STELLA
Mir ist speiübel. Mich immer und immer wieder übergebend, liege ich auf der Behandlungsliege und krümme mich über dem Eimer zusammen. Im Zimmer herrscht reinstes Gewusel. Überall Menschen. Die Ärztin, ihre Angestellten und meine Bodyguards, die Türen und die Personen beobachten. Sie sprechen hektisch miteinander. Folgen kann ich ihren Gesprächen nicht. Der heiße Schmerz in meinem Oberschenkel lähmt mich fast. Mein Magen dreht sich wie auf einem Karussell und quetscht jeden noch so winzigen Rest meines Essens heraus.
»Atmen Sie«, spricht eine der Schwestern ruhig auf mich ein. Sie streicht mir meine nassen Haare aus dem Gesicht und geht vor mir in die Knie. »Der Notarzt ist gleich fertig.«
Keuchend nicke ich. Wieder dieses Lächeln auf ihrem Gesicht, was so unglaublich fehl am Platz wirkt wie ihre ruhige Art. In mir tobt es. Mein Herz rast schmerzvoll, meine Gliedmaßen zittern und der Schwindel, der meinen Kopf dominiert, lässt mich immer wieder kurz ohnmächtig werden. Jemand presst etwas auf meine Wunde, dessen Ausmaße ich noch nicht gesehen habe. Ich wimmere, versuche mit zittrigen Fingern den Eimer weiter zu umklammern. Bevor er mir aus der Hand rutscht, stellt die Schwester ihn ab. »W-was ist...« stottere ich, meinen Satz nicht beendend. Der Schmerz, der sich in meinem Körper breitgemacht hat, bringt mich um den Verstand. Immer wenn ich meine Augen schließe, durchlebe ich erneut die Momente des Angriffs.
»Sie sind hier in Sicherheit, Miss.«
»Wo ... wo ist...« Meine Augen huschen zu den Anzugträgern, die wild miteinander diskutieren. Es sind nicht alle im Zimmer, sondern nur zwei. Wo ist der Rest von ihnen abgeblieben?
»Miss Owens, richtig?«, durchschneidet der Notarzt meine Gedanken und schiebt sich vor mich. Er nimmt den Platz der Krankenschwester ein. Schweratmend mustere ich seine entspannten Gesichtszüge. »J-ja?«
»Ich werde ihren Oberschenkel jetzt betäuben und die Wunde nähen. Der Schmerz sollte auch gleich nachlassen. Versuchen sie sich zu beruhigen.«
Der hat leicht reden. Immerhin wurde er nicht gerade mit einem Messer attackiert und...
Ein Schluchzer erschüttert meinen Körper. Die Angst, die meine Knochen dominiert ist so unglaublich einschüchternd. Ich kann nichts dagegen ausrichten. Die spitze Nadel, die meine Haut durchstößt, trägt den Rest dazu bei. Erst als das Brennen kurz darauf tatsächlich weniger wird, atme ich etwas auf und schließe meine Augen.Eine Weile später trage ich einen weißen Verband, der meinen Oberschenkel umrundet. Er sitzt straff und gibt keinen Millimeter der Wunde frei, die auf meiner Haut prangt. »Ist ihnen immer noch übel?«, hakt die Gynäkologin mitfühlend nach. »Nein«, wispere ich mit trockener Kehle. Sie streckt mir ihre Hand entgegen, die ich annehme und mich von ihr in den Sitz ziehen lasse. Meine Unterschenkel baumeln über den Rand der Liege in der Luft, den Kopf lehne ich gegen die Wand hinter mir. Sie ist so freundlich und reicht mir einen Becher Wasser. Nur mit Mühe schaffe ich es, es nicht zu verschütten. Ich bin nicht mehr Herr über meine Sinne und die Kälte in meinen Knochen sitzt zu tief, obwohl es in der Praxis recht warm ist.
»Sie wollen sicher nicht mit ins Krankenhaus kommen?«, vergewissert der Notarzt sich. Er trägt das Logo der Privatklinik, in dem ich auch behandelt wurde, nach der Explosion auf das Restaurant. Trotzdem schüttle ich meinen Kopf. »Nein, ich... Nein danke«, lehne ich ab. Er nimmt dies zur Kenntnis, packt seine Sachen zusammen, bevor er das Zimmer verlässt und mit meiner Gynäkologin spricht. Die wenigen Minuten, in denen bis auf ich nur meine Bodyguards im Zimmer sind, versuche ich etwas meinen Heulkrampf in den Griff zu bekommen. Gerade als ich es geschafft habe, aufzuhören, brechen die Tränen erneut über mich herein, da ich Dario entdecke. Abgehetzt kommt er auf mich zugestürmt. Woher er hiervon weiß, ist mir nicht klar. »Ich hab mit dem Notarzt gesprochen. Fuck Stella«, raunt er und mustert mich akribischen von oben bis unten. Seine Züge werden dabei eiskalt. »Bringt ihr eine Decke verdammt!«, herrscht er seine Männer an. Kurz darauf kehrt einer der Bodyguards mit einer Wolldecke zurück.
Dario legt sie mir um die Schultern, sinkt neben mich auf die Pritsche und hält mich.
»Ich bin so froh, dass du da bist...«
Er lässt zu, dass ich mein Gesicht in seinen Armen vergrabe, streicht mir immer wieder meine nassen Haare zur Seite und platziert seinen Kopf behutsam auf meinem. Die Schluchzer, die mich heimsuchen wie Albträume, erschüttern meinen Körper wie ein Erdbeben. Und er ist der Einzige, der es stoppen kann.
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King of New York | 18+
RomanceNach einer heißen Nacht mit einem Fremden auf einer Party in New York City, muss Stella feststellen, dass der Fremde ihr ein Geschenk hinterlassen hat, welches in neun Monaten das Licht der Welt erblicken wird. Als sie kurz darauf fast attackiert wi...