~Emilia
Der Mann brüllte auf und die Welt bestand endlich wieder aus Geräuschen. Auch wenn die Dunkelheit blieb, so hörte Emilia wieder etwas. Der blutige Kugelschreiber in ihrer Hand gab ihr genug Sicherheit. Sie stach erneut zu.
Dieses Mal ließ ihr Entführer sie jedoch fallen und Emilia landete unsanft auf hartem Geröll. Der Stift wurde ihr entrissen, dann hörte sie den Mann direkt an ihrem Ohr.
"Mach das nochmal und du darfst den Rest deines Lebens eingesperrt in einem Glas verbringen."
"Aus welcher Hexengeschichte hast du das denn geklaut?", spie die Agentin ihm entgegen und bereute ihr Selbstbewusstsein sofort. Dieser Mann hatte ihr schon die Sehkraft genommen, was konnte er wohl sonst noch?
Hinter ihr lachte jemand und Emilia gefror das Blut in den Adern. Sie wollte die Worte gerade zurücknehmen, als ihre Glieder sich zu verschieben begannen.
Scheiße, scheiße, scheiße!
Panisch versuchte sie sich zu bewegen, irgendetwas gegen das unaufhörliche Verändern zu tun, doch es ging nicht. Der Mann kicherte und prustete, wie ein kleines Kind, während Emilias Körper sich immer weiter verformte.
Ihre Arme, ihre Beine, alles wurde kleiner und dann begannen ihre Hände zusammenzuwachsen, sodass sie das Gleichgewicht verlor.
"Damit hast du wohl nicht gerechnet, mhm?"
Der Mann lachte und Emilia wollte schreien. Aber sie konnte nichts machen. Nichtmal schluchzen oder irgendeinen Laut von sich geben. Es war die schlimmste Folter, denn da bemerkte sie, dass ihr Mund...nicht mehr existierte.
Heiße Tränen der Panik sammelten sich in ihren Augen.
"Wir wollen nicht so sein. Schließlich kann sich ein Mensch wie du immer nur schwer vorstellen, wozu wir wirklich fähig sind." Der Mann schnippste einmal mit den Fingern und ENDLICH drang ein Laut aus Emilias Kehle. Es war ein unwürdiges, verzweifeltes Schluchzen.
Ihre Glieder rutschten wieder an den richtigen Platz, ihre Stimme kam zurück.
Den restlichen Weg über sagte sie kein Wort. Der Fremde nahm sie wieder auf den Arm, alles wurde still und dunkel. Emilias Geist wollte nicht verstehen, was da eben geschehen war, ihr menschlicher Verstand zerbrach an der Vorstellung, das jemand solche Macht besaß.
Und so schwieg sie, traumatisiert und hilflos, bis der Mann sie endlich absetzte und leises Wellenrauschen an ihre Ohren drang.
Eine salzige Brise lag in der Luft, die Emilia aber nur an ihre kurzzeitige Folter erinnerte. Ihre Tränen, die noch immer an ihren Wangen klebten.
"Da wären wir." Die junge Agentin konnte immer noch nichts sehen, nur hören, wie der Fremde über den Sand unter ihren Füßen stapfte und die Wellen sich vor ihr brachen.
Blind ging sie einen Schritt, bekam aber sofort kalte Gischt in die Schuhe. Emilia zuckte zurück und biss sich auf die Lippe.
Es war grausam in völliger Dunkelheit umherzutasten, klein und schwach von diesem Bastard benutzt zu werden und keine Chance zu haben. Der jungen Agentin war nach Weinen zumute, doch diesen Triumph gönnte sie ihrem Entführer nicht. Die wenigen Tränen waren schon zu viel gewesen.
"Was ist, habe ich dir deine Stimme vergessen zurückzugeben?", fragte der Mann dicht neben ihr. Dann war es, als würde er einen Schleier von ihren Augen ziehen und die grelle Welt blendete Emilia.
Weißer Sand wurde von türkisfarbenen Wellen umspült, die Sonne schien warm auf ihr Gesicht und alles sah aus, wie direkt aus einem dieser Hollywood Filme.
Nur das dieser Strand von einem Monster betreten worden war, welches neben ihr gerade die gelbe Kapuze zurückschlug.
Emilia zuckte zusammen. Der Mann neben ihr schien völlig...farblos. Seine weißen Haare waren glanzlos, die hellen Augen seelenlos und das kantige Gesicht ausdruckslos. Es war, als blickte man auf eine weiße Leinwand.
"Erschreckend, was? Übrigens, ich entschuldige mich für den Zwischenfall vorhin. Es ist nur immer wieder witzig, wie einfach die Gestaltveränderung bei euch Menschen ist." Aus seinem Mund klang das, wie ein kleiner Streich, etwas, was man leicht vergessen konnte, dabei trug Emilia diesen Schrecken für ihr Leben mit sich.
Endlich fand sie ihre Stimme wieder, auch wenn sie brüchig klang.
"Und was jetzt? Wolltest du einfach nur mit mir spielen? Wo sind wir?"
Der Mann hob die Lippen zu der Andeutung eines Lächelns und umfasste ihre Wangen mit seinen eiskalten Fingern.
"Immer der Reihe nach. Ich wollte nicht nur mit dir spielen, Kleine. Und hier sind wir in meinem Reich. Meine eigene kleine Oase." Er machte eine große Geste in Richtung Meer und ließ dabei jedoch nicht ihr Gesicht los. Emilia wehrte sich gegen den Griff.
"Ruhig, Kleine. Sonst muss ich meinen kleinen Trick wieder anwenden." Schlagartig erschlafften ihre Glieder, gelähmt von der Angst, wieder keine Kontrolle über ihren Körper zu haben. Es war furchtbar.
"Gut. Du tust jetzt folgendes. Ich werde dich zu mir in meine bescheidene Hütte nehmen und auf dem Weg gibst du keinen Laut von dir. Dort angekommen kannst du dir aussuchen, ob du lieber im Keller oder in einem weichen Bett schlafen möchtest, doch alles hängt von deinem Benehmen ab, ja? Also sei ein braves Mädchen."
Emilia hätte diesen Mann am liebsten jeden Zahn einzelnd ausgeschlagen und seinen Körper mit Kugeln durchlöchert. Doch sie konnte nur nicken und sich fest auf die Wange beißen, bis es blutete.
Wo war das dunkle Ding jetzt? Jetzt, wo sie es brauchte?
Aber nichts regte sich, als sie innerlich danach griff. Es schien fast, als würde sich das Ding angstvoll zurückziehen, wie ein verschrecktes Tier.
Irgendetwas an diesem Fremden jagte selbst der Macht in ihr Angst ein. Was die junge Agentin gut verstehen konnte.
Der Mann drehte sich um und ließ endlich ihr Kinn los. Emilia taumelte einige Schritte, bis sie wieder Gefühl in den Beinen hatte und folgte ihm widerwillig über den langen Sandstrand.
Innerlich dachte sie sich eintausend Methoden aus, wie sie diesen Bastard foltern konnte, der mit einer jugendhaften Leichtigkeit vor ihr ging und dabei aussah, als gehörte ihm die Welt.
Emilia würde ihn früher oder später umbringen, mithilfe dieser Macht in sich oder ohne.
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Hola amigos, ich bin zurück und habe gleich zwei Kapis dabei. Mein Tablet hat gerade genau 2%, also beeile ich mich lieber:) Viel Spaß mit den neuen Kapiteln und einen guten Start in die Woche <3
DU LIEST GERADE
𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧𝐬 | 𝐋𝐨𝐤𝐢 𝐅𝐅
FanfictionLoki wird nach seinen Verbrechen wieder nach Mitgard geschickt, um dort ohne seine Magie sein restliches Leben zu verbringen und mit den Folgen seines Handelns leben zu müssen. Dabei hat der Gott des Schabernacks noch mit den Folgen der Gedankenkont...