Angespannt stand ich da. Jeder Muskel meines Körpers machte sich darauf gefasst, dass ich mich jeden Moment mit aller Kraft verteidigen müsste. Ich war bereit. Viel zu lange hatte ich all meine Gefühle unterdrückt und mich von meinem Umfeld unterkriegen lassen. Elif, die mich mit einem Selbstmordversuch in die Enge drängte. Meine Eltern, die mich auf die Straße setzten, nur weil ich nicht die Frau liebte, die sie für mich wollten. Dann noch Gino ... Ich tötete für diesen Mann, ohne je Fragen zu stellen ... Nicht nur einmal. Da hatte ich es verdient, dass er mich anhören würde. Zumindest, dass er mich ausreden lassen würde, ohne mir direkt in den Kopf zu schießen.
Seine dunklen Augen inspizierten mich immer noch. Er wirkte ruhig. Zu ruhig für jemanden, der sonst bei dem kleinsten Funken dazu neigte, alles in Schutt und Asche zu verwandeln. Mein Herz klopfte in einem gefährlichen Rhythmus. Mir wurde glühend heiß zwischen all dem Rauch, der Musik und den Menschen um mich herum. Ich hielt seinem Blick jedoch stand. Alleine schon, weil Nives es verdient hatte, dass ich diesen Respekt ihrem Vater entgegenbringen würde.
Als Adamo die Stille zwischen uns dann aber unterbrach und laut loslachte, schnellte mein Blick zu ihm. Er klopfte auf den Tisch und sah zu Nunzio ihm gegenüber.
"Er ist verliebt! Wie süß und romantisch ist das denn?! Da kriege ich direkt Lust, mir den Schwanz saugen zu lassen."
Nunzio reagierte kaum auf Adamo, da er besorgt zu Gino blickte. Dieser starrte mich immer noch ohne jeglichen Ausdruck an. Die Musik dröhnte immer lauter, sodass ich meinen eigenen Atem nicht mehr hören konnte. Einzig das Brennen in meiner Lunge offenbarte mir, dass ich viel zu hektisch Luft holte.
"Du hast was?", fragte Gino nach und lehnte sich vor, um demonstrativ seine Pistole auf den dunklen Tisch zu legen. Er drehte ihren Lauf, sodass dieser genau auf mich zeigte ... Natürlich in Höhe meines Beckens. Wie passend. "Wiederhole dich nochmal, Ayaz. Ich glaube, ich habe dich nicht richtig gehört. Oder hast du ihn verstanden?"
Er richtete seinen Blick zu Nunzio, der ihm auswich und stattdessen zu mir sah. Adamo mischte sich erneut ein.
"Nives nennt wohl nicht nur dich Daddy", lachte er erneut, da nahm Gino eines der Gläser und schlug es Adamo voller Wucht an die Seite seines Gesichts. Mir stockte von dem Anblick des Blutes der Atem. Ich hörte den Schrei der Frau, die hinter Adamo saß. Sie sprang auf und flüchtete an mir vorbei. Ich sah ihr nach und bemerkte, wie mehrere der Gäste neugierig in unsere Richtung starrten.
"Du Wichser willst mich ruinieren, oder?!" Gino stand auf und riss Adamo am Kragen hoch. Dieser wehrte sich aber und stieß Gino seinen Kopf entgegen, wodurch dieser zurück in den Sessel fiel.
"Bist du behindert! Ich habe einen Scherz gemacht und du-"
Adamo wurde davon unterbrochen, dass Gino aufstand und erneut auf ihn losging. Die beiden prügelten sich lautstark. Gläser gingen zu Bruch. Der Tisch geriet ins Wanken. Ich beobachtete angespannt die Situation und wollte gerade dazwischen, da kam Nunzio auf mich zu.
"Ich rufe Ludovica an. Geh nicht dazwischen. Misch dich nicht ein. Sorg nur dafür, dass die Leute in den hinteren Saal verschwinden", wies er mich an und nahm sein Handy zur Hand. Ehe er aber weiterlief, nahm er mich noch einmal ins Visier. "Und bete dafür, dass sie ihn beruhigen kann. Ansonsten - schön dich gekannt zu haben."
Er klopfte mir auf die Schulter und ich sah nochmal zu Adamo und Gino. Sie rissen immer noch aneinander herum und versuchten sich gegenseitig zu boxen. Ich drehte mich zu den Gästen und war froh, dass zwei der Türsteher mir dabei halfen, die Leute aus dem Raum zu weisen.
Es dauerte, doch die Leute verschwanden nach und nach. Nur einzelne Schaulustige Mädchen von Gino blieben stehen und beobachteten genau wie ich Adamo, der gerade sein T-Shirt auszog und erneut seine Fäuste hochnahm.
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Lies from my bodyguard | Band 2
RomanceEin wir? Das gab es nie. Wir waren nie wirklich ein wir. Es gab nur dich. Dich und deine Lügen. Und mich, die naiv genug war, sich blenden zu lassen. Blenden zu lassen von deiner Art, mit mir umzugehen. Du nahmst mich so, wie ich war. Wolltest mic...