Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt