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Der restliche Tag verlief ereingislos und es passierte nichts spektakuläres. Klar gab es von einigen Mitschülern blöde Kommentare wegen meiner Beziehung mit Taehyung, aber es hielt sich alles im Rahmen.

Nach der Schule verabschiedete ich mich von Tae mit einem Kuss. Wir wurden von Xenia unterbrochen, die wohl der Meinung war, es hätte zu lange gedauert, mit einem ,,Hm, hm!"

,,Ruf mich an, wenn ich dich später abholen soll", sagte Tae, während er mir eine verwirrte Strähne aus der Stirn strich.
,,Du brauchst dir meinetwegen keine Umstände machen. Ich finde den Weg zu dir zurück." Ich zwinkerte ihm zu und lächelte.
,,Ach, quatsch. Mach dir darum keine Sorgen." Er küsste mir auf die Stirn. ,,Bis nachher", verabschiedete er sich und machte sich auf den Heimweg.

,,Na dann! Bist du bereit?" Xenia hakte sich bei mir ein und schleifte mich regelrecht hinterher, sodass ich nicht zu Wort kommen konnte.

Xenia zog mich mit einer Mischung aus Vorfreude und Geheimnis in Richtung ihres Hauses. Als wir ankamen, führte sie mich ins Wohnzimmer, wo ein wunderschönes Kostüm auf einem Stuhl lag.

,,Überraschung! Ich habe das perfekte Kostüm für dich gefunden. Probier es an!" Xenia strahlte vor Aufregung.

Das Kostüm war ein einzigartiges Prinzen-Outfit, bestehend aus einem königsblauen Samtmantel mit goldenen Verzierungen. Die passenden Hosen und Stiefel vervollständigten den königlichen Look. Als ich das Outfit anzog, fühlte ich mich wie aus einem Märchen entsprungen.
,,Du siehst aus wie ein echter Prinz!", rief Xenia begeistert aus.

,,Xenia", sagte ich tonlos. ,,Was? Was ist los? Gefällt es dir denn nicht?"
Xenia sah mich besorgt an, als ich nachdenklich in den Spiegel blickte.

,,Es ist nicht das Kostüm, Xenia. Das ist wunderschön", sagte ich und strich über den königsblauen Samt. ,,Im Gegenteil, ich fühle mich begeistert und gleichzeitig wie aus einem Märchen entsprungen."

Xenia lachte erleichtert auf. ,,Puh, du hast mich erschreckt. Aber wenn es dir gefällt, freut es mich umso mehr!"
,,Wirklich, Xenia, es ist erstaunlich. Woher hast du dieses Prinzen-Outfit?" fragte ich neugierig.

Sie lächelte stolz. ,,Ich habe es tatsächlich selbst genäht. Ursprünglich war es für meinen Cousin gedacht, aber er hat es leider nie getragen. Ich dachte, es wäre perfekt für dich. Natürlich musste ich ein paar kleine Änderungen, bezüglich der Größe vornehmen, da es sonst zu groß gewesen wäre."

Wieder einmal war ich beeindruckt von Xenia's handwerklichem Geschick. ,,Das ist wirklich unglaublich, Xenia. Du hast Talent!", lobte ich sie.

,,Danke, Alex! Es freut mich wirklich, dass es dir gefällt. Es ist immer schön, wenn sich die Mühe lohnt", sagte Xenia mit einem strahlenden Lächeln.

,,Dann kann ja nichts mehr schiefgehen", fügte sie noch hinzu.

,,Hoffe ich", stimmte ich ihr zu. ,,Hast du dir schon überlegt, was du singen wirst?" Neugierig sah Xenia mich an.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nicht den blassesten Schimmer..."

,,Dann wird es höchste Zeit, darüber nachzudenken", scherzte Xenia.
,,Hast du schon einen Plan was du vorführen möchtest?" Xenia überlegte einen Moment und dann strahlte sie. ,,Wie wäre es, wenn ich etwas Lustiges oder Traditionelles aufführe? Etwas, das die Stimmung auflockert und die Leute zum Lachen bringt."

Die Idee gefiel mir, und ich war gespannt, was sie sich ausdenken würde. ,,Das klingt großartig, Xenia! Etwas Fröhliches wäre perfekt für den Abschlussball."

,,Oder vielleicht werde ich es einfach kombinieren." Ihre Augen nahmen einen schelmischen Ausdruck an.
,,Xenia, übertreib es aber bitte nicht."
,,Keine Angst. Es wird großartig."

Xenia ihr Handy klingelte. Sie nahm ihr Handy und nahm den Anruf an.
,,Was gibt's?" Sie schwieg.,,Hmm...das dürfte kein Problem sein." Xenia hörte der anderen Person auf der anderen Leitung weiterhinzu. ,,Ja, ok. Jetzt gleich?" Neugierig sah ich zu Xenia und fragte, mit einer handlichen Geste, wer angerufen hatte.
Sie formte mit den Lippen den Namen: Bianca.

Nach weiteren zwei Minuten verabschiedeten sie sich und Xenia legte auf.

,,Was wollte sie?", fragte ich sie.

,,Du weißt ja, dass Bianca bei ihrer Freundin Lisa untergekommen ist", sagte Xennia und ich nickte. ,,Jedenfalls hatten sie jetzt Zoff, wegen der Situation heute in der Schule und zum Teil wegen gestern. Sie möchte dort nicht bleiben, aber auch nicht zu ihrer Mutter und Clara in das Hotel gehen. Darum hat sie gefragt, ob sie vorerst bei mir unterkommen kann."

,,Du scheinst echt gut mit ihr auszukommen", bemerkte ich und dachte zurück, als ich sie gefragt hatte, ob sie sie mögen würde. Scheinbar mehr als mögen. ,,Dinge ändern sich eben. Ich habe mich öfter mit ihr getroffen, als du nur noch Augen für Taehyung hattest."

Xenia's Gesichtsausdruck wurde träumerisch, und ihre Augen glänzten, als sie mit den Gedanken abschweifte.

,,Du hast dich in sie verliebt", stellte ich fest und riss sie somit aus ihren Gedanken. ,,Bitte, was?" Verwirrt blinzelte sie mich an.
,,Du hast dich in sie verliebt", wiederholte ich.

,,Hast du mir das nicht schon einmal unterstellt?", fragte sie. "Und habe ich dir nicht schon einmal darauf geantwortet?" Verlegen kratzte ich mir mit einer Hand den Nacken und schwieg. Es war mir peinlich, es zuzugeben, aber es war mir entfallen.

Xenia seufzte und schlug mir gegen die Schulter. ,,Dir ist es entfallen, richtig?"
Ertappt nickte ich.

,,Am Anfang konnte ich sie überhaupt nicht leiden, besonders wegen ihrer Art, wie sie dich mit ihrer Schwester und Stiefmutter behandelt hat. Dann erinnerst du dich sicher an die Situation beim Flaschendrehen, oder?"
Ich nickte, und sie erzählte weiter: ,,Da habe ich erfahren, dass sie unglücklich in dich verliebt ist, aber trotz all dem nicht mehr fies behandelt hat, sondern besser und dich mehr unterstützt. Durch blöde Zufälle bin ich ihr immer wieder über den Weg gelaufen und jedes Mal hatte sie Tränen in den Augen. Das war wirklich nervig. Sie ist so eine kleine Heulsuse. Aber irgendwie auch eine süße Heulsuse. Und wenn sie lacht, dann überstrahlt sie die lachende Sonne. Ja, ich glaube, ich habe mich in sie verliebt, aber leider hat sie immer noch nur Augen für dich, so wie es mir scheint."

Xenia lächelte bitter und gestand dann: ,,Ja, ich denke, ich habe mich in sie verliebt, aber leider hat sie immer noch nur Augen für dich, so wie es mir scheint."

Erstaunt sah ich sie an. Mit so einem Gefühlsausbruch hatte ich überhaupt nicht gerechnet, aber ich freute mich, dass sie es mir erzählt hatte. In diesem Moment überlegte ich, wie ich ihr helfen konnte.

,,Sicherlich ist das keine einfache Situation für dich", begann ich vorsichtig. ,,Aber vielleicht solltest du mit Bianca darüber sprechen."

Xenia nickte nachdenklich. ,,Du hast recht. Vielleicht sollte ich das anzusprechen. Aber ich möchte unsere Freundschaft nicht gefährden."

,,Ich verstehe deine Bedenken", antwortete ich einfühlsam. ,,Aber wenn die Gefühle da sind, ist es wichtig, darüber zu sprechen. Es könnte dir dabei helfen, Klarheit zu bekommen."

Xenia lächelte dankbar. ,,Danke für den Rat. Ich werde darüber nachdenken und sehen, wie ich es am besten angehe."

Ich hoffte wirklich sehr, dass sie zusammen kommen würden und Bianca über mich hinweg kommt. Ich wollte, dass sie glücklich waren!

,,Wann genau wollte sie heute kommen?", fragte ich sie. ,,Sie wollte sich direkt auf den Weg machen." Sie  warf einen Blick auf die Uhr. ,,In etwa einer Stunde sollte sie hier sein, denke ich."

Ich nickte. ,,Dann sollte ich mich besser auf den Weg machen."
,,Ich muss auch noch einiges vorbereiten. Wir sehen uns dann später und wegen dein Kostüm. Komm am Tag des Balls zwei Stunden vorher zu mir. Ich bewahre es hier auf." Xenia zwinkerte mir zu.
,,Okay, machen wir so", stimmte ich zu. Ich verabschiedete mich und verließ ihrer Wohnung.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt