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"Bitte vergiss nicht, mir das Kostüm vom Kostümladen 'Fasching all Year' zu holen, das ich so gerne haben möchte."

Ich stutzte. Was sollte denn das für ein bescheuerter Auftrag sein?! Hatte das überhaupt jemand mit mir abgesprochen?
Schlimm genug, dass ich hier zu Putz- und Reparaturarbeiten genötigt wurde, jetzt sollte ich offenbar auch noch Laufbursche werden.
Da stand noch etwas. Ich las weiter.

"Du weißt schon, Mama, das Gestiefelter Kater-Kostüm. Leg es dann in mein Zimmer in meinen Schrank.
LG Bianca"

Ich stutzte.
Der Zettel war gar nicht für mich gedacht. Der war für meine Stiefmutter. Sie musste ihn liegen gelassen haben.
Er war von Bianca, einer meiner Stief... moment.
Ein Gestiefelter Kater-Kostüm?!

Mir wurde seltsam, meine Knie wurden weich und ich zitterte. Meine Augen waren tellergroß, der Schweiß stand mir auf der Stirn.

Das konnte nicht wahr sein! Das musste ein Zufall sein! Oder... war meine eigene Stiefschwester an mir interessiert??

Gab es irgendwelche Anzeichen in der Vergangenheit von ihr?
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Aber mir fiel nichts auf.
Außer, dass sie immer eine der ruhigeren der Geschwister war, wenn es darum ging mich zu verspotten. Jedoch lachte sie meist, wenn was auf meine Kosten ging.
Nein, das kann nicht sein. Der Brief aus der Schule war definitiv nicht von ihr! Jedenfalls versuchte ich mir das einzureden. Aber sicher war ich mir nicht.
Das bereitete mir Kopfschmerzen. Den Zettel, den ich ausversehen in meiner Verzweiflung zum Teil zerknüllt hatte, legte ich wieder auf den Tisch.
Danach begab ich mich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett und versuchte alles zu vergessen.

"BUMM!" - eine Tür knallte. Erschrocken, aus meinem Schlaf aufgeschreckt, saß ich senkrecht mit wild pochendem Herzen auf dem Bett. Was war das? Neugierig spitzte ich meine Ohren und hörte unten im Flur leise das Geschnatter meiner Stiefmutter und von Clara. Aha! Sie waren wieder zurück. Das war's dann wohl mit der Ruhe. Wie spät war es überhaupt? Ich lugte auf die kleine Uhr, die auf dem Nachttisch neben meinem Bett stand. Es war 17 Uhr. Hmm? So spät schon? Bin ich etwa vor 2 Stunden eingeschlafen...

,,ALEEEEEEEEEX!", schrie meine Stiefmutter von unten die Treppen herauf. Was ist jetzt los? Seufzend fuhr ich mit einer Hand durch meine verwuschelten braunen Haare. ,,ALEX!", schrie sie erneut. Schnell sprang ich aus dem Bett auf und rannte die Treppen herunter. ,,Geht doch. Nächstes Mal kommst du direkt, wenn ich dich rufe!" Mit wütenden Augen schaute sie mich an und an ihrer Stirn pochte gefährlich eine Ader.

,,Ich kann nicht fliegen!" Diesen Satz wollte ich ihr am liebsten entgegenwerfen, ließ es aber bleiben. Wer weiß, wie sie sonst reagieren würde.

,,Kannst du mir das erklären?!"

Häää? Was? Hatte ich was verpasst? Was erklären? Scheinbar sah sie, dass ich im Moment verwirrt war und sagte genervt:
,,Da ist man nur für 3 Stunden nicht zu Hause und es wurde nichts gemacht! Stattdessen hinterlässt du uns Chaos!"
Chaos? Jetzt war ich wirklich verwirrt. Ich war doch nach der Schule nach Hause gekommen, hatte was gegessen, bin dann in mein Zimmer gegangen und war eingeschlafen. Also was für ein 'Chaos'? Hier sah es doch aus wie immer...
,,Noch nicht mal dein benutztes Geschirr im Wohnzimmer kannst du wegräumen", fuhr sie fort.
Aha, daran lag es. Hatte es scheinbar vergessen gehabt, da mich der Brief verwirrt hatte.
,,Du wirst das Chaos beseitigen!", fauchte Helga und ihre Tochter Clara lachte im Hintergrund schadenfroh. Na vielen Dank auch!
,,Danach wirst du einkaufen gehen! Ich schreibe dir eine Liste und gebe dir passend das Geld mit und wehe du vergisst was!" Sie stemmte eine Hand in ihrer Hüfte. ,,Hast du mich verstanden?!" Nickend stimmte ich ihr zu. War ja wieder mal klar, dass sie sich wegen so einer Kleinigkeit aufregte. Und jetzt durfte ich ja doch noch Laufbursche spielen! Ätzend.

Schnell begab ich mich in das Wohnzimmer, nahm das dreckige Geschirr und brachte es in die Küche. In das Spülbecken ließ ich warmes Wasser ein, mit einem Schuss Spülmittel. Schnell wusch ich das dreckige Geschirr, trocknete es danach ab und räumte es weg. Mein nächster Weg führte mich erneut in das Wohnzimmer, wo sich meine Stiefmutter mit Clara aufhielt. Clara übergab mir die Einkaufsliste und von ihrer Mutter bekam ich das Geld. Beides steckte ich mir in die Hosentasche.

Mit zwei Stoffbeuteln bewaffnet verließ ich das Haus. Summend machte ich mich auf den Weg. Nach und nach verließen klare Wörter meinen Mund und ehe ich mich versah, sang ich. Das Singen beruhigte mich meist und ließ mich in eine andere Welt abtauchen. Verträumt sah ich in den Himmel...
Da knallte ich unerwartet gegen einen größeren Körper und fiel auf den Boden. Déjà vu... Ich hab's aber auch damit in andere Personen zu rennen. "Kannst du nicht aufpassen!", murrte ich genervt und sah zu der Person auf.

,,Ist das jetzt immer unsere Begrüßung, dass du mir zu Füßen liegst?", fragte Taehyung lachend.
Schmollend und mit gerötetem Gesicht saß ich vor ihm auf den Boden und starrte ihn mit großen Augen an.

Er reichte mir eine seiner Hände. Zögerlich ergriff ich sie, und er zog mich mit einem Ruck auf die Füße. Durch den Schwung stand ich ihm ziemlich nahe gegenüber, sodass meine Nase fast seine Brust berührte. Ich nahm sein Parfüm wahr. Er roch gut, irgendwie fruchtig.

Mir der Nähe bewusst werdend, trat ich einen Schritt zurück. „Wohin des Wegs?," fragte er mich mit einer gewissen Neugier in der Stimme.
„Einkaufen“, antwortete ich kurz und knapp und zeigte demonstrativ auf die Stoffbeutel, die ich immer noch in der Hand festhielt.
„Lass mich dich begleiten," entgegnete er mir.
„Musst du aber nicht unbedingt.“
„Ich möchte aber“, beharrte er. „Und außerdem muss ich eh noch was einkaufen.“
„O-okay.“

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt