22

1.7K 119 12
                                    

DARIO

Fuck, mein Schädel brummt wie ein Dieselmotor nach dieser langen Pokernacht. Wir haben noch bis in die frühen Morgenstunden gezockt, doch je später es wurde, desto weniger Erinnerungen habe ich daran. Mist, ich glaube es liegt daran, dass Dante und Kyle uns so abgefüllt haben. Ich habe Glück, dass ich noch irgendwie nachhause gekommen bin. Auf der Kamera, die die Umgebung vor dem Haus filmt, sehe ich mein Auto am Straßenrand stehen. Dank der Aufnahme von letzter Nacht weiß ich nun auch, dass Santo mich nachhause gefahren hat. Er muss der nüchternste von uns gewesen sein. Gott, ich glaube ich habe einen Filmriss...
Das ändert nichts daran, dass es Arbeit gibt, die ich erledigen muss. Wieder irgendwelcher Bullshit, der mit den Vallians zutun hat. In meinem Büro liegt eine Liste mit Geschäften neben meinem Computer, die den Vallians gehört haben oder an dem sie Anteile hatten. Darauf klebt ein Zettel.

Mit Grüßen von Diego.

Grübelnd klebe ich den Zettel auf die Tischplatte und lese mir die Namen durch, die mir die Gallianos haben zukommen lassen. Ob Luca da seine Hände im Spiel hatte und seinen Vater darauf ansprach? Er sagte gestern, dass sein Vater hinter uns steht. Also ist der einzige, von dem wir noch nichts wissen, Flávio Valetti. Luca sagte auch, dass der mit seiner Tochter im Moment genug zu tun habe. Zweifle ich daran, dass er zustimmen wird? Vielleicht. Flávio kann ich von allen vier übrigen Familien, am wenigsten einschätzen. Er stand Julian näher als jeder andere von uns. Seine Familie und die Vallians haben bereits über ein Jahrzehnt zusammen an Routen und anderen Dingen gearbeitet. Trotzdem nehme ich an, dass wenn die Vallians bis zur Kommission niemanden als Nachfolger ernennen können, Flávio sich uns nicht in den Weg setzt. Immerhin würde er ebenfalls einen beachtlichen Teil von Julians Gebiet und seinen Machenschaften abbekommen. Gestern hat mein Onkel mir noch mitgeteilt, dass die Kommission sich dieses Wochenende treffen wird. Samstagnacht in einem Herrenclub in Harlem. Dort, wo mein Vater und einige der anderen Oberhäupter regelmäßig ein und ausgehen. Wenn ich daran denke, stolpert mein Herz unangenehm in meiner Brust hin und her. Scheiße, das wird das erste Mal sein, dass ich dort anwesend sein werde. Es ist nicht gestattet, jemanden mitzubringen. Ja nicht mal mein Onkel, der Consigliere meines Vaters darf zu diesen Treffen mit. Und nun ich? Nicht Santo, nicht Luca, niemand. Nur ich. Wieso zum Teufel ist mir das gestattet?
Mir den Kopf darüber zerbrechend, logge ich mich in meinen Computer ein und öffne die Datei, die mir zu den Adressen auf dem Zettel ein paar Infos ausspucken wird. Die erste ist ein unscheinbares Café in Brooklyn. Julian hat darüber Kokain vertrieben. Ich erinnere mich an einen Vorfall vor ein paar Jahren, bei dem es ein paar Ecken von dort entfernt eine blutige Schießerei gegeben hat. Ein Transporter war darin verwickelt, in dem das NYPD eine halbe Tonne Koks gefunden hatte. Sie haben das Café nie damit in Verbindung gebracht. Dumm.

Neben einigen anderen Kleinunternehmen ist dort auch der Name einer Bank gelistet. Oder besser die einer Firma, die sich in demselben Gebäude befindet. Eine Eventfirma und einige andere Geschäfte, die der Mann, der diese leitet, dort führt. Ich gebe die Adresse in der Suche ein, aber es spuckt nichts aus. Auch bei den nächsten zwei Adressen, die darunter gelistet sind, ist die Suche vergebens. Ich markiere sie mir. Später will ich sie meinem Onkel zeigen, vielleicht hat der eine Ahnung, wieso bei meiner Suche nichts hinauskommt.
Den Rest des Zettels arbeite ich ziemlich zügig ab, sortiere sie nach Straßen und Gebieten, teile sie durch vier. Ich hinterfrage nicht, wieso ich das tun soll. Mein Vater wird sich schon was dabei denken. Alles, was er tut oder in Auftrag gibt, hat einen tieferen Grund, als man vielleicht vorerst vermuten könnte.

Gerade als ich die vollständige Datei speichern will, klopft es an der Tür. Ich schiebe das Blatt zügig in die oberste Schublade meine Tischs, versetze den Computer mit ein paar Klicks in den Schlafmodus und antworte mit einem; »Ja?«
»Ich bins«, erklingt die gedämpfte Stimme von Stella vom anderen Ende des Türblattes. Fuck, was will sie hier? »Darf ich reinkommen?«

King of New York | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt