Ayaz Pov:
Vollkommen aus der Puste fasste ich mir an mein rasendes Herz. Meine Augen richteten sich zum Himmel auf. So klar und wolkenlos, doch keine Spur mehr von Nives hier am Flugplatz.
"Es tut mir leid. Ich hab dich sofort angerufen, als sie hier-"
Ohne meinen Freund ausreden zu lassen, stürmte ich an ihm vorbei zurück zu meinem Motorrad. Ich nahm mein Handy und schrieb Nives einige Nachrichten, um anschließend meinen Helm anzuziehen. Unbändige Wut loderte in mir auf. Dieser Serafino war gut darin sie zu manipulieren... doch es war meine Schuld, dass sie so leicht auf ihn reinfiel.
"Ayaz!" Ich startete den Motor und raste los, ohne mich nochmal umzudrehen. Mein Herz pochte vor Schmerz. Von Selbsthass getrieben. Ich dachte, ich müsste alle um mich herum zufrieden stellen. War der Hoffnung, es würde irgendwas alles gut werden. Zu spät wurde mir erst bewusst, dass ich nur glücklich sein konnte, wenn sie es auch war. Scheiß auf alle anderen!
Mein Weg führte mich direkt zur Villa. Der Pförtner öffnete mir das Tor und ich stellte meine Maschine im Schatten ab. Auf direktem Weg suchte ich das Innere auf, doch im ersten Moment wirkte diese vollkommen verlassen. Eine merkwürdige Stille umgab mich. Jeder Schritt hallte an den Wänden wider.
Ich durchquerte den Hauseingang und trat langsam ins leere Wohnzimmer ein. Es roch nach Blumen. Ich erkannte gleich darauf welche neben mir auf dem Küchentresen.
"Hallo?" Ertappte drehte ich mich um. Dario stand mit einem fragenden Ausdruck im Türbogen. Seine Ausstrahlung wie immer distanziert und von einer Kälte gezeichnet, die tief in ihm verankert schien. Er lehnte an der Wand und musterte mich neugierig. "Wen suchst du?"
"Gino", antwortete ich, da schüttelte er den Kopf.
"Der ist nicht da."
Ich nickte und nahm mein Handy zur Hand, da kam Dario mir plötzlich näher. Ich warf einen Blick in seine Augen, die auf meine Hände gerichtet waren. Erst da blickte ich ebenso herab und bemerkte, wie stark sie zitterten.
"Was ist passiert?", wollte er wissen, doch ich verschwendete keine Zeit und wählte Ginos Nummer. Es klingelte einige Male, bis schlussendlich die Mailbox ansprang. Erneut wollte ich auf den grünen Button drücken, da erhielt ich eine Nachricht von Nives.
Ich habe mich meinem Schicksal hingegeben. Wenn du ein richtiger Mann wärst, würdest du dich um deine Frau kümmern und sie nicht dem Tod überlassen. Schreib mir nicht mehr, oder ich blockiere dich und akzeptiere endlich ein Nein, oder muss ich erst mit Selbstmord drohen?
Einige Male las ich mir diese Zeilen durch. Mein Brustkorb spannte. Ich fühlte mich eingeengt und kaum mehr im Stande, tief durchzuatmen.
"Ayaz?" Ich bemerkte im Augenwinkel Dario, der auf mich zukam. Schnell wandte ich mich ab und lief mit dem Blick auf das Display gerichtet durch den Flur zurück nach draußen.
Muss ich auch erst mit Selbstmord drohen...
Ich konnte kaum fassen, dass sie mir diese Worte gesendet hatte. Realisierte erst zu spät, wie sehr ich ihr weh tat mit meinen falschen Entscheidungen. Ich steckte das Handy weg und ballte meine Hände zu Fäusten. Würde ich ihr Druck machen, würde sie sich immer weiter von mir entfernen... Doch konnte ich es riskieren, sie in Ruhe zu lassen? Serafino noch mehr Zeit geben, sie um den Finger zu wickeln?
"Es geht um Nives, oder?" Ohne mich umzudrehen, hörte ich Darios Schritte im Kies hinter mir. Sie kamen näher. "Sag mir, was passiert ist."
"Sie ist weg", erklärte ich und starrte dabei zur Einfahrt runter. Dort lief ein junger Typ mit einer Lederjacke vorbei. Ich erinnerte mich an Riziero, der seit seinem Rollerunfall verschwand. Wieso sollte er abhauen? Wieso sollte er Nives zurücklassen, obwohl sie eine Vergangenheit hatten.
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Lies from my bodyguard | Band 2
RomanceEin wir? Das gab es nie. Wir waren nie wirklich ein wir. Es gab nur dich. Dich und deine Lügen. Und mich, die naiv genug war, sich blenden zu lassen. Blenden zu lassen von deiner Art, mit mir umzugehen. Du nahmst mich so, wie ich war. Wolltest mic...