Nervös lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Jeder Gedanke in meinem Verstand schien vergiftet. Grenzenloser Hass floss durch jede Ader meines Körpers. Die Aussicht auf Rache war das Einzige, dass mich noch auf den Beinen hielt."Setz dich bitte", hörte ich meine Frau hinter mir, doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht."
"Bitte", flehte sie erneut. Als mein Blick dabei auf sie fiel, schmerzte mein Herz noch mehr, als sowieso schon. Diese vielen Tränen in ihren so wunderschönen Augen. Mit zitternder Hand hielt sie ein Taschentuch vor ihr Gesicht. Keine Hoffnung darauf, dass sie je wieder strahlen würde. Trotzdem konnte ich ihr keinen Beistand leisten. Nicht jetzt, wo meine ganze Welt in Dunkelheit stürzte.
"Anatra-" Ich unterbrach mich selbst, als Cecilio aus dem Büro zurück ins Wohnzimmer kam. Er hielt sich als einziger mit uns im Erdgeschoss auf. Die anderen suchten meine Tochter, außer meine Söhne, die sich oben befanden. "Sag mir sofort, dass du etwas raus gefunden hast!"
Ich ging mit Herzrasen auf ihn zu, da schüttelte er den Kopf und versetzte mir einen Stich mitten ins Herz. Alles um mich herum wurde finster. Jeder Gedanke in meinem Verstand löste sich in tiefes schwarz auf.
"Keine Kamera hat sie aufgezeichnet. Keiner hat etwas gesehen. Ich habe alle Autos überprüfen lassen. Habe-" Ich schnappte mir blind vor Wut seinen Kragen, um ihn hinter sich an die Wand zu donnern.
"Wo ist sie?!", schrie ich meine gesamte Wut heraus und spürte dabei Tränen in meine Augen steigen. "Ich will, dass du mir auf der Stelle sagst, wo verdammt noch mal sie ist! Ich will wissen, welcher Bastard sie mir genommen hat!"
"Gino", hörte ich meine Frau hinter mir, doch ich sah weiterhin zornig in die Augen meines Cousins. Er wehrte sich nicht gegen meinen Griff. Das lag nicht daran, dass er Angst hatte, sondern daran, dass er selbst verzweifelte. Er zeigte es nicht. Handelte ruhig und bedacht. Doch ich wusste genau, dass Nives sein kleiner Sonnenschein war.
"Wir müssen sie finden ...", hauchte ich und ließ dabei Cecilio los, um die einzelnen Tränen von meinen Wangen zu wischen. "Ich fahre nochmal los."
"Aber wohin denn?!" Ludovica kam zu uns und stellte sich genau an meine Seite, um mit ihrem von Schmerz verzerrten Gesicht zu mir aufzusehen. "Wir wissen doch nicht mal, ob sie noch in Palermo ist."
"Sie ist noch hier! Sie muss noch hier sein!", wurde ich meiner Frau gegenüber lauter. Als sie auf meine Worte hin bitterlich anfing zu weinen, tat es mir augenblicklich wieder leid. "Ich wollte nicht lauter werden", erklärte ich ihr mit bebender Stimme. Ich nahm ihre Wangen sanft in meine Hände, um ihr tief in die Augen zu blicken. "Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich will ausrasten! Ich will alles zerstören! Ich will-"
"Ich weiß", unterbrach sie mich und legte ihre zitternden Hände ebenfalls an meine Wangen. "Ich will das alles auch. Aber wir müssen uns jetzt zusammensetzen und nachdenken. Es bringt nichts, in der Nacht draußen alleine herumzufahren. Nunzio und Adamo würden anrufen, wenn etwas wäre."
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Lies from my bodyguard | Band 2
RomanceEin wir? Das gab es nie. Wir waren nie wirklich ein wir. Es gab nur dich. Dich und deine Lügen. Und mich, die naiv genug war, sich blenden zu lassen. Blenden zu lassen von deiner Art, mit mir umzugehen. Du nahmst mich so, wie ich war. Wolltest mic...