Serafino hob mit einem provokanten Ausdruck seine Augenbraue. Er verschränkte die Arme. Zeigte mir dadurch, dass ich auf seinen Beistand nicht hoffen müsste. Er wollte mich leiden sehen, doch noch mehr meine Familie. Er hatte keine Skrupel davor, Malino in den Abgrund zu treiben und mich dafür zu opfern. Überfordert überlegte ich, wie ich diese Situation auflösen könnte. Doch da kam Malino schon einen Schritt auf mich zu.
"Was ist denn los? Spucks aus!" Seine Stimme wurde lauter. Sie hallte durch den gesamten Eingangsbereich. Mein Blick fiel allerdings zu meinem Vater. Er verengte seine Augen und trat langsam auf mich zu. Schnell wandte er seine Augen aber auf Serafino.
"Verpiss dich nach oben. Wir haben etwas zu klären", forderte er, doch Serafino blickte zu mir, statt auf die Worte meines Vaters einzugehen.
"Soll ich wirklich gehen, Nives?"
"Willst du mich verarschen?!" Mein Vater lief auf ihn zu und umfasste seinen Hals. Er donnerte ihn an die Wand, doch Serafino grinste ihm nur überlegen entgegen.
"Nein. Aber ich höre einzig und allein nur auf meine Frau. Sagt sie, ich soll nach oben, dann gehe ich auch nach oben."
"Du Bastard!"
Mein Vater holte bereits aus, da ging ich hektisch dazwischen. Ich riss seinen Arm zurück, stellte mich vor Serafino und sah mahnend zu meinem Vater auf.
"Es reicht!", entkam es mir. "Dieser ganze Hass! Diese Wut! Ich dachte ihr hättet beschlossen, erstmal alles in Ruhe zu klären! Und nicht, dass wir alle immer wieder aufeinander losgehen!"
"Stellst du dich mir wirklich gerade entgegen?!" Mein Vater spannte sich an, da schüttelte ich den Kopf.
"Nein! Ich habe nur keine Nerven mehr, ständig diese Auseinandersetzungen zu haben!"
"Geh mir aus dem Weg."
"Nein!"
Er wollte meine Schulter umfassen, da wich ich zur Seite und schlug seine Hand weg. Als er daraufhin noch wütender wurde, mischte sich auch noch Nunzio ein.
"Komm, wir gehen ins Wohnzimmer", sprach er mit zu, doch ich zeigte ihm den Vogel. Es reichte mir. Mein Kopf stand kurz davor zu explodieren. Immer stärker pochte er. Schmerzen entstanden auf meinen Schläfen.
"Wisst ihr was!", sprach ich mit fassungsloser Stimme. "Ich gehe! Macht doch alle, was ihr wollt!"
Ohne noch jemanden zu beachten, lief ich an meinem Vater vorbei, um neben der Haustür in meine Sneaker zu schlüpfen. Ich riss die Tür auf, blickte nochmal wütend zu meinem Vater und verließ die Villa.
Kühler Wind wehte mir durch die Haare. Der Himmel war bewölkt. Ich spürte beim Laufen über den Asphalt schon die ersten Regentropfen auf meiner Haut. Ich stoppte trotzdem nicht. Immer weiter lief ich durch das Tor und nahm den Weg zur Stadt. Den gesamten Tag lief ich ziellos umher. Stunden vergingen. Stunden, in denen ich versuchte vor meinem eigenen Leben zu flüchten. Doch es gab keine Flucht. Ich musste irgendwann zurück. Mein Magen knurrte, als es durch den angehenden Sturm schon dunkler wurde.
Als ich dann abends schon widerwillig den Heimweg antreten wollte, verharrte ich aber weiterhin am Brunnen des Marktplatzes. Ich erinnerte mich an Ayaz, wie er mich beschützt hatte. Meine Gedanken trugen mich immer wieder zu ihm, und auch, wenn der Weg zu ihm zu Fuß weit war, lief ich entschlossen los.
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Durchnässt und kraftlos kam ich vor seinem Haus an. Der Regen peitschte mir ins Gesicht und durchnässte mein Shirt. Ich fuhr mir mit den Fingerspitzen durch meine Haare, um einige nasse Strähnen von meiner Wange zu wischen. Anschließend stellte ich mich von Dunkelheit umgeben an den Straßenrand.
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Lies from my bodyguard | Band 2
RomanceEin wir? Das gab es nie. Wir waren nie wirklich ein wir. Es gab nur dich. Dich und deine Lügen. Und mich, die naiv genug war, sich blenden zu lassen. Blenden zu lassen von deiner Art, mit mir umzugehen. Du nahmst mich so, wie ich war. Wolltest mic...