DARIO
Freitag sitze ich mit meinem Onkel, Vetter und Vater zusammen in seinem Konferenzzimmer und rauch einen der teuren kubanischen Zigarillos, die Giovanni von seinem Trip nach Kuba dieses Frühjahr, mitgebracht hat. Mein Vater hingegen hat sich eine Zigarre geschnappt, die er gerade frisch anschneidet und anzündet. Der recht intensive Geruch, macht sich sofort im spärlich beleuchtetem Zimmer breit.
Draußen, durch die Fenster hinter ihm, erkenne ich das Gewusel im Viertel, dass selbst bei Regen nicht versiegt.
»Mein Vater ist damit einverstanden«, erklingt die Stimme des Italieners zu meiner rechten. Santino ist vor einer Stunde aufgetaucht, um uns die Worte von Cedar zu überbringen. Im Gepäck hatte er einige Flaschen Sambuca aus der Heimat, die er uns schenkte. Carlo freut das besonders. Er hat eine Flasche direkt geköpft und uns Gläser befüllt. Zu viert sitzen wir um den Eschenholztisch herum und genießen die Ruhe. Niemand wagt es uns hier drinnen zu stören. Es ist der perfekte Ort, um sich zu unterhalten. Santino hat von seiner Zeit in Palermo erzählt und wie er vor Ort die Bindung zur Parisi Familie stärken konnte, die die Stadt fest im Griff hat. Carlo begeistert sich für Santinos Erzählungen wie ein Schuljunge. Er mochte den Sohn seines langjährigen Freundes Cedar schon immer. Sie sind zusammen zur Schule gegangen, genau wie Santino und ich damals. Unsere Familien schätzen sich gegenseitig. Ich würde behaupten, wir stehen so eng zueinander wie kaum eine der anderen Clans sonnst. Wir waren schon immer starke Verbündete.
»Ich hatte auch nichts anderes erwartet«, gibt mein Vater rauchend zu. Mein Onkel räuspert sich von der Seite. Als Consigliere von Don Carlo, hat er ständig seinen Senf dazuzugeben. »Weißt du etwas von Galliano oder Valetti?«
Santino schüttelt seinen Kopf und hebt das Kristallglas an. »Nein, aber sie sorgen noch dafür, dass Vallians Viertel bewacht wird, um es zu schützen.«
»Die Iren könnten Anspruch darauf erheben«, wendet Giovanni sich an seinen Bruder. »Es wäre nicht das erste Mal, Carlo.«
»Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Vallians sich neu aufstellen wollen und einen Nachfolger suchen«, wendet unser Gast schnell ein. Mein Vater hebt die Augenbrauen. »Cedar glaubt, da ist was dran?«
»Wäre möglich, ja.«
»Was ist, wenn ihr ihre Gebiete aufteilt, und sie fordern sie zurück?«, mische ich mich ein. Das würde mich brennend interessieren. Mein Onkel lacht bitter auf. »Dann haben sie Pech gehabt, Junge.«Ich hasse es, wenn er mich so nennt und das weiß genau. Er mag es nur, wenn er mich Ärgern kann. Kaum auszudenken, was er mir alles sagen würde, sollte er das mit dem kleinen Unfall erfahren, der bald das Licht der Welt erblickt. Scheiße, wenn mein Vater mich nicht einen Kopf kürzer macht, dann er.
»Wollt ihr wirklich riskieren, dass ein neuer Krieg vom Zaun bricht? Das NYPD hat größtenteils weggesehen, als die Benellis und Vallians sich bekriegt haben. Aber niemand von uns kann sicher sein, dass sie das auch ein zweites Mal tun werden. Vielleicht warten die nur darauf, um uns alle hochnehmen zu können.« Haben sie das völlig vergessen, oder wollen sie es gekonnt ignorieren und riskieren? Ich verstehe es manchmal nicht. Zum Glück scheint wenigsten Santino das ähnlich zu sehen. »Dario hat recht. Alle sollten versuchen den Bach flachzuhalten. Und wenn die Vallians nicht bei der Kommission erscheinen und keinen würdigen Vertreter aufweisen können, sind sie eh raus. Wir sollten abwarten und alle Eventualitäten in Betracht ziehen. Die kleine, die uns damals beim NYPD verraten hat, ist über alle Berge. Wir haben keine Ahnung von dem, was sie gegen uns alle in der Hand haben. Noch haben wir die Stadt unter unserer Kontrolle, aber das kann sich ändern.«
Nickend stimmt mein Vater ihm zu. »Das ist sehr weise von dir, Santino. Dein Vater kann stolz auf dich sein. Nimm doch eine Schachtel der Zigarren für ihn als Geschenk mit. Wenn wir neue Erkenntnisse haben, treffen wir uns wieder«, spricht er und deutet uns abzuschwirren. Santino verabschiedet sich höflich von den beiden, so wie ich. Zusammen verlassen wir das Zimmer und ich führe ihn ins Büro von Carlo, um die Zigarrenschachtel zu besorgen, die er hier in seiner Barwand versteckt hält.
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King of New York | 18+
RomanceNach einer heißen Nacht mit einem Fremden auf einer Party in New York City, muss Stella feststellen, dass der Fremde ihr ein Geschenk hinterlassen hat, welches in neun Monaten das Licht der Welt erblicken wird. Als sie kurz darauf fast attackiert wi...