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Am nächsten Morgen öffnete ich langsam die Augen und bemerkte, dass Taehyung nicht mehr neben mir lag. Wo mochte er wohl sein?

Ich bemerkte, dass ich immer noch auf seinem Bett lag. 'Das Bett ist so weich und es riecht alles nach ihm. Ich habe noch nie so schön geschlafen', dachte ich, während ich seinen wunderbaren Geruch genoss.

,,Sein Parfüm riecht so frisch und sanft, es passt einfach perfekt zu ihm", sagte ich laut, genau in dem Moment, als Taehyung reinkam.

,,Oh, danke sehr", sagte er unbeholfen.

Ich errötete.

Dass er mich dabei erwischt würde, wie ich meine Gedanken laut aussprach, hatte ich nicht erwartet, und es war mir sehr unangenehm.

Zum Glück ging er nicht näher darauf ein und sagte stattdessen: ,,Frühstück ist angerichtet. Kommst du mit runter?"

Ich nickte nur bedröppelt.

,,Gut. Du kannst dir Klamotten von mir ausleihen", meinte er, während er auf seinen Kleiderschrank zuging und darin herumwühlte. Mit einer Hose und einem T-Shirt kam er wieder auf mich zu und überreichte sie mir. Dabei berührten sich unsere Finger ein wenig. Er strich sanft über meine Hand, zog seine dann aber schnell wieder weg. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, ob ich mir das nur eingebildet hatte. Es ging alles so schnell.

,,Die Sachen müssten dir passen. Auf der rechten Seite neben meinem Zimmer befindet sich ein Bad. Dort kannst du deine Sachen wechseln."

,,D-Danke, Taehyung."

Mit den Klamotten in der Hand verschwand ich schnell ins Bad und zog mich um.

Seine Kleidung passte mir teilweise. Die Hose saß perfekt, bis auf die Länge der Hosenbeine. Aber das war nichts, was ich nicht schnell beheben konnte. Die Fußenden krempelte ich einfach hoch. Das T-Shirt war mir ebenfalls etwas zu groß, aber das störte mich nicht. Oversize-Kleidung war zu der Zeit doch sowieso "In Trend" gewesen.

Sobald ich alles angezogen hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen, an dem T-Shirt zu riechen. Ach, er roch einfach viel zu gut!

Schnell rief ich mich wieder zur Besinnung und lief aus dem Bad hinaus und die Treppen hinunter. Im Wohnzimmer angekommen sah ich schon alle am Esstisch versammelt sitzen. Ich war wohl der letzte.

„Morgen", grüßte ich in die Runde, was direkt erwidert wurde. Ich steuerte den einzigen freien Platz hier in der Runde an. Der war zwischen Xenia und Taehyung.

Was mich aber noch verwunderte, war, dass Xenia und Bianca nebeneinander saßen. Auch wenn sie nebeneinander saßen, glaubte ich nicht daran, dass sie ihr Kriegsbeil innerhalb einer Nacht begraben hatten. Aber schön wäre es gewesen.

„Meine Sachen stehen dir", flüsterte Taehyung mir leise zu, sodass nur ich es verstehen konnte. Mit großen Augen sah ich ihn an und vertiefte mich für einen Augenblick in seine Augen. Keiner schien den Blick abwenden zu wollen, doch wurde der Moment unterbrochen, als Bianca sich zu Wort meldete: „Alex? Mutter hat angerufen und gesagt, dass wir nach Hause kommen sollen."

,,Ist es dringend?", fragte ich sie, aber ich konnte mir die Antwort schon selbst denken. Wenn die Schwiegermutter rief, mussten wir alle immer direkt antanzen. Naja, eher nur ich. Bei ihren eigenen Töchtern war sie nicht so streng.

,,Mama sagte: 'jetzt sofort!'" Eindringlich sah Bianca mir in die Augen.

,,Lass Alex doch erstmal was frühstücken", warf Xenia vorwurfsvoll ein.

,,Leider ist keine Zeit dafür", sagte Bianca kopfschüttelnd.

,,Aber die 5 Minuten macht es doch auch nichts mehr aus," erwiederte Xenia  und sah sie verständnislos an.
Die anderen hörten unserem Gespräch verwirrt zu.

,,Was meinst du damit, dass ihr 'keine Zeit' mehr habt?", fragte Taehyng verwirrt an Bianca gewandt, 'Eure Mutter wird euch doch bestimmt nicht böse sein, wenn ihr mal ca. 10 Minuten zu spät nach Hause kommt..."

„Leider ist bei mir das Gegenteil der Fall....", dachte ich und bemerkte nicht, dass ich es leise vor mich hingeflüstert hatte.

„Was hast du gerade gesagt?", fragte Taehyung.

„Nichts. Nur, dass meine Stiefmutter ziemlich streng sein kann."

Ich hoffte, er glaubte mir die Aussrede, die zur Hälfte der Wahrheit entsprach, und hoffte, dass er mein zuvor Gesagtes nicht gehört hatte. Aber sicher war ich mir dem nicht.
Seufzend standen Bianca und ich auf.

„Wir machen dann los. Schade, dass wir nicht länger bleiben konnten", sagte ich und schaute bedauernd in die Runde.
Wir verabschiedeten uns beide von allen und machten uns anschließend auf den Weg.

„Halt!", wurden wir aufgehalten. Verwundert blieb ich stehen und drehte mich zu Taehyung um.

„Hier, für dich", sagte er und hielt mir ein belegtes Sandwich hin.
Dankend nahm ich es an. Beim Überreichen streiften meine Finger leicht die seinen.

„Man sieht sich übermorgen in der Schule. Komm gut nach Hause", verabschiedete sich Taehyung und strich mir leicht über meine Haare. Verträumt sah ich ihn an und konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.

„Alex, beeil dich", wurde ich von Bianca gerufen und erwachte somit aus meiner Trance. Ich wendete meinen Blick von Taehyung ab und verabschiedete mich daraufhin mit wackeliger Stimme bei ihm:
„Bis später. Ich schreibe dir nachher." Ich zwinkerte ihm zu und verließ mit einem Lächeln das Haus.

Kaum war ich zwei Schritte gelaufen, wurden wir erneut mit einem „Halt!" gestoppt.
Dieses Mal war es Xenia.

„Du Trottel. Du hast deine Tasche vergessen", sagte meine Freundin und überreichte sie mir.

„Ups... Danke", sagte ich und umarmte sie kurz, als Zeichen meiner Wertschätzung. Von Bianca hörten wir ein leises, ungeduldiges Schnauben.
Nachdem wir uns gelöst hatten, lief ich mit mit meiner Stiefschwester zügig nach Hause.

Dort angekommen, erwartete ich, dass wir - oder besser gesagt ich - unfreundlich von meiner Stiefmutter und Clara empfangen werden würden. Aber nichts dergleichen geschah.

Verwirrt schaute ich mich um und erblickte dann Bianca, die sich irgendwie nervös verhielt. Sie wich jedem meiner Blicke aus und hampelte leicht von einem Bein zum anderen. Hatte sie mich etwa angelogen?

Ganz ruhig fragte ich sie: „Bianca... Hast du mir irgendwas zu erzählen?"

,,Nein", sagte sie scheinheilig, doch ich konnte ihr nicht glauben. Sie wirkte viel zu nervös.
,,Bianca, sag mir bitte die Wahrheit. Ich verspreche dir, dass ich nicht böse sein werde." Sie versuchte weiterhin, meinem Blick auszuweichen. ,,Wirst du mir wirklich nicht böse sein?", fragte sie unsicher.

,,Versprochen", versicherte ich ihr und meinte es auch ernst. Meine Worte schienen ihren Widerstand zu brechen, und sie begann zu erzählen: ,,Ich habe es dort einfach nicht mehr ausgehalten! Wie du ihn anschaust. Wieso kannst du mich nicht so anschauen, wie du es bei ihm tust?"

,,Bianca....", begann ich, wurde aber sofort von ihr unterbrochen. ,,Nein! Sag nichts! Ich weiß genau, was du mir sagen möchtest. Dass du niemals die gleichen Gefühle für mich hegen wirst, wie ich für dich habe." Einzelne Tränen liefen ihr über die Wange.
.........
Traurig sah ich sie an und nahm sie in meinen Arm. ,,Es tut mir leid." Verzweifelt klammerte sie sich an den Pulli von Taehyung, den ich trug. ,,Du wirst jemand Besseren als mich finden", flüsterte ich in ihr Haar.

,,Aber ich möchte niemand Besseres haben. Bist du sicher, dass es nicht nur eine Phase ist?"

Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf und verneinte. Bianca löste sich aus der Umarmung und trat ein paar Schritte zurück. Mit ihrem Ärmel wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Zaghaft lächelte sie mir nicht ganz überzeugend zu. ,,Ich gehe dann auf mein Zimmer", sagte sie, drehte sich um und lief die Treppen hinauf.

Ich erwiderte nichts und war mir bewusst, dass sie nach meiner erneuten Abfuhr Zeit für sich brauchte. Ich hoffte, dass sie schnell über ihre Gefühle hinwegkommen und jemand Besseren finden würde. Dafür drückte ich ihr alle Daumen, die ich hatte.

Mein Blick schweifte durch den Raum. ,,Was soll ich nur mit dem Tag anfangen?", fragte ich mich und bedauerte innerlich, dass ich nicht mehr mit Taehyung und den anderen am Tisch saß. Das hätte so lustig werden können...

,,Wie wäre es mit putzen?", schlug jemand hinter mir mit herablassendem Ton vor.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt