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„Ich stehe auf Jungs, Bianca.“

„Das... das.. nein. Das ist sicher nur eine Phase. Komm zu mir, ich zeige es dir. Lass mich dich berühren und du wirst merken, wie schön es-”

„Nein, Bianca. Das ist keine 'Phase'. Ich empfinde rein gar nichts für Mädchen. Also nicht in dieser Hinsicht. Ich bin auch bereits verliebt... ach ist ja auch egal. Jedenfalls: Ich empfinde nichts für dich, so leid mir das tut. Gar nichts, hörst du?“

Stille.

„Bianca?”

Wieder Stille. Dann vernahm ich ein Schluchzen. Jetzt tat es mir tatsächlich leid. Ich empfand Mitleid mit ihr und bereute meine Wortwahl. Noch gerade vorhin tat mir ja mein eigenes Herz weh. Die Arme, das wollte ich nicht.
„Du Bianca, es tut mir leid. Aber da kann man nichts machen.“

Das Schluchzen intensivierte sich. Rasch fügte ich hinzu: „Ich finde es aber toll, dass du mich nicht hasst. Wir kennen uns kaum... aber das kann sich ändern. Ich würde gerne Freundschaft mit dir schließen. Wie findest du das, hm?”

Das Schluchzen wurde aber auf diese Aussage hin kurz noch schwerer und auf einmal begann Bianca bitter zu weinen.

„Bitte nicht weinen. Ich-”

KLICK. Sie hatte aufgelegt.

Was hatte ich da nur getan? Das Richtige vermutlich, aber ich empfand einen Schmerz. Jetzt, da ich die Wahrheit wusste, wurde mir bewusst, dass ich sie lieb hatte. Nicht so, wie sie sich das wünschte, aber so sollte es eben nicht sein. Dennoch, ich wollte nicht, dass sie leidet. Zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr ich, was Geschwisterliebe ist.

Ich wollte zu ihr, wollte sie in den Arm nehmen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich sie nicht erst einmal in Ruhe lassen sollte. Nicht, dass sie mein Verhalten falsch deutete und es zu noch einer peinlichen Situation kommen würde. Aber sie einfach fallen lassen wollte ich auch nicht.

Was sollte ich nur tun?

Nachdenklich ging ich wieder zurück zur Eisdiele und ließ mich auf meinem Sitzplatz fallen. Auf das restliche bisschen Eis, das so gut wie geschmolzen war, hatte ich keine Lust mehr und ließ es links liegen.

,,Was ist los? Du sagst ja gar nichts mehr und scheinst wieder so durch den Wind zu sein", sagte Xenia und sah mich besorgt an.

,,Es ist nichts. Mach dir keinen Kopf", versuchte ich sie zu beschwichtigen. Ich wollte sie auch nicht noch mit diesem Problem belasten.

,,Mach ich aber! Du weißt doch, dass du bei Problemen zu mir kommen kannst. Also, erzähl deiner besten Freundin, was los ist."

Woher wusste sie eigentlich immer, wenn etwas nicht mit mir stimmte? Hatte sie irgendwie ein Gespür dafür oder war ich einfach viel zu leicht zu durchschauen?

Nachdenklich sah ich sie an. Vielleicht konnte sie mir ja doch helfen.

,,Also da gibt es ein Mädchen..."

,,Ein Mädchen ... Uhhh." Xenia wackelte mit den Augenbrauen.

,,Man Xenia, bleib ernst, sonst sag ich dir gar nichts mehr!"

,,Okay, okay, ich bin ernst."

Prüfend musterte ich sie. Ihr Blick war zum Glück nun wieder seriöser.

,,Also da gibt es ein Mädchen, das auf mich steht – aber ich nicht auf sie. Ich möchte aber eine Beziehung auf freundschaftlicher Basis aufbauen. Was soll ich tun?"

,,Lass ihr Zeit! Sie war mutig genug, dir ihre Gefühle zu gestehen. Da du sie nicht erwidern kannst, wird sie verletzt sein und zumindest momentan keine Beziehung auf freundschaftlicher Basis aufbauen wollen.
Gib ihr etwas Zeit und Ruhe, bevor du sie noch einmal darauf ansprichst."

,,Danke dir. Ich denke, so werde ich es machen."

Kurze Stille trat ein, doch dann platzte Xenia vor Neugierde.

,,Wer ist es überhaupt?"

Ich schwieg. Das ging sie wirklich erstmal nichts an.

Den restlichen Tag bis 18 Uhr verbrachten wir damit, in der Stadt zu bummeln. Meist lief es so ab: Xenia rannte von einem Geschäft in das nächste, ich lief ihr hinterher und hielt am Ende genervt und mit schmerzenden Füßen all ihre Shoppingtüten in den Händen. Und das waren so einige!

Pünktlich um 8 Uhr abends standen wir vor dem Haus der Zwillinge. Naja, 'Haus' war untertrieben. Das war eine verdammte Villa! Woah... Staunend sahen Xenia und ich uns an. „Mir tut die Person leid, die alles sauber machen muss", sagte ich. „Also so eine große Villa wäre nichts für mich. Liebend gerne hätte ich später ein gemütliches Häuschen am Strand."

„Sie haben bestimmt eine Putzfrau dafür", murmelte Xenia, zuckte mit den Schultern und betätigte die Klingel. Aufgeregt stand ich vor der Tür und wartete darauf, dass sie geöffnet wird.

Keine Sekunde später wurde die Tür von einer hyperaktiven Yuna aufgerissen.
„Kommt rein, kommt rein, nur keine Scheu!", sang sie halb und sprang von einem Bein auf das andere.

„Man, Yuna", lachte Taehyung, der hinter seiner Schwester auftauchte und eine Hand auf ihre Schulter legte, „Beruhig' dich! Geh doch schon mal in das Wohnzimmer zu deiner Freundin."

Yuna tat direkt das, was Taehyung sagte. Entschuldigend sah er uns an.

„Sorry, aber sie ist immer so, wenn sie zu viel Energiedrink getrunken hat."

„Ahhhhja", sagte Xenia, desinteressiert und langgezogen. Dann verschwand auch sie in das besagte Wohnzimmer.

Fragend sah Taehyung mich an. Kopfschüttelnd sagte ich: „Mach dir nichts draus. Sie ist neuen Personen immer sehr misstrauisch gegenüber. Gebt ihr Zeit, sich an euch zu gewöhnen."

„Achso", sagte er. „Jedenfalls, freue ich mich wirklich sehr, dass du gekommen bist. Hab damit fast gar nicht mehr gerechnet, da du mir nicht mehr geantwortet hattest." Leicht schmollend sah er mich an. Kurz darauf trat er näher zu mir heran und legte seine große, warme Hand auf meine Schulter.

Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte er mit dem Daumen zärtlich über meine Schulter gestrichen?
Die Stelle, wo er mich berührt hatte, fing angenehm zu kribbeln an und wurde warm. Dieses elektrisierende Gefühl zog sich durch meinen Körper bis hin zur Leistengegend.
'Oh nein!', dachte ich, 'Jetzt bloß nich hart werden!' Da merkte ich auch schon, wie sich ein paar Etagen tiefer etwas zu regen begann.

Panisch dachte ich: 'Denk an etwas Abtörnendes! An meine Stiefmutter in Unterwä.... Bahhhh...'
Vor Ekel schüttelte ich mich leicht. Aber gut, es hatte geholfen, das Unheil war erfolgreich abgewert! 'Puhh. Glück gehabt', fuhr es mir durch den Kopf, 'Das hätte peinlich werden können.'

„Alles gut?" Besorgt sah mich Taehyung an.
Ich nickte ihm nur mit roten Wangen zu.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt