Ungebetende Gäste

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~Loki

"Bruder!" Der blonde Donnergott sprang und flog rüber, stellte sich Loki in den Weg und versperrte den Gang, sein einziger Fluchtweg. Der Gott fluchte leise und verdrehte die Augen, als Thor seinen Hammer schwang.

Natürlich. Er hätte ja nicht einfach zu ihm laufen können, er musste unbedingt wieder angeben. Ganz Odins liebes Schoßhündchen, dachte sich der Gott des Unheils spöttisch.

"Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, Bruder?", fragte Loki und nahm seine gewohnte, provozierende Haltung ein, leicht gelangweilt und doch spottend, wie er den Kopf neigte und den rechten Mundwinkel hochzog. Thors Miene verfinsterte sich und er trat näher. Bei ihm ging die Provokation immer auf.

"Habe ich etwa nicht mitgespielt bei des Allvaters großer Vorstellung? Sag mir, war es Zufall, dass ich ausgerechnet bei deinen menschlichen Freunden hier gelandet bin? Oder war das alles nur großer, großer Zufall?", meinte er zynisch und grinste, als der Donnergott nach Worten rang, denn Thor war schon immer ein miserabler Lügner gewesen.

"Loki-", begann er stockend, doch sein Bruder fiel ihm ins Wort, als hätte er Thor nicht gehört.

"Ach, natürlich nicht, wie dumm von mir! Er wollte mir nur erneut vor Augen führen, wie machtlos ich ja nun bin. Nun ja, ich habe seine Spielregeln trotzdem lesen und austricksen können." In Lokis Innerem bildete sich ein Kloß, den er jedoch mit brennender Lava der Wut zerstörte und nicht zuließ, dass seine Gefühle die Oberhand bekamen.

Er richtete sich wieder zur vollen Größe auf und sagte dann etwas leiser, aber mit einem zischenden Unterton: "Was willst du, Bruder? Mich verspotten? Mir unter die Nase reiben, dass-"

"Hör auf, Loki! Ich bin nur hier, weil Heimdall sah, dass du in Gefahr schwebtest und ich nicht zulassen konnte, dass dich dieses Wesen umbringt! Hör auf immer nur das Schlechteste von mir zu erwarten!", fuhr Thor auf und das Zittern in seiner Stimme war kaum zu überhören. Loki ignorierte es trotzdem.

"Du hast mich gerettet. Gut gemacht, dein Vater wird stolz sein auf seinen Vorzeigesohn. Der Donnergott rettet den kläglich niedergegangenen Gott des Schabernacks, ja, das klingt doch nach einem guten Lied für die Feiern in Asgard, nicht?" Thor ergriff ihn beim Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand, Donner krachte in den hohen Hallen.

Lokis menschlicher Körper war so schon geschunden, doch die rohe Kraft des Gottes, ließ seine Rippen ächzen. Er biss die Zähne zusammen, konnte aber den Schmerzenslaut nicht verhindern, der seine Kehle verließ.

Thors vor Zorn verzerrte Miene glättete sich und er sah erschrocken an seinem Bruder herab. Loki hatte vergessen, dass er immernoch blutete. Heiße Scham stieg in ihm auf. Er wollte nicht, dass Thor ihn so sah! So verletzlich! So menschlich!

"Bruder, es...es tut mir leid, ich-"

"Spar dir das. Lass mich einfach los." Loki stieß ihn von sich und da Thor noch immer wie gelähmt vor ihm stand, schaffte er es sogar, sich aus seinem Griff zu winden. Der Gott des Schabernacks begutachtete versteckt die Verletzung.

Die Wunde an seiner Seite war aufgerissen und nun, während das Adrenalin abebbte spürte er die gebrochene Rippe. Er stöhnte leise auf, doch der Laut wurde durch die großen Hallen um das dreifache verstärkt. Er schluckte den Fluch in seiner trockene Kehle runter.

Thor kam mit unsicheren Schritten auf ihn zu und wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, als Loki auffuhr.

"Geh! Geh und krieche zurück zu deinem Allvater! Du hast deinen Triumph und Odin seinen glorreichen Sohn. Ich wette, er hat diese Kreatur geschickt!"

"Wie kannst du soetwas denken, Loki?! Vater würde niemals-"

"Was würde er niemals? Mich verletzen wollen? Mich töten?"

"Loki, genug! Lass mich deine Wunden ansehen. Ich rede mit Vater und überzeuge ihn, dass du wieder zurück kannst."

Loki überlegte kurz, dann grinste er sarkastisch. Natürlich würde Thor das tun un Odin würde es ihm vielleicht sogar gewehren. Loki würde als erbärmliches Bündel zurückkehren und jeder würde sehen können, dass er nichtmal auf dem rückschrittlichsten Planeten überleben konnte. In ihm brodelte es gefährlich.

"Soll ich dir dafür jetzt danken, oh großer Thor? Verschwinde und lass dich feiern, von deinem geliebten Vater." Der Donnergott kam wieder drohend auf ihn zu und Loki sah, wie er innerlich rang. Es verursachte ihm nur leider keine Befriedigung, Thor so im Zwiespalt zu erleben.

"Unser Vater ist ein gerechter Mann. Er würde dir niemals einfach so Schaden zufügen wollen-" Loki fing an zu lachen, doch Thor sprach mit eiserner Miene weiter. "-und er will dir nur näherbringen, wie hilflos die Menschen waren, als du sie angegriffen hast."

Und wusste einer von euch, wie hilflos ich war?!, dachte Loki und der Zorn wischte ihm das Grinsen vom Gesicht. Thor und er blickten sich mit bösen Augen an, bis der Blonde sich umdrehte und im Gehen sagte:

"Ich bringe dir Arzei aus Asgard mit. Heimdall wird dich finden." Der Bifröst öffnete sich und Loki wäre für einen Moment beinahe dorthin gehechtet. Er wollte schreien, Thor verfluchen und die gesamte Welt mit ihm.

Als die Regenbogenbrücke sich schloss, blieb der Gott allein zurück. Loki sah den leeren Gang entlang, dort, wo die Agentin hin verschwunden war. Sie war seine einzige Chance. Sie hatte etwas, dass ihm gehörte und Loki würde es um jeden Preis zurückbekommen.

Dann konnte er sie alles büßen lassen. Und die Frau? Was würde wohl mit ihr passieren?

Daran wollte Loki nicht denken, denn die plötzlichen, völlig unpassenden Empfindungen störten nur seinen Rachedurst. Sie waren hinderlich. Sie war hinderlich, doch er würde alles tun, um seine Magie zurückzubekommen.

𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt