~Loki
Loki hatte geschwiegen. Den ganzen Weg hierher, von den Verließen über die vielen Gänge hinaus auf die Regenbogenbrücke bis hierher. Dort, wo Heimdall wartete. Dort, wo Odin mit seinem herrschenden Blick auf ihn hinuntersah, als die Wächter ihn auf die Knie zwangen.
Lokis Miene war eine Maske aus eisiger Gleichgültigkeit und Spott, doch in seinem Inneren sah es ganz anders aus. Dieses Gefühl, was ihm den Magen zuschnürte und sein Herz unregelmäßig schlagen ließ, hätte man vielleicht als Angst benennen können. Doch er gestand es sich nicht ein, sondern wahrte sein Gesicht, indem er Odin höhnisch angrinste und leichthin meinte:
"Der Bifröst also. Hübscher Ort für eine Bestrafung, findest du nicht auch?"
Odins Miene blieb unverändert und Loki ärgerte sich irgendwie darüber. Er wollte den Allvater aus seiner Reserve locken, noch ein letztes Mal.
"Was machen wir hier jetzt, rumstehen und uns gegenseitig anstarren? Komm schon, Allvater, das kannst du besser."
Heimdall hatte das ganze ebenso schweigend beobachtet und widmete sich nun dem Allvater. Er sprach so leise, das nichtmal Loki ihn verstehen konnte und der Frust und die Wut darüber verdrängten dieses immer größer werdende Gefühl in ihm. Gut so. Lieber wütend als schwach und verängstigt.
Dann kam Thor angerauscht, mit seinem wehenden Umhang und der glorreichen Haltung des Kriegers blieb er neben seinem Vater stehen und sah Loki an. Mit einem Ausdruck in den Augen, der Loki dazu veranlasste eine weitere, spöttische Bemerkung fallen zu lassen.
"Wirklich Bruder? Mitgefühl? Wie erbärmlich."
Thors Miene wurde steinhart und ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. Doch auch er sagte kein Worte. Langsam aber sicher trieb ihr Schweigen Loki in den Wahnsinn.
"Will hier irgendjemand jetzt eine Bestrafung vollziehen oder kann ich zurück in meine so gemütliche Zelle?"
Nichts. Loki hätte sie anschreien können, aber er behielt seinen höhnischen Blick bei. Da, endlich, eine Regung.
Die Wachen zerrten ihn wieder auf die Füße und führten ihn zum Ende der großen, goldenen Kuppel. Loki hätte sich am liebsten gewehrt. Er wusste, was das bedeutete und eigentlich hätte er es sich schon denken können.
Verbannung.
Das Gefühl in seinem Magen verstärkte sich, doch Loki ließ noch nicht zu, dass es ihn übermannte.
Nun endlich sprach Odin, seine laute Stimme hallte von den runden Wänden wider.
"Ich, Odin, Allvater bin heute hier, um über das Schicksal von Loki, Gott des Schabernacks zu entscheiden. Seine Strafe", er machte eine demonstrative Pause. "...ist die Verbannung nach Midgard."
Loki musste lachen. Wirklich lachen, während Odin ihn kalt anstarrte. Loki konnte nicht anders.
"Ist das dein Ernst? Du verbannst mich in die Welt, die ich versucht habe zu erobern? Was erwartest du, das ich es nochmal versuche?"
Seine spöttische Antwort diente noch einem anderen Zweck. Den innerlich widerte es ihn an zurück zu diesen Menschen zu müssen, ihre primitiven Technologien und rückschrittlichen Denkweisen. Er müsste sie ertragen. Für immer...
Loki gelang es mit Mühe seine leichte Panik nicht in seine Augen vordringen zu lassen.
Du bist ein Gott, sagte er sich. Du hast Magie, Göttlichkeit und bist diesen Menschen haushoch überlegen.
Es war, als hätte Odin seine Gedanken gehört. Dabei wusste Loki, dass er das alles geplant hatte, alles, um ihn zu quälen, um ihn zu demütigen und ins Verderben zu schicken.
Der nächste Augenblick würde der schlimmste in Lokis ganzem langem Leben werden.
Odin sprach und der Bifröst öffnete sich bei seinen Worten langsam.
"Loki, Gott des Schabernacks wird in der Verbannung leben, für den Rest seines göttlichen Lebens. Jedoch..." Loki hielt unwillkürlich die Luft an. "...ohne seine Magie. Ich entziehe ihm hiermit seine volle und wahrhaftige Macht als Allvater!"
Es ging so schnell. Loki konnte nicht schreien, nichts sagen, während ein unsagbarer Schmerz durch seinen Körper raste. Es war, als würde er inzwei gerissen, zusammengefügt und wieder getrennt werden, bis in seine Seele. Ein Teil von ihm starb in dem Moment, dass fühlte er. Und das blanke Entsetzen war ihm nun ins Gesicht geschrieben.
Thor sah aus, als wollte er zu ihm rennen, ließ es dann aber und sah ihn mitleidig an. Odin...lächelte. Und Loki schwor sich, dass er zurückkehren würde und seinem Vater echten Schmerz zeigen würde. Er würde ihn entzweireißen, genauso wie er ihn entzweigerissen hatte.
Doch nun fühlte er nur Angst. Angst, Verzweiflung und Entsetzen.
"Loki Laufeyson, von diesem Tage an bis zu deinem letzten wirst du als Mensch ohne deine Macht in ihrer Welt leben. Ich, Odin, Allvater, VERBANNE DICH!"
Gleißendes Licht umhüllte ihn. Und Loki spürte, wie die Panik ihn in die Ohmacht trieb, während er brüllte.
Dann war da diese allumfassende Schwärze. Und das Loch in seiner Seele.
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𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅
FanfictionLoki wird nach seinen Verbrechen wieder nach Mitgard geschickt, um dort ohne seine Magie sein restliches Leben zu verbringen und mit den Folgen seines Handelns leben zu müssen. Dabei hat der Gott des Schabernacks noch mit den Folgen der Gedankenkont...