~Loki
Die Wohnung des Agenten sah aus, als hätte sie seit Jahren niemand mehr benutzt geschweige denn sauber gemacht. Das Licht ging nicht an, überall lagen Planen, bedeckt mit zentimeter dicken Staubschichten.
Loki vermutete, dass es sich hierbei eher um einen Notfall Treffpunkt für Shield Agenten handelte. Der Gott musste husten, als der Mann eine der Planen zur Seite schob und der Staub aufwirbelte. Er rümpfte die Nase und stieg über ein umgekipptes Sofa.
Der Agent legte seine Tasche auf die halb von Schimmel bedeckte Küchenarbeitsplatte, drehte sich um und sah Loki dann erwartungsvoll an.
"Da wären wir also, Gott des Schabernacks. Was jetzt?"
Loki zwang sein herablassendes Lächeln auf seine Lippen und meinte gelangweilt: "Jetzt? Wie wäre es, wenn Sie mir diese lästigen Dinger wieder abnehmen?"
Der Agent lachte kurz und witzlos auf, dann verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Küchentheke.
"Ich bin nicht lebensmüde. Sie wollten Kontakt mit jemandem aufnehmen, der uns helfen könnte. Na los, worauf warten Sie?"
Loki starrte den Mann lange an. Er war direkt und kühl, auch wenn der Funke in seinen Augen die Unruhe in ihm verriet. Ein Agent, der es perfektioniert hatte, seine Gefühle nicht preiszugeben.
"Für diese Kontaktaufnahme brauche ich Platz. Und am besten eine Kerze."
Der Mann verdrehte belustigt die Augen. "Wird das etwa eine Hexenbeschwörung?"
"Wollen Sie Emilia Christensen retten oder nicht?", fragte der Gott und tat so, als würde er auf die Tür zugehen. Der Agent brummte irgendetwas unverständliches und kramte dann in seiner Tasche.
Loki sah ihm dabei zu, wie er jeden Quadratmeter durchwühlte und schließlich eine kleine LED-Kerze in der Hand hielt. Der Gott konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
Erstens; warum bei allen Göttern hatte ein Shield Agent eine LED-Kerze dabei? Und zweitens; dachte dieser Mann ernsthaft, dass eine elektrische Kerze auch nur ansatzweise etwas bringen würde?
Loki brauchte eine echte Kerze, völlig altmodisch. Sein alter Meister hatte ihm wer weiß wie oft eingebläut, dass er sich bei der Kommunikation auf diesem Wege strikt an das Prozedere halten sollte. Der Agent sah ihn genervt an und warf das LED-Licht zurück in die Tasche.
"Etwas anderes habe ich nicht anzubieten."
Doch der Gott ließ sich kaum beirren. Es gab schließlich noch eine andere Möglichkeit.
"Na komm schon, Bruder. Es braucht kein Monster, um dich zu mir zu führen", murmelte er zu sich selbst und war mit einem Satz bei dem Agenten. Der reagierte nicht schnell genug, sodass Loki ihm einen Schlag in die Magengrube verpasste, was selbst mit Handschellen funktionierte.
Der Mann taumelte zurück, griff nach der Waffe auf der Theke, doch Loki war schneller. Er richtete sie auf den Agenten und entsicherte sie. Dieser hatte nichtmal die Chance, zurückzuweichen, da drückte der Gott ab, in dem Moment, in dem sich über ihm der Bifröst öffnete.
"Loki, nein!"
Thor packte ihn von hinten und riss ihm gewaltsam die Pistole aus der Hand. Der Mann sackte zu Boden. Die Kugel hatte sich wenige Zentimeter neben ihm in die Wand gebohrt.
Zufrieden sah Loki dem Agenten in die Augen, die ihn wiederum feindselig und erschrocken anblickten. Mit keuchendem Atem stand der Mann wieder auf und wischte sich den Staub von der Hose. Seine Stirn hatte einen feuchten Glanz angenommen.
"Bruder, ich dachte mir schon, du würdest kommen", sagte der Gott übertrieben erfreut und ließ sich bereitwillig von Thor durchschütteln.
"Was hast du dir dabei gedacht?!", brüllte der Donnergott aufgebracht und sah entschuldigend zu dem Agenten. Doch Lokis Verdacht war nur bestätigt worden.
Heimdall beobachtete ihn auf Schritt und Tritt, seit er sich nicht mehr mit Magie vor seinem Blick schützen konnte.
Thor brachte ihn mit seinem schraubstockartigem Griff wieder in die Wirklichkeit. Gut. Berührung war essentiell wichtig für den Zauber. Ja, selbst ohne jegliche Magie konnte Loki diese Nachricht überbringen. Sein Meister hatte ihn auf alles vorbereitet.
Der Gott ergriff Thors linke Hand und drückte ihm auf die Kuppe des Daumens. Dann nahm er blitzschnell die andere und drückte auf das Ende des Grundgliedes am Zeigefinger. Thors Blick wurde leer und Loki grinste.
Diese Reflexpunkte hatte ihm sein Meister gezeigt. Jetzt musste der Gott nur noch seine Nachricht übermitteln. Es war schon fast zu einfach, wie man jemanden als Brieftaube benutzen konnte und bei Thor machte das ganze nochmal doppelt Spaß.
"Du gehst zurück nach Asgard. Du findest meinen Meister und sagst ihm, dass sein alter Schüler lernen will. Wiederhole das."
Die Lippen des Donnergottes bewegten sich und Loki fühlte sich zum ersten Mal hier auf Midgard nicht mehr schwach. Er fühlte sich gut. Mächtig. Unglaublich.
Nachdem Thor seine Nachricht wiederholt hatte, ließ Loki ihn los und sah zu, wie sein Bruder durch den Bifröst verschwand. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
"WAS ZUR HÖLLE?!" Der Agent hatte seine Pistole wieder gezückt und zielte direkt auf Lokis Brustkorb. Seine Nasenflügel weiteten sich, sein Mund war ein grimmiger Strich, um die Überraschung zu verbergen.
"Ich hätte wissen müssen, dass die Handschellen überflüssig sind. Aber was war das?!" Eine Spur Angst schwang in der Stimme des Mannes mit. Er fürchtete, Loki könnte dasselbe mit ihm machen. Und das gab dem Gott, was er wollte.
Grinsend ging er einen Schritt auf den Agenten zu. Dieser fuhr zurück und entsicherte die Waffe. Trotz der Verunsicherung schien er gefasst und bereit. Loki musste noch vorsichtig sein. Er durfte nicht zu schnell vorpreschen.
"Mein Bruder sollte die Nachricht innerhalb weniger Minuten übermittelt haben. Dann bekommen wir die Hilfe, die wir brauchen."
"Und woher weiß ich, dass diese Hilfe mich nicht auf der Stelle umbringt?", fragte er mit knirschenden Zähnen.
"Das wissen Sie nicht, Agent. Aber denken Sie nicht, dass die Chancen ohne mich schlechter stehen?" Loki deutete auf die Waffe und lächelte unschuldig.
Frustriert warf der Mann die Hände in die Luft und zischte dann leise: "Unterschätzen Sie nicht, wie schnell ich mit dem Ding hier bin."
"Und unterschätzen Sie nicht, wie zuverlässig ich sein kann", meinte Loki gelassen. Also warteten sie in angespannter Stille.
Nichts tat sich. Minuten vergangen. Dann Stunden. Kein Zeichen von Hilfe.
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𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅
FanfictionLoki wird nach seinen Verbrechen wieder nach Mitgard geschickt, um dort ohne seine Magie sein restliches Leben zu verbringen und mit den Folgen seines Handelns leben zu müssen. Dabei hat der Gott des Schabernacks noch mit den Folgen der Gedankenkont...