Jonas King
By LuanaWhiteKyle hatte mir erzählt, dass er letzte Woche Tiara zufällig in der Stadt getroffen hatte. Und er hatte mir auch erzählt, was sie zu ihm gesagt hatte. Das nagte an mir und ich musste ständig daran denken. Aber ich war zu einem Entschluss gekommen. Selbst wenn Tiara alles bereute, sie sich trotz allem wieder auf die gute Seite schlug, verzeihen konnte ich ihr nicht. Sie hatte sich trotz ihrer Seele für Watson entschieden. Sie hatte unserer Tochter weh getan und sie hatte mir weh getan.
Für mich, auch wenn es schmerzhaft war, galt nun eines. Ich musste einen entgültigen Schlussstrich ziehen. Deshalb hatte ich die Scheidung eingereicht. Ich konnte mit Tiara nicht länger verheiratet sein. Meine Anwälte wollten Tiara ausfindig machen. Es galt Gesetzte einzuhalten und eine Frist. Wenn Tiara nicht auffindbar wäre, dann würde uns nach einer bestimmten Zeit ein Richter scheiden, auch ohne ihre Unterschrift. Aber wenn sie Tiara fanden... Sie war es mir schuldig. Ich musste nach vorne sehen.
Aber jetzt musste ich auch Zara davon erzählen und ich hatte Angst davor. Ihr ging es ein wenig besser, seit Mandy bei uns wohnte. Ihre Mutter würde bald aus dem Krankenhaus entlassen werden, aber ich überlegte ob ich sie ebenfalls zu uns holen sollte. Vielleicht würde es Zara gut tun, eine Frau im Haus zu haben. Aber darüber dachte ich nur nach und hatte noch keine Entscheidung getroffen. Jetzt musste ich meiner Tochter erstmal erklären, dass ich mich von ihrer Mutter scheiden ließ.
Ich ging nach oben und klopfte an ihrem Zimmer. Die Mädchen machten gerade Hausaufgaben. Ich öffnete die Tür und steckte meinen Kopf rein. "Zara? Hast du einen Moment? Ich möchte gerne etwas mit dir besprechen." bat ich meine Tochter und mein untotes Herz schmerzte. Aber es musste sein. Ich musste das für mich durchzuziehen. Ich brauchte das um mit meinen Leben weiter zu machen. Ich hoffte Zara konnte das verstehen.
Mandy telefonierte gerade, offenbar mit ihrer Mutter. Zara sah zu mir von ihrem Schreibtisch aus auf. "Klar. Um was geht's?" fragte sie mich.
"Gehen wir runter in die Küche." meinte ich und meine Tochter nickte. Zusammen gingen wir die Treppen nach unten und während sie sich setzte, nahm ich aus dem Kühlschrank eine Flasche Saft, füllte es in ein Glas und stellte es Zara hin. Danach nahm ich mir einen Blutbeutel, füllte ihn ebenfalls in ein Glas und setzte mich zu ihr.
"Zara, ich..." ich wusste nicht wie ich anfangen sollte. Ich suchte nach den richtigen Worten. Klar, war sowas niemals leicht. Zara war nicht gut auf ihre Mutter zu sprechen, sie versuchte immer, wenn es um Tiara ging, das Thema zu wechseln oder sie verließ den Raum.
"Alles, was passiert ist, seit meiner Verwandlung, die Verwandlung deiner Mom, das alles hatte Konsequenzen mit denen wir nun leben müssen. Aber wir dürfen uns nicht in unserem Schmerz sulen. Wir müssen nach vorne blicken, unsere Wunden heilen und weiter machen, auch wenn es schwer ist. Deshalb musste ich eine Entscheidung treffen. Und sie ist mir nicht leicht gefallen, oh nein. Ganz und gar nicht. Aber ich muss abschließen, Zara. Deshalb habe ich die Scheidung von deiner Mutter eingereicht." erklärte ich ihr und beobachtete sie ganz genau. Wenn ich nur wüsste was in diesem Moment in ihr vorging.
Zuerst wirkte es so, als ob sie erschrocken wäre, aber dann wurde ihr Blick völlig leer. "Okay.", sagte sie bloß. Das war alles? "Aber ich kann bei dir bleiben, oder? Ich möchte meine Mom nie mehr sehen, auch nicht mit einem geteiltem Sorgerecht." erklärte sie mir wie eine junge Erwachsene, dabei war sie erst zehn Jahre alt.
Es stand außer Frage, dass Zara bei mir bleiben würde. Außerdem war sie alt genug sowas allein zu entscheiden, selbst wenn es zu einer Anhörung kommen würde, aber dafür mussten die Anwälte Tiara ersteinmal finden. Natürlich hätte ich auch Keno bitten können, sie mit einem Ortungszauber zu finden, aber das wollte ich nicht. Es war eine menschliche Angelegenheit und Magie hatte mit uns schon genug angerichtet.
"Natürlich, mach dir deshalb keine Sorgen. Aber Süße, auch wenn du deine Mutter nicht mehr sehen möchtest, ist es in Ordnung wenn du traurig wegen der Scheidung bist. Ich wünschte, es wäre alles wieder wie früher, aber das geht leider nicht. Und wenn du darüber reden willst, bin ich immer für dich da, okay?" erklärte ich ihr und streichelte sanft über ihr blondes Haar. Sie sah Tiara so ähnlich, dass mir das Herz blutete.
Zara nickte stumm und drückte sich an mich. "Sie hat uns genug weh getan. Ich möchte dich wieder glücklich sehen." sagte sie zu mir und schloss einen Moment ihre Augen.
"Und du wirst auch wieder glücklich sein." sagte ich aber mehr zu mir selbst. Das, was Tiara mir angetan hatte, dieser Schmerz meine große Liebe verloren zu haben, war nichts zu dem Schmerz wenn ich sah, wie sehr mein kleines Baby litt und ich ihr nicht helfen konnte.
Ich trank mein Glas Blut auf Ex aus, dann verabschiedet Zara sich von mir um wieder nach oben zu Mandy zu gehen. Ich blieb noch kurz sitzen und dachte über alles nach. Darüber, was ich tun konnte damit es Zara besser ging. Aber ich wusste einfach nicht was. Das einzige was ich wohl tun konnte, war abzuwarten und zu hoffen.
Etwas später wollte ich an einem Song arbeiten, deshalb ging ich ins Wohnzimmer wo meine Gitarre stand. Doch gerade als ich die ersten Töne darauf spielte, klingelte es an der Tür. Ich ging hin, doch zwei Meter entfernt davon hielt ich inne. Es roch nach Vampir. Und ich konnte ihr Parfum deutlich wahrnehmen. Ich hatte es ihr jedes Jahr zum Hochzeitstag geschenkt.
Ich schluckte schwer und öffnete meiner noch Ehefrau die Tür. Tiara sah mich aus traurigen Augen an. Sie sah aus als hätte sie geweint. Mein erster Instinkt war sie in den Arm zu nehmen und sie zu trösten, doch ich ignorierte ihn. Das war Vergangenheit. "Was machst du hier?" flüsterte ich leise weil ich nicht wollte dass Zara mitbekam, wer da vorbei gekommen war.
"Dein Anwalt hat mich angerufen. Du willst dich scheiden lassen?" entgegnete sie mir und ich wusste nicht warum, ich fühlte mich grauenhaft. Aber ich tat das Richtige. Dies Frau vor mir, war mir fremd. Die Frau in die ich mich verliebt hatte, sie existierte nicht mehr. Stattdessen liebte sie nun ein seelenloses Monster, welches niemals in der Lage sein würde ihre Liebe zu erwidern.
"Ja. Ich denke so ist es am Besten. Ich kann so nicht mehr weiter machen. Ich denke eine Scheidung ist ein klarer Schlussstrich." antwortete ich und sah, wie sich Tränen in Tiara's Augen sammelten. Aber mir ging es nicht anders. Wir beendeten unsere gemeinsame Vergangenheit. Als Menschen waren wir füreinander bestimmt gewesen, aber als Vampire... Es war Zeit herauszufinden, wer ich als Vampir war. Ich musste mein Gleichgewicht finden und das konnte ich nur, wenn ich Tiara los ließ.
"Also gut. Ich kann das verstehen. Aber Jonas, es tut mir leid. Wirklich alles. Ich kann nur immer wieder sagen wie sehr ich meine Taten bereue. Aber ich weiß dass das auch nichts ändern wird. Ich werde die Scheidungspapiere unterschreiben. Aber das Leben mit dir, mit unserer Familie, ich war so unglaublich glücklich. Es war perfekt gewesen. Aber jetzt ist es wohl zu Ende. Wir sind beide gestorben." erklärte sie mir und damit hatte sie wohl Recht. Nicht nur sie, auch ich hatte mich verändert. Doch die, die in Wahrheit darunter litt, war unsere kleine Tochter.
DU LIEST GERADE
Cursed Beings - Los Angeles Teil 3
FantasyDie Abenteuer in Los Angeles gehen weiter! Teil drei unserer 'Cursed Beings LA' Reihe ist da! Die kleine Tochter von Jonas und Tiara wurde tatsächlich von dem Vampir Watson entführt, der von seiner Rache besessen ist. Werden die Eltern ihr Kriegsbei...