Als ich abnahm, kreischte Xenia mir ins Ohr: ,,Wieso nimmst du erst jetzt ab? Egal, wie geht es dir? Bianca hat mir vom Brand erzählt. Sie dachte du wärst bei mir. Übrigens, wo wir schon dabei sind, wo bist du?" Ich war froh, dass sie durch das Handy nicht mein rot angelaufenes Gesicht sah. ,,Äh... mir geht es gut, danke. Ich bin bei... Tae."
,,War ja klar. Sobald etwas passiert, rennst du zu deinem Traumprinzen. Und mich vergisst du vollkommen." Ihr böser Unterton war nur gespielt. Doch was mich gerade viel mehr beschäftigte, war, dass Taehyung mitgehört hatte, was sie gesagt hatte. Verunsichert, was er sagen würde, schaute ich zu ihm rüber. Doch er hatte nur ein wunderbares Lächeln auf den Lippen. Auf den Lippen, die ich fast geküsst hätte! Wäre da nicht Xenia.
,,...... vorbei?" Oh Mist, ich war abgelenkt und hatte verpasst, was sie gefragt hatte. ,,Kannst du das nochmal wiederholen?" ,,Junge Junge, bist du taub? Egal. Ich habe gefragt, ob du morgen etwas mit mir unternehmen möchtest?"
,,Oh... ähm... sorry, ich gehe schon mit Tae ins Kino. Das hatte ich dir doch erzählt, oder?" Stille. Dann hörte ich ein gestöhntes: ,,Viel Spaß euch. Melde dich, wenn du mal Zeit für mich hast. Warte mal, du ignorierst mich... wer war ich eigentlich nochmal... ah stimmt! Deine beste Freundin, schon vergessen? Egal. Ciao." Sie legte auf. Ich starrte auf mein Handy. War sie... eifersüchtig?
,,Tut mir leid, wenn du wegen mir Streit mit deiner Freundin hast." ,,Nein, es ist nicht deine Schuld." Dann breitete sich eine unangenehme Stille zwischen uns aus. Es war klar, dass wir beide an das Gleiche dachten. An das, was vorhin zwischen uns war. Ich öffnete unsicher den Mund und wollte irgendetwas sagen, da schaute mich Tae so intensiv an, sodass ich erstarrte. Dann passierte es. Mit einem Schritt kam Tae auf mich zu, presste mich gegen die Wand und verharrte einen Zentimeter vor mir. Er schaute mir in die Augen und sagte: ,,Sag mir, wenn du es nicht willst, aber... ich küsse dich jetzt."
Und da tat er es. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich wollte nicht sagen, dass es mir nicht gefiel, denn das tat es. Ich erwiderte den Kuss. Ich wusste nicht, wie lange der Kuss schon andauerte, doch dann passierte etwas unglaublich Peinliches.
Wir hörten nicht, wie das Gartentörchen aufging. Doch dann hörten wir jemanden erschrocken nach Luft schnappen. Schnell löste sich Tae von mir und drehte sich um. Nun konnte ich sehen, wer mit einem Tablett in der Hand, auf dem drei Gläser Cola standen, vor uns stand. Yuna.
Mein ohnehin schon rotes Gesicht ähnelte nun einer Tomate. Doch Taeyung sagte gelassen: ,,Hi Schwesterherz, wir sind gerade beschäftigt. Was möchtest du denn von deinem Bruder? Mach bitte schnell." Erstaunt sah ich zu ihm auf. ,,Äh... ich... ähm... wollte euch nur Cola vorbeibringen und... das... wollte ich... sorry..."
In Windeseile drehte sie sich um und verschwand. Tae grinste verschmitzt und drehte sich zu mir um. ,,Geschwister...", seufzte er. Ich war überrascht, wie gelassen er mit der Situation umging. Ich wäre vor Scham einfach im Boden versunken. ,,Weißt du, du bist so unglaublich süß, wenn du verlegen bist!" Ich konnte nicht antworten, denn mein Instinkt sagte mir, dass ein Kuss die beste Antwort war. Also stellte ich mich minimal auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Was mich aber an diesem Kuss verwirrte, war, dass er nicht direkt erwidert wurde.
Verunsichert löste ich mich von ihm. Habe ich etwas falsch gemacht? Jetzt, wo ich den Mut aufgebracht hatte?
,,Sry...", hauchte ich verzögert. Tae strich mir sanft unter das Kinn und hob es an. ,,Nein, mir tut es leid. Ich war kurz überrascht, dass du die Initiative ergreifst. Aber mir gefällt es." Taehyung lächelte. Sogleich legte er seine Lippen wieder auf meine. Nur zu gerne erwiderte ich den Kuss. Das Denken schaltete sich komplett aus, und ich genoss es. Sein Kuss. Sein Geruch. Seine Nähe. Einfach alles. Wenn er mich nicht halten würde, hätte ich schon längst die Befürchtung, dass ich auf dem Boden liegen würde.
Nachdem wir uns von dem Kuss lösten, starrten wir uns gegenseitig glückselig in die Augen. Keiner sagte ein Wort. Aber dennoch war es so, als würden seine Augen mehr als tausend Worte sagen. Dass er mich... tut er es überhaupt? Warum hatte er mich geküsst?
,,Das fragst du mich jetzt nicht allen Ernstes?" Ups, scheinbar hatte ich den Gedanken laut ausgesprochen. War er nun böse auf mich?
,,Du bist ein echter Dummkopf manchmal. Mein naiver Dummkopf. Willst du meiner sein?" Abwartend sah er mir in die Augen.
,,Verdammt! Ich habe mich in dich verliebt!", rief er aus und küsste mich erneut. ,,Aber ich bin doch nichts Besonderes", flüsterte ich, nachdem er sich erneut von mir gelöst hatte. ,,Ich meine, du bist der Prinz und ich die Cinderella. Naja, die männliche Version davon."
,,Cinderella? Ja, aber der Prinz verliebte sich in die Cinderella. Aber ich bin Taehyung, der sich in Alex, den wunderschönsten Jungen seit dem ersten Mal, als er ihn gesehen hat, verliebt hat."
,,So wie ich mich in dich...", murmelte ich leise.
,,Sag es nochmal", forderte er mich auf.
,,Ich habe mich auch in dich verliebt."
Gleich nach dem Geständnis küsste er mich erneut. Dieses Mal intensiver als zuvor. Erschrocken quietschte ich auf, als er mich unerwartet hochhob und mich wortwörtlich auf seinen Armen trug. Mein Quietschen wurde mit einem kleinen Lachen von ihm quittiert.
Mit mir auf dem Arm betrat er das Haus. In diesem Moment war mir egal, wer uns sah, wo er mich hinbrachte oder was später passieren würde. Solange ich in seiner Nähe war, war mir alles egal. Als er eine Tür öffnete, erkannte ich sein Zimmer. Dort setzte er mich ab, schloss die Tür und hob mich kurzerhand auf seinen Schreibtisch. Er küsste mich wieder. Intensiver, länger, leidenschaftlicher. Als er sich von mir löste, waren seine Haare verstrubbelt und sein Gesicht rot vor Hitze. Mir war klar, dass ich genauso aussah.
,,Ich wusste schon seit Anfang an, dass du mein Traumtyp bist!", murmelte ich. Tae schaute fast etwas verlegen zur Seite, doch dann fixierte er mich wieder mit seinen Augen und sagte: ,,Ich war ja neu hier. So viele Eindrücke, da war es schwer, sich auf eines zu konzentrieren. Aber nach einer Weile war mir klar, was für ein guter Fang du bist. Hätte ich das früher bemerkt, wären wir schon viel früher zusammengekommen. Wenn wir überhaupt zusammen sind... sind wir zusammen?"
Ich fand es so süß, wie er zugleich toternst und komplett verwirrt war. ,,Wie sollte ich zu einem Prinzen nein sagen?", sagte ich und gab ihm einen kurzen Kuss. Nach dem Kuss sah er mich lächelnd und mit funkelnden Augen an. ,,Womit habe ich dich verdient", murmelte er, aber für mich hörbar.
Erneut küsste er mich. Nebenbei nahm ich wahr, wie mein Handy erneut klingelte, aber dieses Mal ignorierten wir es. Den restlichen Abend verbrachten wir mit kuscheln. Keiner wollte sich vom anderen entfernen. So geschah es, dass wir aneinander gekuschelt einschliefen.
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Cinderella?! Really?!
Teen FictionEine moderne Cinderella Story, nur andersrum und etwas anders: Textausschnitt: ,,Cinderella?! Really?! Ich werde aber kein Kleid anziehen!" Ernst schaute Xenia mich an:,,Doch natürlich! Und du bekommst eine Krone aufgesetzt und ein Zauberstab in di...