45 | Entgültig

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Schwermütig öffnete ich zögerlich meine Lider. Meine Umgebung zog mich in Dunkelheit. Der Schlaf tat mir gut. Ein Moment, in dem mein Verstand mich nicht mit der bitteren Realität heimsuchte. Jedoch hielt mein Frieden nicht lange an.

Ohne es zu wollen, bahnten sich Tränen den Weg in meine Augen. Ich schluchzte den Schmerz über meine Lippen hinaus. Zog die Decke höher bis zu meinem Gesicht, um mich trotz der Finsternis vor der Welt verstecken zu können.

Elio fehlte mir so sehr. Ich konnte es kaum ertragen. Dazu der Verlust meines Großvaters, den ich nach jedem aufwachen neu erleben musste. Es zerriss mir mein Herz.

Bevor ich realisieren konnte, dass ich mich nicht alleine in der Dunkelheit befand, spürte ich Serafinos Körper hinter meinem. Meine Atmung stockte, als ich Gewicht auf meiner Taille bemerkte. Ich hielt die Luft tief in meiner Lunge. Unterdrückte es, erneut zu schluchzen und lauschte seiner Atmung. Er hauchte immer wieder beständig und ruhig gegen meinen Nacken. Er schlief. Ich schob die Decke vorsichtig von meinem Kinn, um meine Hand unter ihr herauszuziehen.

Langsam suchte ich in der Dunkelheit nach seinem Arm, der fest um meine Taille lag. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich die Decke entlang, woraufhin ich seine Haut ertastete. Ich legte meine Hand um seinen Unterarm und wollte ihn von mir herunterschieben, da bewegte sich Serafino plötzlich und ich erstarrte. Sein Arm schlang sich noch enger um meine Hüfte, während er sein Gesicht seitlich an meinen Nacken vergrub.

"So ein Mistkerl", fluchte ich leise und wäre am liebsten von seiner penetranten Nähe vollkommen ausgeflippt - mir fehlte jedoch die Kraft dazu.

Ich nahm meine Hand von seinem Arm und schloss kampflos meine Augen, um erneut in eine Welt zu flüchten, in der alles in Ordnung war. In meiner Fantasie gab es keinen Vertrag. Es gab keine Elif. Enzo lächelte mir glücklich entgegen, während Elio neben ihm stand und dämlich grinste.

Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, welches sich aber wenige Sekunden später in ein bitteres Auflachen wandelte. Panik überkam mich und ich schreckte auf, um unter Tränen nach Luft zu ringen.

"Nives..." Serafino erschrak über meine plötzliche Bewegung. Ich sah ihn aufgrund der Dunkelheit nicht, doch ich spürte, wie er sich eilig von der Matratze erhob. Anschließend sank diese wieder.

"Geh weg!", presste ich überfordert hervor, doch er setzte sich breitbeinig hinter mich. Seine Beine schlangen sich um meine Hüfte und er zog mich zurück an seine Brust. Alles in mir wehrte sich gegen ihn. Verzweifelt versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Er schnappte sich meine Hände und hielt meinen Rücken fest an sich gefangen.

"Lass mich los!", entkam es mir unter hektischen Atemzügen, doch er legte sein Kinn auf meiner Schulter ab und atmete tief durch.

"Du musst dich beruhigen", flüsterte er und drückte sich noch enger an mich. "Versuch mich auszublenden und konzentriere dich nur auf deine Atmung. Ich verspreche dir, es ist gleich vorbei."

Mein Herz donnerte in einem ungesunden Rhythmus gegen meine Brust. Mein Hals wirkte so eng, dass ich mich nicht mehr wagte ihm zu widersprechen. Ich bekam immer mehr Panik vor dem Sterben. Hatte das starke Bedürfnis zu schreien. Wollte aufstehen und flüchten, blieb jedoch reglos sitzen.

Serafinos Arme legten sich um meinen Körper. Immer noch umfasste er meine Hände, während er seinen Körper an meinen presste. Ich tat, was er sagte, da ich selbst keine Entscheidungen mehr treffen konnte. Mir wurde alles egal. Mein Verstand löste sich auf und ich hoffte nur noch, es würde irgendwann wieder aufhören.

Mit geschlossenen Augen blendete ich aus, dass Serafino hinter mir saß. Ich konzentrierte mich auf seine Atmung. Immer wieder passte ich mich dieser an, auch wenn ich oftmals bitterlich schluchzte und aus dem Takt geriet.

Lies from my bodyguard | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt