Kapitel 25

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Tiara King
By LuanaWhite

Ich stieß meine Zähne durch das weiche Fleisch einer jungen Frau. Ihr Blut strömte in meinen Mund und ich begann genüsslich zu trinken. Es schmeckte so unfassbar gut.

Ich hatte es versucht, dass ich nur Blutbeutel zu mir nahm. Aber ich konnte auf das frische Blut einfach nicht verzichten. In den kleinen Momenten, wo ich warmes Blut trank, empfand ich tatsächlich sowas wie Frieden. In diesen kleinen Momenten konnte ich all meinen Schmerz und meine Schuld vergessen. Doch leider dauerte dies nicht lange an.

Denn ich trank nur so viel, dass es den Menschen nicht schadete. Deshalb löste ich mich von der Frau wieder, biss mir ins Handgelenk und manipulierte sie etwas Blut von mir zu trinken, ehe ich die Erinnerung an mich auslöschte. Doch gerade als der Mensch wieder seines Weges ging, vernahm ich den Geruch eines anderen Vampires. Und ich kannte diesen Geruch nur allzu gut. Wollte Watson nun zu Ende bringen was er angefangen hatte? Wollte er mich jetzt töten?

Mein Erschaffer lehnte sich lässig an die Mauer und begutachtete mich eingehend. "So eine Verschwendung. Früher wäre es dir egal gewesen, ob sie stirbt. Denkst du wirklich, wenn du nun Gnade zeigst, dass das deine ehemalige Familie oder deine ehemaligen Freunde interessiert? Du bist für sie gestorben. Deine Tochter hasst dich. Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich die Stadt verlassen. Aber scheinbar bist du nicht so klug, wie ich immer dachte." sagte er gelangweilt zu mir.

Erneut zerriss es mein Herz. Wie so oft seit ich meine Seele wieder hatte. Zum Teil hatte Watson recht, aber warum interessierte es ihm überhaupt? Oder war das ein neues Spiel für ihn? Wollte er mich jetzt so richtig fertig machen? Dann sollte er mich lieber töten. Und ich würde niemals vergessen, dass er beinahe meine Tochter getötet hatte. Und er hatte mir damals meinen Mann genommen und einmal hatte er mich ja schon getötet.

Ja, trotz allem liebte ich meinen Erschaffer. Das konnte ich nicht leugnen. Aber das spielte keine Rolle mehr. Nichts spielte mehr eine Rolle. "Und wenn schon. Töte mich oder lass mich in Ruhe." erklärte ich und wollte an ihm vorbei und aus der Gasse verschwinden, aber da packte er mich plötzlich und drückte mich an die Wand.

Watson zog eine Braue nach oben und ließ seine Augen rot leuchten. "Wo bleibt der Spaß, wenn ich dir den Gefallen tue und dich töte? Du hast es verdient zu leiden. Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt wenn einem die Gefährtin genommen wird." knurrte er und ließ mich los.

"Deine ehemalige Familie wird das Töten für mich übernehmen oder denkst du wirklich, dass du jemals wieder ein Verhältnis zu ihnen haben wirst? Denkst du wirklich, dass du nochmal in die Nähe deiner Tochter darfst? Am besten erinnerst du dich genau an den süßen Geschmack ihres Blutes, als du von ihr gekostet hast, an ihr jämmerliches Weinen und Flehen. So kannst du immerhin ein lebendiges Bild im Kopf haben."

Tränen stiegen mir in meine Augen, als Watson mich an meine Tat erinnerte. Etwas was ich zutiefst bereute aber nicht mehr ungeschehen machen konnte und ich musste damit leben. Er tat ja so, als ob ich damals eingewilligt hatte meine Seele zurück zu bekommen. Aber jetzt wusste ich wenigstens woran ich bei ihm war. Er wollte mit mir sein schwarzes Loch füllen, wo einst seine eigene Seele gewesen war. Deshalb hatte er Jonas und dann mich verwandelt. Aber ohne Liebe würde ihm das niemals gelingen.

"Ja, ich leide Watson. Das tue ich. Aber meine Familie ist nur ein Teil meines Leides. Ich wünschte mir du könntest diese Gefühle auch spüren, die ich für dich habe. Aber du hast alles zerstört. Wenn du mir nur ein klein wenig entgegen gekommen wärst, dann hätten wir weiterhin zusammen sein können. Ich hatte mich für dich entschieden.

Aber du warst damit nicht zufrieden. Du konntest diesen Kompromiss nicht schließen. Ich habe sogar für dich getötet, obwohl alles in mir sich dagegen gesträubt hatte. Aber du konntest meine Tochter nicht in Ruhe lassen. Das werde ich dir niemals verzeihen. Du... Du warst es selbst der alles kaputt gemacht hat." erklärte ich ihm und stieß ihn dann mit all der Kraft die ich hatte von mir weg.

"Du wolltest mich nicht mehr, aber dennoch kommst du hier her und quälst mich. Wenn du wirklich keine Gefühle hast, dann sollte ich dir egal sein. Also lass mich in Ruhe! Ich will dich nicht wieder sehen. Ansonsten werde ich dich töten oder bei dem Versuch drauf gehen!" brüllte ich ihn an und wollte gehen, aber dann drehte ich mich noch mal zu ihm um. "Auch ohne Seele habe ich dich geliebt. Auch wenn es unmöglich klingt. Aber es ist so. Und du mich auch, auch wenn du es nicht zugeben magst."

Ja. Ich wusste wie das klang. Aber uns hatte etwas verbunden. Etwas so starkes, dass ich bei Jonas niemals gespürt hatte. Ich fühlte es immer noch. Aber ich musste irgendwie damit abschließen. Es war vorbei. Er hätte Zara getötet. Ich alleine war daran schuld. Ich musste irgendwie diese Gefühle los werden und dazu musste ich nun einen entgültigen Schlussstrich ziehen. "Lebe wohl, Watson."

Watson knurrte. "Oh Schätzchen, dich zu quälen bereitet mir Vergnügen. Aber weißt du was? Von mir aus kannst du drauf gehen. Wollen tut dich sowieso keiner mehr!" brüllte er mich an und lief mit seiner Vampirgeschwindigkeit davon.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Die Tränen liefen unkontrolliert meine Wangen runter. Watson hatte recht, niemand wollte mich mehr. Nicht meine Familie, und vor allem nicht meine Tochter und das hatte ich nun akzeptiert. Doch es ging schon lange nicht mehr um mich. In einer Stadt voll übernatürlicher Wesen und auch menschlichen Gefahren, war ich immer noch Zara's Mutter. Und ich würde meine Tochter beschützen. Ich würde immer über sie wachen auch wenn sie es nicht bemerkte. So etwas wie mit Watson würde ihr nie wieder passieren. Ich liebte meinen Erschaffer, aber die Liebe zu meiner Tochter war stärker. Ich wünschte nur ich hätte das früher erkannt.

Cursed Beings - Los Angeles Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt