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Schnell kam ich daheim an und betrat das Haus. Entsetzt sah ich mich um. Die Hälfte des Hauses hatte das Feuer nicht überlebt. Andere Möbelstücke konnte man vernichten, da sie sehr nach Ruß rochen. Meine Stiefverwandtschaft sah ich in der Wohnung an verschiedenen Ecken herumwühlen. Als sie mich bemerkten, fiel ihre Reaktion unterschiedlich aus. Bianca liefen die Tränen hinab und sie entschuldigte sich bei mir, obwohl sie nichts dafür konnte, was hier passiert war. Meine Stiefmutter sah mich erst verdutzt, dann hasserfüllt an.

„Was machst du hier? Wie wagst du es, hier aufzukreuzen! Sieh an, was du angerichtet hast!"

„Ich kann doch nichts dafür! Ich war doch eingesperrt!", wehrte ich mich und bekam sofort die Rechnung präsentiert. Mit drei großen Schritten kam sie zu mir und ohrfeigte mich.

„Du hättest auch am besten da drin bleiben sollen!", keifte sie mich an, während ich meine Wange mit einer Hand hielt.

„Mutter!", rief auf einmal Clara, die aus meinem Zimmer gerannt kam. „Was hatte sie da zu suchen gehabt?!", dachte ich wütend und bemerkte entsetzt die grüne kleine Kiste in ihrer Hand. „Schau mal, was ich gefunden habe", rief sie begeistert und hielt es ihr hin.

„Nein! Das gehört mir!" Ich wollte ihr die Box entreißen, aber meine Stiefmutter hatte es schon in der Hand und sah hinein.
„Oh!", rief sie begeistert, „Du scheinst doch mal zu was gut zu sein."

In dem Behälter war Geld drin, das ich über Jahre hinweg gespart hatte, um mit 18 hier weg zu können, und das war nicht gerade wenig.

„Gib mir das Geld zurück, bitte", flehte ich.

„Warum? Sehe es mal so. Das ist das Geld, was wir für deine Versorgung verschwendet haben. Sozusagen als Wiedergutmachung."

Von wegen Versorgung! Sie haben sich nie einen feuchten Dreck um mich geschert, mich teilweise verhungern und immer den Haushalt machen lassen. Ich konnte von Glück reden, dass mir Xenia immer geholfen hatte und jetzt auch Bianca.

„Tze...", machte ich wütend und spannte meine Schultern an.

Meine Stiefmutter zog eine Augenbraue hoch. „Hast du was hinzuzufügen?"

„Nein...", sagte ich und knirschte mit den Zähnen.

Am liebsten hätte ich ihr die übelsten Beschimpfungen entgegengeschleudert, aber ich hielt mich zurück. Denn wenn ich das täte, wäre ich nicht besser als sie, und es würde auch gar nichts bringen. Nur das mit dem Geld war beschissen! Das hieß nun wohl, dass ich erneut sparen und mir einen Teilzeitjob suchen musste.

Ich verschwand in meinem Zimmer und überprüfte meine Sachen. Viel Wertvolles hatte ich nicht. Das Einzige, das für mich von Wert war, war das Medaillon meiner verstorbenen Mutter. Darin war ein Bild meiner glücklichen Eltern bei ihrer Hochzeit und ein Foto von mir als Baby. Zum Glück war die Kette Clara nicht in die Hände gefallen – wer weiß, was sie damit angestellt hätte! Schnell griff ich nach einem Koffer, der in der Ecke des Raumes stand, und packte meine Kleidung ein. Am Ende wollte ich noch mein Kostüm für den Abschlussball einpacken, aber was ich dann sah, konnte ich im ersten Moment nicht glauben: Es war ruiniert. Es war schwarze Tinte drüber geschüttet worden und an einigen Stellen war es zerrissen.

„Na toll... und was jetzt?", murmelte ich vor mich hin. Jetzt hatte ich auch nichts zum Abschlussball. 'Vielleicht hat Xenia eine Idee, was ich damit machen kann', überlegte ich. Schnell packte ich es ein. Nachdem alles verstaut war, verließ ich das Haus.

Kaum war ich draußen, rief Bianca von hinten: „Alex! Warte auf mich!" und lief mit ihrem Koffer zu mir. „Was machst du hier? Gehst du nicht mit deiner Mutter zurück ins Hotel?"

„Pah", machte sie. „Nie und nimmer! Die sollen erstmal wieder von ihrem hohen Ross herunterkommen und so werden wie früher... Außerdem finde ich es, wie gesagt, nicht gut, wie sie mit dir umgehen und dass es ihnen egal ist, wo du schlafen wirst."
Bianca pausierte kurz. „Wo werden wir überhaupt schlafen?" Fragend sah sie mich erst an und dann hoch zu den Wolken.

Ich wusste es selbst nicht wirklich. Ich beschloss einfach, Taehyung noch einmal anzurufen und ihn zu fragen. Also sagte ich zu Bianca "Warte kurz", zückte mein Handy und wählte.

Tut... Tu- ,,Hi Alex, wie lief's mit Xenia?"

,,Erzähl ich dir später. Eine Frage. Wäre es ein Problem, wenn Bianca und ich die nächsten paar Tage bei euch schlafen könnten?"

Stille... ,,Bianca auch?"

,,Ja."

,,Okay, gut. Ihr könnt von mir aus direkt kommen."

,,Okay, danke."

,,Ciao." Er legte auf.

,,Gut, Bianca, wir werden bei Tae übernachten." Ich drehte mich zu ihr und erschrak. Sie schaute mich entgeistert an und hatte Tränen in den Augen.
,,Was? Was ist, Bianca?", fragte ich ein wenig panisch.

,,Du... du hast den von... von... ihm... oder? Von Tae!"

Sie spuckte Taes Namen aus, als würde er einen ekelhaften Geschmack auf der Zunge hinterlassen. Zuerst kapierte ich es nicht, doch dann fasste ich mir langsam und ertappt an den Hals. Stumm nickte ich. Sie drehte sich um. Ich wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, doch kurz bevor ich sie berühren konnte, rannte sie los. Verdattert sah ich ihr hinterher.

Statt ihr hinterherzulaufen, ließ ich sie ziehen. Es wäre auch nicht gut gewesen und hätte alles nur schlimmer gemacht. Also entschloss ich mich, alleine zu Taehyung zu gehen. Bianca wusste ja, wie sie zu Tae kommen würde. Aber ich bezweifelte stark, dass sie kommen würde. „Wo wird sie stattdessen schlafen?“, fragte ich mich.

Aus meiner Hosentasche zückte ich erneut mein Handy. Mir fiel nur Xenia ein. Oder sie schläft bei einer anderen Freundin. Hatte sie noch andere außer Yuna? Ich wusste es nicht. Da wurde mir bewusst, wie wenig ich Bianca kannte, obwohl wir jahrelang unter einem Dach gelebt hatten. „Das werde ich ändern“, beschloss ich. Nun machte ich mich auf den Weg zu meinem Freund.

Schneller als gedacht kam ich an und betätigte die Türklingel. Kurz darauf wurde mir von Tae die Tür geöffnet. Begrüßt wurde ich mit einem Kuss. „Du hast mir gefehlt“, hauchte er mir dann ins Ohr. „Nach so einer kurzen Zeit?“ Verlegen grinste ich. Fest nahm er mich daraufhin in den Arm. „Wenn es nach mir ginge, würde ich dich nicht mehr gehen lassen.“ Glücklich umarmte ich ihn zurück.

Nach einem Moment der Zweisamkeit löste er sich verwirrt von mir. „Ich dachte, Bianca wollte auch kommen?“ „Sie hat es sich, glaube ich, anders überlegt. Bin mir aber nicht sicher, ob sie noch auftauchen wird.“ Taehyung nickte und ging nicht weiter darauf ein. Ich war froh darüber, denn ich wollte ihm ungern den wahren Grund nennen. Ob er ihn vielleicht schon wusste, ohne dass ich es sagen musste? Ich wusste es nicht.

Tae schnippte mit zwei Fingern vor meiner Nase, und ich zuckte leicht zusammen. Er lachte. „Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?“, fragte er. „Sie ist alt genug. Sie wird schon wissen, was sie tun wird.“ „Da hast du wohl recht.“ Er führte mich mit einer Hand auf meinem Rücken in die Wohnung.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt