18

14 2 0
                                    

Vor Schreck schrie ich auf. Wann war meine Stiefmutter hereingekommen? Dass sie gerade durch die Eingangstür gekommen war, hatte ich gar nicht bemerkt.

,,Na wird's bald! Der Haushalt macht sich nicht von alleine!", meckerte sie. ,,Übrigens, da du dich gestern nicht bei mir abgemeldet und deine täglichen Arbeiten nicht erledigt hast, hast du dieses Wochenende Hausarrest!"

,,Entschuldigung. Das wird nicht mehr vorkommen", erwiderte ich höflich. Es war zwar nicht die Wahrheit, aber Hauptsache, sie blieb vorerst ruhig.

,,Das will ich mal stark hoffen!", keifte sie. ,,Na wird's bald! Ab an die Arbeit!" Unter ihrer Beobachtung holte ich die Putzutensilien und fing an, Raum für Raum sauber zu machen. Eigentlich wäre es unnötig gewesen, da die Räume noch blitzblank waren...

,,Weißt du...", fing sie an zu sprechen. ,,Ich meine es eigentlich nur gut mit dir. Auch wenn das nicht immer so rüberkommt..."

Ach ja? Da dachte ich ganz anders. Sie konnte mich einfach nicht ausstehen, und sie gab mir damals und heute noch die Schuld am Verschwinden meines Vaters.

,,...Ich möchte dich einfach nur auf das Leben nach der Schule vorbereiten. Du wirst niemals einen besseren Job finden als irgendwo putzen zu gehen. Dafür bist du einfach nicht gemacht", sagte sie überzeugend und erwartete, dass ich ihr zustimmte.

Innerlich verdrehte ich die Augen und tat so, als hätte ich es nicht gehört. Ich ließ mich erst gar nicht auf diese Provokation ein.

Irgendwann verlor meine Stiefmutter die Lust, mich beim Putzen aus Argusaugen zu beobachten, und verschwand ins Bad, um sich ein Bad einzulassen.

Innerlich seufzte ich auf. Endlich Ruhe!

Schnell putzte ich noch grob den letzten Raum im Erdgeschoss und verschwand dann in mein Zimmer. Erledigt von der Arbeit ließ ich mich auf mein Bett fallen. Mit einer Hand griff ich nach meinem Handy. Es war 14 Uhr. Unglaublich, wie schnell die Zeit verging, wenn man beschäftigt war. Aber die Uhrzeit war in diesem Moment nicht das Interessante. Denn ich hatte einige neue Nachrichten auf WhatsApp bekommen. Fünf von Xenia und eine von Taehyung. Aufgeregt und mit nervös zittrigen Händen tippte ich auf die Nachricht von Taehyung. Auch wenn ich ihn erst an diesem Morgen gesehen hatte, legte sich immer diese gewisse Nervosität um mich, und mein Herz machte regelrecht Purzelbäume, wenn ich an ihn dachte oder wenn irgendwas mit ihm zu tun hatte.

Dementsprechend aufgeregt las ich die Nachricht. "Hey, ich habe mich riesig darüber gefreut, dass du gekommen bist. Es war nur sehr schade, dass ihr schon so früh losgehen musstet. Übrigens, ich habe gehört, im Kino soll ein mega guter Film starten. Hast du Lust, morgen mit mir zusammen den Film im Kino anzuschauen?"

Die vier Zeilen las ich wieder und wieder, bis mir klar wurde, dass er mich auf ein Date eingeladen hatte. ,,Er hat mich doch auf ein Date eingeladen, oder?" fragte ich mich unsicher in Gedanken.

Als Antwort schrieb ich ihm: "Ich fand den Tag mit euch mega! Das müssen wir unbedingt mal wiederholen."

Bei dieser Zeile dachte ich: ,,Aber dann ohne Zwischenfälle..." und erinnerte mich an den Streit zwischen Xenia und Bianca. Da fiel mir auch wieder ein, dass Taehyung darüber nochmal mit mir sprechen wollte... es war nach der Aussprache untergegangen. Vielleicht hatte er es auch wieder vergessen?

"Morgen würde ich gerne mit dir ins Kino gehen", schrieb ich ihm noch und sendete die Nachricht ebenfalls ab. Mit aufgeregt flatterndem Herzen wartete ich auf seine Antwort. Lang musste ich nicht warten.

"Treffen uns morgen gegen 14 Uhr am Kino. Ich freue mich :)."

"Ich mich auch. Ich werde da sein." Ein breites Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. ,,Ich habe ein Date. Ich habe ein Date", wiederholte ich in Gedanken ein paar Mal, damit ich es wirklich glauben konnte. Denn es kam mir immer noch etwas surreal vor, dass er mich wirklich nach einem Date gefragt hatte. ,,Welchen Film werden wir wohl sehen?", fragte ich mich. Aber im Endeffekt war es mir egal, welcher Film es war. Hauptsache, ich war mit Taehyung zusammen. Da hätte sogar der langweiligste Film der Welt laufen können, und das hätte mich nicht einmal gestört.

Aus meinen glücklichen Gedanken wurde ich gerissen, als das Handy klingelte. Ich schielte darauf, um zu sehen, wer mich anrief. Es war Xenia. Freudestrahlend ging ich ran. ,,Xenia! Du glaubst nicht, was passiert ist", war das Erste, was ich sagte.

Einen Moment war es still am anderen Ende der Leitung. Im nächsten Moment holte Xenia einmal tief Luft und stieß sie wieder aus. ,,Alex, bevor du mir von deinen tollen Neuigkeiten erzählst, erklär mir, warum du nicht ans Handy gegangen bist. Ich habe ein paar Mal versucht, dich zu erreichen."

,,Ich habe die Nachrichten noch nicht gelesen. Hatte gerade vor, es zu tun. Vorher war ich ziemlich beschäftigt. Meine Stiefmutter hat mich nicht aus den Augen gelassen."

,,Oh... geht es dir gut? Wenn sie dir etwas angetan hat, komme ich vorbei und..."

,,Xenia! Mach dir keine Sorgen. Es ist alles gut. Was wolltest du mir eigentlich mitteilen?"

,,Nichs Besonderes. Ich wollte nur fragen, ob alles okay ist, da ihr so früh losgegangen seid und...." Xenia stoppte kurz und fragte dann schnell: ,,Was haben wir nochmal als Hausaufgaben auf?"

,,Ja, es war alles okay gewesen." Ich erzählte Xenia extra nichts von Biancas Lüge. Wenn ich es ihr erzählen würde, wüsste ich nicht, wie sie Bianca gegenüber reagieren würde, wenn sie sie am Montag in der Schule erneut sehen würde. ,,Und hast du wieder mal nicht im Unterricht aufgepasst?"

,,Alex, mach mir jetzt bitte keinen Vorwurf. Was kann ich dafür, dass Mathe so langweilig ist und ich versehentlich eingeschlafen bin."

,,Das tust du jede Woche..." Ich verdrehte meine Augen. Zum Glück konnte sie es nicht durch die Leitung sehen...

,,Beim nächsten Mal passe ich besser auf. Versprochen."

,,Okay... Xenia, dieses Mal haben wir keine Hausaufgaben aufbekommen."

,,Was jetzt? Echt jetzt?" fragte sie perplex.

,,Yes!" hörte ich sie fröhlich sagen.

,,Alex?"
,,Ja?"

,,Was wolltest du mir eigentlich mitteilen?" fragte Xenia neugierig.

,,Ich habe morgen ein Date mit Taehyung!" flötete ich euphorisch. Eine Welle der Glücksgefühle durchfuhr mich. Am liebsten hätte ich in diesem Moment die ganze Welt umarmen können! Schon allein die Vorstellung, mit meinem Schwarm ein Date zu haben, machte mich glücklich.

Statt die ganze Welt zu umarmen, wälzte ich mich hier glücklich auf dem Bett hin und her, bis ich schließlich auf den Boden fiel.

,,Glückwunsch", gratulierte sie mir. ,,Scheint, als ob es endlich auch mal bei euch weitergeht..."

,,He!", unterbrach ich sie. Doch sie ließ sich davon nicht stören.

,,Nein, ehrlich! Es ist so offensichtlich, dass ihr aufeinander steht."

,,Quatsch, er sieht in mir bestimmt nur einen Freund", widersprach ich ihr. Als ich den Satz aussprach, tat es mir im Herzen weh. Aber ich war mir nicht sicher. Klar spürte ich oft seine Blicke, aber die hatten vielleicht nichts zu bedeuten.

,,Klar, und ich bin die Kaiserin von China." Man hörte richtig aus ihrer Stimme heraus, wie sie die Augen verdrehte.

Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Xenia über dies und jenes. Sie versuchte mir sogar ein paar kleine Tipps für das Date morgen zu geben, aber ich war mir nicht sicher, ob ich sie in die Tat umsetzen sollte. Es waren ein bis zwei Ideen dabei, die mir vor Scham die Röte ins Gesicht trieben. Nach 5 weiteren Minuten des Telefonierens legten wir auf.

Plötzlich hörte ich hinter mir ein 'Klack' Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich zu meiner Zimmertür um. Die Tür war geschlossen, und ich war mir sehr sicher, dass das Geräusch von der Tür kam. Wahrscheinlich hatte jemand gelauscht. Ich hoffte nicht. Vorsichtig stand ich auf und schlich zur Zimmertür, legte mein Ohr an die Holztür und lauschte kurz, konnte aber nichts wahrnehmen. Als nächstes griff ich zur Türklinke und drückte sie herunter. Doch die Tür öffnete sich nicht.

Sofort klopfte ich gegen die Tür und schrie:
,,Hey! Öffne sofort wieder die Tür!"

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt