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„Kommt ihr? Wir warten alle schon auf euch, rumturteln könnt ihr auch später!“, rief Yuna aus dem Wohnzimmer und lachte gegen Ende auf.

Tief sah er mir in die Augen und beugte sich leicht zu mir herunter. Er kam näher und näher. Dann hauchte er in mein Ohr: ,,Du hast die Prinzessin gehört. Gehen wir." Als er sprach, kitzelte es sehr an meiner Ohrmuschel, und ich zuckte leicht zusammen. Das war ein wunder Punkt bei mir. Er entfernte sich wieder von mir und begleitete mich ins Wohnzimmer. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter.

Im Wohnzimmer waren auf dem Boden mehrere bunte Kissen verteilt, auf dem kleinen Tisch vor der Couch standen verschiedene Snacks in kleinen Schüsseln. Von Schokolade bis hin zu Chips war alles vorhanden. Wirklich alles! Getränke wie Softdrinks, Energydrinks, Bier und Alkohol fand man auf einer kleinen Bar, die 2 Meter von der Couch entfernt stand. "Wow, was haben sie mit uns vor?" fragte ich mich belustigt.

Als nächstes fiel mein Blick auf die anwesenden Personen. Da waren einmal Yuna, die vor Xenia stand und sich hitzig über irgendein Thema unterhielten. Auf dem Sofa saß ein fremder Junge, aber ich glaubte, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Und neben ihm saß ein mir fremdes Mädchen.

,,Alex, darf ich dir vorstellen, der auf dem Sofa ist mein Kindheitsfreund Mike." Mike hatte kurze rote lockige Haare. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, winkte er mir übertrieben zu. Verdutzt sah ich ihn an. Ist alles gut bei ihm? Das sah fast so aus, als wollte er irgendwas wegwinken. Jedenfalls winkte ich ihm freundlich und teils verwirrt zurück.

,,Lass mich raten. Er hatte mir die Nachricht geschickt."

,,Ja, und es tut mir leid, falls da ein Missverständnis aufgetreten sein sollte."

Mit einem ,,Alles gut" winkte ich seine Worte ab. Die Wahrheit musste er nicht unbedingt wissen, dass in dem kurzen Moment eine Welt für mich zusammengebrochen war.

,,Okay, und neben Mike das Mädchen mit den kurzen blonden Haaren ist Mira, Yunas beste Freundin", fuhr er mit der Vorstellungsrunde fort. Sie winkte mir ebenfalls zu, was ich höflich erwiderte. Yuna wandte sich von Xenia ab und fragte: ,,Was möchtet ihr trinken?" Nachdem jeder seinen Wunsch geäußert hatte, holte sie Gläser, schüttelte das Gewünschte ein und überreichte es uns.

,,Wie ist der Ablauf heute, was habt ihr geplant?", fragte Xenia.

,,Also, wir haben vor, Pizza zu bestellen, ein paar Spiele zu spielen und gegen Mitternacht einen Horrorfilm zu schauen", antwortete Mira.

,,Und vergiss den Alkohol nicht", rief Mike dazwischen, grinste dabei und wackelte verspielt mit seinen Augenbrauen.

,,Das einzig Gute hier", murmelte Xenia leise, die mittlerweile neben mir stand. Hoffentlich hatte das keiner gehört.

Leicht boxte ich ihr mit dem Ellenbogen in die Seite. ,,Sei nicht so gemein", flüsterte ich ihr zu.
,,Was ist doch so, dieser komische Mike geht mir jetzt schon auf die Nerven. Kaum kam ich vorhin in den Raum, lässt er einen blöden Anmachspruch ab", murrte sie gegen Ende.

,,Nimm es ihm nicht übel, er ist eigentlich ein ganz netter Typ, nur wenn er nervös ist, lässt er manchmal Sprüche ab, ohne nachzudenken", sagte Taehyung leise zu Xenia.

,,Ich bleib dabei, ich mag ihn nicht", murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. Leicht verdrehte ich meine Augen.

,,So, welche Pizza wollt ihr haben?" Yuna sah fragend in die Runde.

Nachdem sich jeder für eine Pizza entschieden hatte, verließ Yuna das Wohnzimmer und rief die Pizzeria an.

In der Zeit, in der wir auf die Pizza warteten, unterhielten wir uns alle. Die Atmosphäre war recht angenehm. Selbst Xenia schien es zu gefallen, denn sie lachte immer wieder herzlich auf. Von wegen, ihr würde es nicht gefallen.

Nachdem 30 Minuten verstrichen waren, klingelte es an der Tür.
Yuna sprang regelrecht zur Haustüre und riss sie auf. An der Tür stand der Pizzalieferant. Schnell war er die Pizzen los und verschwand,  nachdem er das Geld erhalten hatte. Taehyung lief zu ihr, nahm ein paar Pizzen ab und trug sie in das Wohnzimmer.
Die Pizzen wurden verteilt. Nachdem ich die Lage inspiziert hatte, schaute ich Taehyung ungläubig an.
,,Sag mal, ich sehe hier jeden bereits mit einer Pizza sitzen. Vor dir liegen aber zwei. Hast du dir etwa zwei bestellt, Tae?", fragte ich ihn.
,,Klar, so nen kleines bisschen Liebesspeck kann doch nicht schaden.“
Ich gab einen kurzen, erstaunten Laut von mir. ,,'Liebesspeck' ??", hakte ich nach.
,,Na Fettpölsterchen über der Hüfte auf beiden Seiten des Bauches.", antwortete Taehyung.  ,,Werden auch 'Love Handles' genannt, weil man sich an ihnen beim Liebesspiel festhalten kann."
Er zwinkerte mir zu. Das Blut schiss mir in den Kopf und ich dreht mich beschämt zu Xenia um, welche eine Augenbraue hochzog.
Auf einmal lachte es hinter mir.
,,Hahaha! – Nein, nein. Das war ein Scherz. Ich erwarte noch einen verspäteten Gast, für den ich diese Pizza mitbestellt habe."
Da klingelte es.
Gerade wollte sich Yuna aufrichten, da winkte Taehyung ab und schenkte ihr ein gütiges Lächeln.  ,,Lass mal. Du bist schon oft genug zur Tür heute. Genieß deine Pizza und lass mich mal ran."
Yuna gab ein kurzes  ,,Alles klar" von sich und Taehyung ging zur Haustür.
 
Mich übermannte nun mein Hunger und ich griff zur Pizzaschachtel. Schnell war die Calzone in meiner Hand und ich biss herzhaft hinein.
Eine Welle köstlichen Geschmacks überrollte mich und ich lies mich zufrieden kauend nach hinten an das Sofa fallen. Ich nahm wahr, wie zwei Gestalten neben mir auftauchten, und vor mir Platz nahmen.

,,Darf ich vorstellen, Leute. Ohne ihre Hilfe hätte ich die letzten Mathearbeiten sicher mit schlechteren Noten bestanden – meine Klassenkameradin Bianca."

Mir stockte der Atem und das Pizzabrot blieb mir kurz im Halse stecken. Ich öffnete weit meine Augen. Das konnte doch niemals–
Doch, es konnte. Mir gegenüber saß meine Stiefschwester und winkte erfreut in die Runde.

Dann erblickte sie mich. Kurz verlor sich die Wärme ihres Blickes ins Nichts, kalt starrte sie mich an und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Aber schnell fing sie sich und rief:  ,,Ach, mein Bruder ist auch hier?  Na das ist ja eine Überraschung. Hey, Alex."

Taehyung drehte sich verwirrt zu mir um.  ,,Wie bitte? Ihr seid verwandt?"
Nun hieß es: Haltung bewahren.

,,Hey Bianca, hab echt nicht damit gerechnet, dich hier ebenfalls zu sehen," begrüßte ich sie gespielt lächelnd, nachdem ich die Pizza hörbar heruntergeschluckt habe. Im Moment wusste ich nicht, wie ich mich ihr gegenüber, nach dem Liebesgeständnis letztens am Telefon, verhalten sollte.

,,Ja, das ist mein kleiner Stiefbruder. Der Sohn meines verstorbenen Stiefvaters," erklärte Bianca.

,,Du hast mir nie erzählt, dass du eine Schwester hast," flüsterte Taehyung vorwurfsvoll zu mir.
,,Du hast auch nie gefragt," entgegnete ich ihm.
,,Stimmt." antwortete er verlegen.

Ich hörte, wie Xenia irgendetwas leise vor sich hin brummte. Sofort sah ich sie warnend an. Sie hörte mit dem Gebrumme auf, verschränkte jedoch sauer ihre Hände ineinander.

,,Leute, was ist plötzlich für eine negative Stimmung hier?" fragte Yuna.

,,Wenn ihr nicht wollt, dass ich hier bin, dann kann ich auch wieder gehen", sagte Bianca eingeschnappt und drehte sich zur Tür um.

Ich konnte kaum glauben, was ich daraufhin tat. Schnell stand ich auf und hielt sie am Handgelenk fest. ,,Nein, bleib bitte", sagte ich und sah sie bittend an. Vorsichtig sah sie mir in die Augen, seufzte kurz und sagte dann in einem Atemzug: ,,Na gut."

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt