37. Kapitel

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A L F I A

Endlich zu Hause angekommen, öffnete Yelina uns die Tür, die uns auch direkt herzlich begrüßte. Als ich mit meinen Brüdern durch die Tür eintrat, schaute ich sie nochmal streng an. "Ihr dürft euch nichts anmerken lassen oder eine Miene verziehen!", flüsterte ich, um den zu verdeutlichen, dass egal was passiert oder wie oft Alejandro die zu Rede stellt, wenn er meine Wunden sieht, dass sie nicht schwach werden sollen!

Nachdem das auch geklärt war, gingen sie ins Wohnzimmer, während ich in das kleine Bad ging, der direkt am Eingang war. Im Bad stützte ich mich am Waschbecken ab und musterte meine verlogene Miene im Spiegel. Ich habe keine Kraft mehr für all das. Eines Tages werden all meine Taten mich bitter treffen, denn jeder bekommt seine Abrechnung und davor habe ich Angst. Ich habe Angst, erneut alles zu verlieren, weshalb ich auch die Wahrheit gegenüber Alejandro nicht zur Ansprache bringen kann. Es geht nicht, mein Verstand, mein Körper und meine Intuition weigern sich strikt dagegen, obwohl ich endlich frei sein will. Ich verabscheue es.

Ich öffnete den Wasserhahn und wusch erstmal meine Hände und danach mein Gesicht, um etwas wacher zu wirken. Jede Bewegung schmerzte, die Schmerzen kamen wieder in voller Stärke zum Vorschein, durch das Adrenalin davor waren sie noch etwas gemildert, doch jetzt tut mir selbst das Bewegen meiner Finger unheimlich weh. Dennoch, darf ich keine Miene verziehen. Ich muss mit einem Lächeln Alejandro begrüßen, als ob in den letzten zwölf Stunden, in denen wir getrennt voneinander waren, nichts passiert ist.

Was bist du nur ein Mensch geworden, Alfia? Fragte ich mich selbst als ich das Bad verließ und zum Wohnzimmer lief. Ich versinke immer tiefer in mein eigenes Elend.

Doch all diese Gedanken muss ich jetzt beiseite lassen. Ich darf nicht schwach sein und die Kontrolle über meine Emotionen verlieren. Ich bin Alfia Daniela de Sánchez Hernández, ich bin nicht in der Position, mir Fehler zu leisten. Deshalb betrat ich das Wohnzimmer mit einem aufgesetzten Lächeln, wo Thiago, Alfonso, seine Kinder, die Jungs und Alejandro sich befanden. Alejandro war in einem Gespräch mit Emilio verwickelt, doch bevor ich sie auf mich aufmerksam machen würde, beobachtete ich das Schauspiel zwischen Juan und Alisa. Es gefällt mir nicht, denn ich konnte genau beobachten, wie Juan mit ihr flirtete und sie schon seinen Charme verfallen ist. Ich kenne die beiden sehr gut, deshalb weiß ich auch, dass Juan der Letzte ist, der eine ernsthafte und aufrichtige Beziehung eingehen würde. Gegensatz zu Alisa, die sich einen Prinzen wünscht wie in den Märchen. Auch wenn ich Juan liebe, konnte ich nicht zulassen, dass er Alisa das Herz bricht. Alisa ist Gegensatz zu den anderen Hernández ein unschuldiges Lamm.

"Fia", riss mich auf einmal Javier aus den Gedanken, der hinter mir auftauchte und ein Arm um mich legte. "Zum Glück bist du wieder da, Ale hält nicht mal zwei Stunden ohne dich aus und seine Laune dabei ... Rette uns vor diesem Monster", erzählte er belustigt. "Cariño, er ist nur etwas angespannt und da sollte man besser seine Nerven nicht strapazieren, was ihr bestimmt auch nicht getan habt", antwortete ich ironisch und dennoch mit einem Lächeln, denn ihre Lieblingsbeschäftigung ist Alejandros Nerven zu strapazieren, doch das war auch ebenfalls einer meiner Lieblingsbeschäftigungen. "Vielleicht solltest du seine Anspannung im Schlafzimmer etwas reduzieren", sagte er mit einem Zwinkern, weshalb ich ihm leicht gegen die Schulter haute. "Javier!", rief ich empört, aber konnte nicht ernst bleiben durch seinen Gesichtsausdruck, wodurch wir beide anfingen zu lachen und die anderen auf uns aufmerksam machten.

Alejandros Blick galt gerade nur mir, sein zuvor angespannter Kiefer entspannte sich genauso wie seine harten Gesichtszüge. Seine Augen funkelten mich mit einer Ruhe an, die mich schon sehnsüchtig erwartet hatte. "Tesoro", hauchte ich. Nachdem ich auf ihn zuging und er aufstand, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben und danach sich mit mir hinzusetzen. Statt weiter Gespräche über sein Geschäft mit den anderen zu führen, widmete er seine Aufmerksamkeit mir, nachdem auch die anderen mich begrüßt hatten, einschließlich die Hernández. Dabei entgingen mir die unruhigen Blicke von Thiago und Mateo nicht.

Mi primer amor  [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt