Agent

36 3 3
                                    

~Loki

ER hatte ihn nicht besucht. Loki war schon fast überrascht, als er in derselben Straße aufwachte, in der er zu Boden gesunken war.

Man hätte meinen können, er hätte nur kurz geblinzelt, doch der Stand der Sonne verriet ihm etwas anderes. Eher gesagt war die Sonne bereits verschwunden, die Straßenlaternen blinkten und schalteten sich dann ein, tauchten den Gehweg in ein warmes Licht.

Loki bewegte vorsichtig seine Glieder und zuckte zusammen. Unter ihm hatte sich glücklicherweise kein Blut gesammelt und seine Wunden waren nur spärlich aufgerissen worden. Als ob das eine Verbesserung wäre. Trotzdem schmerzte sein ganzer Körper.

Der Gott sah nach unten und entdeckte einen fünf Dollar Schein, den ihm jemand vor die Füße geworfen hatte. Er zerriss ihn und ballte die Hände zu Fäusten.

Wie ein Bettler hatte er dagesessen, wie ein Dieb sich alles ergaunert und wie ein Feigling war er zusammengeschlagen worden. Es reichte. New York hatte vor ihm GEKNIET und Loki würde sich diese Macht zurückholen. Um jeden Preis!

Den Schmerz ignorierend stand er auf und dehnte den Nacken, sah sich schnell um, ob ihn erneut jemand erkennen würde und folgte der Straße weiter.

Emilia war mit großer Wahrscheinlichkeit wieder im Avengers Tower, doch da konnte Loki unmöglich alleine hin. Er brauchte einen sicheren Unterschlupf und leider auch seinen Bruder. Doch nicht aus sentimentalen Gründen, er wollte Thor nur eine Nachricht übermitteln lassen.

Lokis Meister, einer der weisesten Magier neben seiner Mutter, hatte ihm mal beigebracht, wie man jemandem unterbewusst eine Botschaft einpflanzte. Diese Methode funktionierte sogar ohne Lokis Kräfte und der Gott brauchte nur irgendeinen kleinen Gegenstand. Nichts leichter als das.

An einer Kreuzung kaufte er ein Buch über die nordische Mythologie und musste hämisch grinsen, als die Verkäuferin ihm erklärte, sie sei ein großer Fan der Götter. Oh, hätte sie doch nur gewusst, dass sie gerade einem von ihnen gegenüber stand.

Nun fehlte für Lokis Plan nur noch ein geeignetes Versteck. Es war mittlerweile später Abend zwischen neun und zehn, die meisten Menschen setzten sich in schicke Restaurants oder öffneten Türen zu Clubs.

Loki setzte seinen Weg die Straße hinunter fort, bog einmal in die Park Avenue ein, nur um dort einen neuen Mantel zu kaufen. Der andere war mitsamt des Plans am Avengers Memorial. Im Geschäft versuchte er lange, seine wirren Haare mit den Fingern zu kämmen, band sie sich dann jedoch einfach zusammen.

Da es hier keinen weiteren Shop für Souvenirs oder generell Stadtpläne gab, folgte Loki einfach seinen Instinkt. Er ging leere Straßen entlang, wurde von rauchenden Frauen vor einem Club angemacht und kehrte schließlich auf die Straße zurück, die er zu Beginn genommen hatte, die East 58th Street.

Mittlerweile war es nach Mitternacht und Lokis Magen knurrte protestierend. Der Gott hörte auf ihn und holte sich in einem 24 Stunden Diner klebrige Burger und viel zu salzige Fritten. Seinem ausgezerrten Körper war die Konsistenz und der Geschmack jedoch herzlich egal.

Als Loki so an der Straßenecke stand, schien er das erste Mal wirklich in New York anzukommen. Oder besser gesagt, er wurde sich zum ersten Mal seiner Umgebung wirklich bewusst.

Das Hupen der Taxis, die hellen Lichter der Ampeln und Läden, das Murmeln aus dem Restaurant gegenüber und der gedämpfte Lärm einer Party im Haus neben ihm.

Alles schien auf eine Art stehen zu bleiben, die den Gott seltsam traf. Ein Gefühl brach durch die Mauer der Verbitterung und ließ ihn kurz schwankend zurück. Er konnte es nicht einordnen. Doch zum ersten Mal schien der rote Schleier des Zorns von ihm zu gleiten und zurück blieb die belebte, laute, große Stadt.

𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt