Tyr

48 5 1
                                    

~Loki

Sie warteten und warteten. Thor hatte ein kleines Feuer gegen die eisige Kälte der Nacht entzünden wollen, doch Loki hatte ihm das strikt verboten. Der Donnergott wollte wohl gerne ihren genauen Standort verraten!

Loki hatte in der Nähe der steilen Küste einen leerstehenden Wachturm entdeckt, in dem Thor und er jetzt froren, wobei der Donnergott weniger mit den Temperaturen kämpfte, als Loki. Dieser saß bibbernd in einer Ecke und verfluchte erneut seinen menschlichen Körper. Wäre er bei voller Stärke, so hätte er diese Probleme nicht.

Thor hatte ihm mehrmals seinen Umhang angeboten, doch der Gott hatte abgelehnt. Sein Stolz war zu groß, als das er sich vor Thor eingestehen würde, wie sehr ihn das ganze doch mitnahm.

Nein, diese Schwäche würde Loki dem Donnergott nicht offen vor die Füße legen.

Als die Sonne langsam am Horizont hervorgekrochen kam, hatten die beiden ihren Plan gefasst. Thor war immer wieder auf dumme Ideen gekommen und Loki hatte ihn immer wieder provoziert, sodass es dreimal fast zu einer Schlägerei zwischen ihnen gekommen wäre.

Jetzt konnten sie sich endlich einigen, wie sie die kleine Agentin befreien würden.

"Das wird einiges an Glück erfordern", meinte Thor stirnrunzelnd und sah zum Fenster des Wachturms hinaus. Von hier sah man über das Meer hinweg und wenn man sich weit vorbeugte, konnte man in einiger Entfernung Tyrs Strandhaus ausmachen. Gut, wenn man wusste, dass sich hinter der Illusion des Strandes ein Gebäude verbarg.

"Jeder Plan erfordert Glück", erwiderte Loki mit einer wegwerfenden Geste und streckte seine eingefrorenen Glieder. Sein Rücken schmerzte und die bleiernde Müdigkeit lag ihm schwer in den Knochen. Sie hatten die ganze Nacht kein Auge zugetan.

Als Gott ein Leichtes, aber als normaler Mensch ohne Magie? Loki hasste es. Doch genau dieser Hass befeuerte ihn und gab ihm die Kraft, sich aufzurichten und neben Thor zu stellen.

"Wenn das schiefgeht..."

"...werden die Agentin und ich sterben", beendete Loki den Satz des Donnergottes leichthin, auch wenn sein Herz einen panischen Hüpfer machte, bei dem Gedanken daran.

Tyr wollte seine Macht, das war ihm klar und wenn Loki dort hineinging und versagte, dann wäre das eine Katastrophe. Es wäre vielleicht, nein, sogar sehr wahrscheinlich das Ende Asgards und der Götter. Es wäre Odins Ende.

Eigentlich sollte Loki das doch freuen, doch in seinem Magen bildete sich stattdessen ein seltsames Unwohlsein.

"Das lasse ich nicht zu", brachte Thor ihn wieder in die Wirklichkeit und seine Miene war fest entschlossen. Der Hammer in seiner Hand schien zu vibrieren, als beide die Illusion fixierten.

Früher hätte Loki sie mit einer Handbewegung zerstören können. Doch nun strengten sich seine Augen nur unnötig an bei dem Versuch, das Strandhaus dahinter auszumachen.

Der Gott des Donners sah seinen Bruder lange an und die leichte Falte zwischen seinen Augen sagte Loki, dass er gerade darüber nachdachte, ihn hierzulassen.

"Denk nicht einmal dran. Ich kenne Tyr besser, als du und außerdem ist..." Er verstummte. Es war zu schrecklich, es vor Thor auszusprechen.

Doch der Gott wusste auch so, was er meinte und nickte widerstrebend.

"Dann los."

Innerhalb weniger Sekunden hatte Thor ihn ergriffen und der Wind pfiff Loki durchs Haar. Sie mussten schnell sein, präzise und lautlos.

Loki konnte nicht genau einschätzen, wie stark Tyr nun war, doch angesichts Thors Berichten und dem Tod seines Meisters, mussten sie sich auf das Schlimmste vorbereiten.

𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt