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Als ich eintrat fiel mir auf, dass meine Schultasche, die auf dem Boden neben meinen Platz lag, deutlich verrutscht war. Hatte etwa jemand...
Schnell rannte ich hin und durchsuchte sie. Ein Glück! Mein Portemonnaie war immer noch da und vollständig.

Aber was war das? Da lag ein Brief in meiner Tasche, der vorher nicht da war! Er war leicht zwischen zwei Schulheften versteckt.

Ich zog ihn hervor - es war ein blassrosener Umschlag, auf dem nichts stand, aber der offensichtlich Inhalt hatte. Ich öffnete ihn und... warte... war das Parfüm? Ich roch an dem Umschlag und tatsächlich - jemand musste ihn einparfürmiert haben. Er roch nach frischen Blüten und einem Hauch Zimt. Seltsam... mir war, als hätte ich den Duft bereits einmal gerochen gehabt.

Aber warum hinterließ man mir einem parfürmierten Umschlag?
Hier lag offensichtlich eine Verwechslung vor.
Der Umschlag lieferte sonst keine Hinweise auf Sender oder Empfänger, also öffnete ich ihn und zog den einseitigen Brief heraus.

"Ich liebe dich, Alex."
Diese ersten Worte trafen mich wie ein Schlag. Das war MEIN Name. Nicht, dass ich der einzigste Alex weit und breit war, aber jetzt bestand keinen Zweifel mehr, dass dieser Brief an mich gerichtet war. Ich spürte das Blut in meine Wangen schießen, als ich weiter las.

"So, jetzt ist es raus. Ich wünschte, ich könnte es dir persönlich sagen, aber ich habe schlichtweg Angst davor. Angst davor, abgelehnt zu werden, Angst davor, was passiert, wenn ich mich öffentlich dazu bekenne.
Ich möchte es tun, denn ich leide schon lange im Verborgenen an meiner unerwiderten Zuneigung zu dir.

In zwei Wochen ist der Maskenball an der Schule.
Dort möchte ich mich dir offenbaren. Aber zunächst verdeckt - ich werde als gestiefelter Kater im Prinzen-Outfut inklusive Maske erscheinen.
Ich werde dir auch erst dann meinen wahren Namen nennen.
Vorerst, nenne mich "Princess"

Wir treffen uns um 19 Uhr vor der Schule.
Bis dann,
deine Princess."

Ich blickte erschrocken auf, mein Gesicht war puterrot und die Gedanken flitzen nur so durch meinen Kopf. Jemand hatte Gefühle für mich! Für mich!
Das Gefühl, das mich durchströmte, war unglaublich.
Aber andererseits.... Was ich davon halten sollte, wusste ich nicht. Ein wenig skeptisch machte mich der Brief schon. Ich spürte jetzt aber auch keine wirkliche Abneigung. Selten hatte ich mich so wertgeschätzt gefühlt!

Auf einmal läutete die Schulglocke und meine Mitschüler traten in das Klassenzimmer.
Schnell lies ich den Brief in melner Tasche verschwinden.

Der Rest des Schultages verlief rasch, wobei ich nicht viel aktiv von ihm mitbekam  - meine Gedanken kreisten natürlich meistens um meine geheimnisvolle Verehrein und ihren Brief an mich.
Schließlich läutete es und der Schultag war vorbei.

Geschwind verließ ich mit Xenia das Schulgebäude. Draußen drehte ich mich zu Xenia herum und wollte mich von ihr verabschieden, doch da knallte ich gegen einen harten Körper. Einen größeren...Ich drehte mich um, um mich zu entschuldigen, doch mir stockte der Atem. Wow, so wunderschön! Die schwarzen, mandelförmigen Augen, das schwarze, seidige Haar. Seine....
„Hallo, Erde an Alex."
Xenia wedelte mit ihrer Hand vor meinen Augen und riss mich aus meinen schwärmenden Gedanken. Der Typ vor uns lächelte belustigt.
„Entschuldigung, dass ich gegen dich gerannt bin."
„Alles gut, ist halb so wild. Übrigens, ich bin Taehyung." Er hielt mir seine Hand hin.
Zögerlich ergriff ich sie.
„Ich bin Alex und das neben mir ist meine beste Freundin Xenia."

Durch einen schrillen Schrei wurden wir aufgeschreckt.
Ein asiatisches, fast identisch aussehendes Mädchen kam mit federleichten Sprüngen angesprungen, hängte sich an den Hals von Taehyung und begrüßte ihn mit einem „Ach hier steckst du!".
Als sie uns entdeckte, lächelte sie uns breit an.
„Hi! Ich bin Yuna, Taehyungs Zwillingsschwester. Freut mich, euch kennenzulernen."
Perplex wegen der ganzen Situation schauten Xenia und ich uns an.

,,Ich habe dich letztens singen gehört und du bist echt gut. "
Geschmeichelt wegen Yunas Worten, neigte ich meinen Kopf leicht zur Seite.
,,Du kannst singen?", platze es aus Xenia heraus.
,,Warum weiß ich davon nichts? "
,,Quatsch ich kann nicht singen, da hast du bestimmt jemand anderes gehört."
,,Aber ich habe es doch selbst gesehen!"
Ich stritt es wieder ab und dann verabschiedeten wir uns schnell von den beiden, bevor wir unseren Weg nach Hause fortsetzten.
Jedoch spürte ich starrende, durchdringende Augen in meinem Rücken.
Neugierig, wer mich so anstarrte, drehte ich mich leicht zurück. 
Es war Taehyung. Schnell drehte ich mich um und mir schoss das Blut in die Wangen.
,,Awww, da hat es einen erwischt", sagte Xenia kichernd.
,,Ach, red kein Stuss, mir ist einfach nur warm."
Xenia kicherte einfach weiter und schien mir das nicht abzukaufen.
,,Übrigens was war das für ein Brief vorhin im Unterricht? "
,,Ach, Xenia, sei doch nicht immer so neugierig.."
,,Glaub mir, ich, die beste Detektivin, werde es herausfinden. Man kann vor mir nichts verheimlichen! "
,,Ach Mäuschen", seufzte ich und ließ sie dann noch ein bisschen weiter träumen.
Aber mich interessierte es dennoch, von wem der Brief gewesen war. Ich hoffte von ihm, aber welcher Er sprühte ein Liebesbrief mit Parfüm ein? War das nicht eher ein Mädchending? Aber vielleicht auch nicht? Ahhhh... ich bin verwirrt. Und ich wollte niemanden verletzten.

,,Aishh, das ist mein Bus. Alex, wir sehen uns morgen. Ich muss schnell los." Xenia raste los, zur Bushaltestelle. Ich winkte ihr hinterher und verabschiedete mich mit einem "Bye".
Gerade so schaffte sie es, den Bus zu erwischen, der sofort davonraste, als sie eingestiegen war.
Immer diese ungeduldigen Busfahrer. Nie haben sie Geduld und fahren dann wie die Irren!- Zum Glück musste ich nicht mit dem Bus fahren.

Gemächlich setzte ich meinen Weg fort.
Nach weiteren 5 Minuten erreichte ich mein Heim.

Aus meinem Rucksack kramte ich meinen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf.
Als ich die Wohnung betrat, rechnete ich damit, dass meine Stiefmutter, wie so oft, mich an der Tür abfangen würde. Meist tat sie es, um mir Aufgaben zu geben oder um mit mir wegen irgendwas zu schimpfen. Meistens waren es nur harmlose Sachen, wie zum Beispiel: Du hast am Morgen dein Bett nicht ordentlich gemacht! Hast die Gardinen in der Wohnung nicht geöffnet! Und so weiter.

Aber an jenem Tag war es nicht so. Ich wurde nicht abgefangen.
In der Wohnung war es still.
Yess! Keiner da!

Fröhlich schmiss ich meinen Schulrucksack zur Seite und lief als Erstes in die Küche, um mir eine Scheibe Brot mit Käse zu schmieren. Im Kühlschrank stand zwar eine Lasagne, aber leider durfte ich sie nicht anrühren. Egal, wie verführerisch es gerade war, sie rauszuholen, in den Backofen zu schmeißen und sie dann zu essen.
Naja wie gesagt, die Stievmonster kontrollierten alles. Also musste ich mich mit meinem Brot zufriedengeben.

Mit meinem Brot in der Hand ging ich in das Wohnzimmer und wollte mich an den Esstisch setzen, um in Ruhe zu essen.
Ein Zettel auf den Holztisch fiel mir ins Auge.
Ich seufzte und dachte: Was wollen sie wieder von mir?
Egal das kann kurz warten. Erstmal was essen! Mein Magen grummelte schon.

Nachdem ich fertig gegessen hatte, griff ich nach dem Zettel und las ihn durch.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt