Mit angehaltenem Atem starrte ich den Mann an, der mir so vieles gegeben, jedoch auch so vieles genommen hatte. Seine Blicke sagten mehr, als ich in dem Augenblick verarbeiten konnte. Die Geständnisse seinerseits überforderten mich. Seine Nähe erdrückte mich. Kopfschüttelnd drehte mich mich zum dunklen Meer, um heimlich meine Tränen wegzuwischen.
"Ayaz ...", flüsterte ich. "Es spielt keine Rolle mehr, warum du sie mir verheimlicht hast."
"Es spielt eine Rolle."
"Nein", widersprach ich ihm. Dabei wandte ich mich wieder ihm zu. Er stand da. Einsam im Sand. Zwischen lauen Windzügen und den Geräuschen der Wellen gefangen. "Für mich nicht mehr."
Ich wollte gehen. Ihm einfach den Rücken kehren und so tun, als würde es mir nicht weh tun. Es erschien mir einfacher, meinen Drang ihm nah sein zu wollen zu ignorieren, als mich der Demütigung belogen worden zu sein zu stellen.
"Bitte", entkam es ihm. Er streckte seine Hand aus, als wollte er meine umfassen. Nur Sekunden später zog er sie zurück. So schnell, als würde er Angst haben sich an mir zu verbrennen. "Bleib hier. Auch wenn wir nur schweigend nebeneinander sitzen und das Meer ansehen."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Worte blieben mir in der Kehle stecken. Mein Verstand wollte etwas anderes als mein Herz. Dieser Zwiespalt spiegelte sich in meinem Verhalten wieder. Mein Körper bleib reglos stehen. Gedanklich lief ich aber bereits weg von ihm.
"Du wirst kein Wort von mir hören. Ich verspreche es dir."
Zögerlich sah ich an ihm vorbei zu dem kleinen Häuschen. Der Gedanke mit ihm dort zu sitzen bis die Sonne aufgeht, glich einem lang verdrängten Traum. Doch sobald mir auch nur kurz in den Sinn kam, welch Scheiße er abgezogen hatte, wandelte es sich in einen düsteren Alptraum.
"Ich muss gehen", brachte ich hervor und zeigte mich so selbstbewusst wie möglich. Ich ließ kaum zu, dass er mir in die Augen sehen konnte. Er würde erkennen, dass ich zögerte und mich weiter überreden. Ohne mir überhaupt eine Emotion anmerken zu lassen, hob ich mein Kinn und drehte ihm meinen Rücken zu.
Schritt für Schritt lief ich über den unebenen Sand, der meinen Schuhen nachgab. Das Rauschen des Meeres verblasste. Immer weiter entfernte ich mich von all dem Schmerz, bis ich plötzlich eine Hand an meiner Schulter spürte und zurückgerissen wurde.
"Du willst nicht gehen." Ayaz drehte mich zu sich. Der Wind trug den Geruch seines Aftershaves in meine Nase. Ich sah zu ihm auf, ohne mich gegen seine Nähe zu wehren.
Seine Hände legten sich um meinen Taille. Er zog mich enger an sich. Ich wusste, er würde mich küssen wollen und wie von selbst leckte ich mit der Zunge über meine trockenen Lippen. Er bemerkte es. Sein Blick wanderte herab zu meinem Mund, ehe er mir wieder tief in die Augen sah.
Vielleicht würde ich meinen Stolz nicht verlieren, solange ich die Augen schloss. Dieser Gedanke kam mir und ich tat es ohne weiter darüber nachzudenken. Ich lauschte meiner Atmung. Spürte mein Herz schneller schlagen. Wartete angespannt auf seine Lippen, die endlich meine berühren würden. Sie würden es mir vielleicht einfacher machen, ihm zu verzeihen. Ein kleiner Funken Hoffnung machte sich breit, dass alles wieder gut werden könnte.
Doch es passierte nichts. Ich wartete mit geschlossenen Augen vor ihm stehend, doch von ihm ging keine Bewegung aus. Irritiert öffnete ich wieder meine Augen, woraufhin ich ein dämliches Grinsen auf seinen Lippen erkannte. Als er bemerkte, dass ich sein Lächeln anstarrte, wurde es sogar noch breiter. Wütend umfasste ich seine Handgelenke. Ich wollte ihn weg stoßen, doch er ließ nicht los.
"Arschloch!", entkam es mir, wobei ich zu ihm aufsah. "Spielst du wieder Spiele mit mir? Du kannst damit aufhören! Ich bin schon der Verlierer und hab keine Chance mehr zu gewinnen."
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Lies from my bodyguard | Band 2
RomanceEin wir? Das gab es nie. Wir waren nie wirklich ein wir. Es gab nur dich. Dich und deine Lügen. Und mich, die naiv genug war, sich blenden zu lassen. Blenden zu lassen von deiner Art, mit mir umzugehen. Du nahmst mich so, wie ich war. Wolltest mic...