42 | Verliebt

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Die Musik drang durch die Kopfhörer heraus laut in meine Ohren. Die Stimme der Frau brachte mir ein Lächeln auf die Lippen. Ich drehte mich im Kreis. Hielt meine Augen geschlossen. Genoss es, ganz alleine mit mir zu sein. Die Sonne tanzte auf meiner Nase. Ihre Wärme machte es mir noch leichter, von einem Fuß auf den anderen durchs Zimmer zu gleiten.

Tagelang sah ich nichts, außer Serafino, der mir keine freie Minute mehr ließ. Ging ich einen Schritt nach vorne, folgte er mir. Blieb ich reglos stehen, verharrte er an meiner Seite. Mein Vater war fast nur noch im Club. Wenn er mal Zuhause war, kümmerte er sich um meine Mutter und Antonio. Stella sprach immer noch kein Wort mit mir. Auch Elio und Malino gingen ihrem Alltag nach. Warum sollten sie sich auch Sorgen um mich machen? Ich lächelte, wenn es erwartet wurde und fragten sie mich, ob es mir gut ginge, antwortete ich stets mit ja. Sie wussten genauso gut wie ich, dass Serafino keine Gefahr darstellte, solange wir ihn in Ruhe lassen würden.

Einzig meine Mutter warf mir diese skeptischen Blicke zu, immer dann, wenn ich mit einem Lächeln durchs Haus lief. Sie schwieg, genau wie ich, dabei hätte ich ihr gerne so vieles gesagt ...

Die Musik ging aus, doch ich bewegte mich weiter und wartete nur darauf, dass sie erneut von vorn beginnen würde. Ich wollte alles verdrängen. Mich hinter geschlossenen Lidern verstecken, während Indila durch meinen Verstand rauschte und Ayaz in meinen Gedanken auftauchte.

Doch egal wie echt mein Lächeln wirkte. Glücklich sein fühlte sich anders an. Das alles hier war nur Fassade. Für echtes Glück brauchte man keine Musik. Für echtes Glück müsste man seine Augen nicht verschließen.

Tief durch atmend stoppten meine Füße und ich öffnete nur langsam meine Augen. Mein Blick fiel zu Cecilios Bett. Viel zu lange blieb es leer und ich vermisste ihn mehr denn je. Wenigstens brachte es mir innerlich eine gewisse Sicherheit, hier in seinem Poolhaus zu sein. Serafino betrat es nicht, warum auch immer.

Ich nahm die Kopfhörer ab und lief in meinem weißen Kleid zu dem schwarz bezogenen Bett. Durch eine Lücke in den Vorgängen blitzte die Sonne herein. Ich ließ mich auf die Matratze fallen. Beobachtete anschließend die feinen Staubkörner, die durch die Luft tanzten.

"Wären wir nur abgehauen...", flüsterte ich und streckte meine Hand aus, um sie durch dir Staubkörner gleiten zu lassen. Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch zur Tür gelenkt, durch welche in dem Moment mein Vater kam. Er richtete sein schwarzes Hemd und legte ein gespieltes Lächeln auf. Es wirkte gruselig, da er es viel zu selten zeigte.

"Wieder hier?", fragte er, obwohl er es sich durch meinen Anblick selbst beantworten konnte. Ich nickte und sah ihm zu, wie er sich neben mich aufs Bett legte und seinen Blick nach oben zur Decke richtete.

"Es ist ruhiger hier", erklärte ich und drehte mich ebenfalls auf den Rücken. Mein Vater streckte seinen Arm aus, um mir diesen als Kissen anzubieten. Ich machte es mir an seiner Seite bequem.

"Ruhe ist nicht immer etwas Gutes. Die Gedanken werden lauter."

"Solange es gute Gedanken sind, ist es doch etwas schönes."

"Wir beide haben nur leider nicht so oft gute Gedanken", sprach er nachdenklich und ich bemerkte, wie er mehrere Male tief durchatmete.

"Ich weiß ...", flüsterte ich, woraufhin er mich mit seinem Arm enger an sich zog, um mir einen Kuss auf meine Stirn zu hauchen. Er schien mit sich zu hadern. Das spürte ich. Irgendwas wollte er mir sagen, sonst würde er sich niemals neben mich legen und in solcher Stille verweilen. Dafür war er nicht gemacht. Ich vergeudete also keine Zeit, um meine Neugier zu stillen.

"Was ist los? Hat Mama dich geschickt?"

"Ai, no", antwortete er sofort. "Natürlich nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass es besser wird. Die bösen Gedanken bleiben zwar, doch mit dem richtigen Menschen an deiner Seite, werden sie leiser."

Lies from my bodyguard | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt