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Von draußen hörte ich ein leises Kichern. ,,Clara? Lisa? Lasst mich raus! Das ist nicht lustig!" Doch das Kichern verstummte und ich blieb allein in der Dunkelheit des Abstellraums zurück.

Ein paar Mal klopfte ich gegen die Tür und rief: ,,Hilfe! Hallo, hört mich jemand? Ich bin eingeschlossen. Hilfe!"

Auch das schien keiner zu hören. Dafür war im Ballsaal die Musik viel zu laut, und die Absolventen waren miteinander beschäftigt und feierten. Da gingen meine Hilferufe leider unter.

In meiner Frustration ließ ich mich auf den Boden sinken und versuchte, mich zu beruhigen. Panik und Angst hätte mir in dieser Situation nicht weitergeholfen.

Ich musste einen klaren Kopf bewahren und einen Ausweg finden. Meine Gedanken rasten, während ich nach einer Lösung suchte. Vielleicht gab es einen anderen Ausgang aus dem Raum oder etwas, das ich als Werkzeug verwenden konnte, um die Tür zu öffnen. Mit zittrigen Händen tastete ich den Raum ab, doch ich fand nichts brauchbares. Was für ein Pech ich doch hatte.

Frustriert ließ ich meinen Kopf hängen, tastete mich wieder zur Tür und versuchte weiterhin, mich mit Klopfen und Rufen auf mich aufmerksam zu machen. Irgendwann, ich hatte kein Gefühl dafür, wie viel Zeit vergangen war, hörte ich auf der anderen Seite der Tür: ,,Alex? Bist du das?" Es war Xenia, und im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet.

Stürmisch fiel ich ihr um den Hals, und in diesem Moment bemerkte ich, dass meine Wangen feucht waren. Unbewusst hatte ich geweint.

Nachdem ich Xenia umarmt hatte, sammelte ich mich und versuchte, meine Fassung wiederzuerlangen und wischte die zurückgeblieben Tränen weg. ,,Xenia, danke, dass du gekommen bist. Ich weiß nicht warum, aber Taehyung ist sauer auf mich, geht mir aus dem Weg, und Clara und Lisa haben mich hier eingesperrt."

Mitfühlend sah mich Xenia an. ,,Mir tut es leid, dass ich nicht mitbekommen habe, dass du eingesperrt wurdest. Vor ein paar Minuten habe ich erst von einer unbekannten Nummer die Info bekommen, was los ist und weshalb Taehyung dir aus dem Weg geht", beichtete sie mir.

,,Unbekannte Nummer? Und du kennst den Grund für all das?", fragte ich sie mit Unglauben in der Stimme. ,,Xenia, was wird hier gespielt?" Als Antwort hält sie mir ihr Handy unter die Nase. ,,Am besten ließt du selbst", sagt sie nur dazu. Zögerlich nahm ich ihr Handy entgegen und blickte auf dem Bildschirm. Dort war eine Nachricht zu sehen, die offenbar von dieser unbekannten Nummer stammt. Sie lautet:

"Xenia, bitte hilf Alex. Ich habe durch Zufall erfahren, dass Clara und Lisa ihn in einem Abstellraum eingesperrt haben. Außerdem haben sie ihm, heute in der Schule, das Handy geklaut und Lügen an Taehyung geschrieben"

Innerlich verfluchte ich die beiden, aber mein Freund war mir in diesem Moment wichtiger. Ich musste das klären, und zwar so schnell wie möglich! Aber wie? Er floh ständig vor mir und wollte nicht mit mir sprechen.

Hilfesuchend sah ich meine beste Freundin an.
,,Xenia, ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Taehyung flieht ständig vor mir und verweigert das Gespräch. Hast du eine Idee, wie wir das klären könnten?"

Xenia legte nachdenklich den Kopf schief, während sie überlegte. Kurz darauf zückte sie entschlossen nach ihrem Handy,  wählte die Nummer von Taehyung und stellte den Lautsprecher ein, damit ich mithören konnte.
Nervös verschränkte ich neben ihr meine Finger und wartete.
Nach ein paar Tönen nahm Taehyung ab.
„Ja?“, kam seine Stimme, etwas misstrauisch und zurückhaltend.

Xenia atmete tief durch und begann sehr ruhig und bestimmt zu sprechen, was ungewohnt für ihre Verhältnisse war.
„Taehyung, ich bin es, Xenia. Wir müssen über Alex reden. Es gibt ernste Missverständnisse, die geklärt werden müssen. Es ist wirklich wichtig.“

Es herrschte einen Moment Stille am anderen Ende der Leitung. Dann sagte Taehyung etwas zögerlich: „Ich weiß nicht, Xenia...“

Xenia blieb beharrlich. "Bitte, Taehyung, hör mir zu.
Du musst dir anhören, was Alex zu sagen hat."

Auf der anderen Leitung blieb es still, man hörte Taehyung nur seufzen.

,,Wir machen es so. Ihr trefft euch am Schuleingang und klärt das Missverständnis und wenn ich höre dass du dort nicht auftauchst, dann schleife ich dich ohne Gnade an den Ohren dort hin! Hast du mich verstanden?!"

Leicht boxte ich meiner besten Freundin in die Seite. Man hätte es auch netter ausdrücken können...

,,Ich weiß nicht. Die Nachrichten, die ich erhalten haben, schienen kein Missverständnis zu sein und dass er ohne Grund über Handy Schluss macht..."

,,Tae?", mischte ich mich in das Gespräch ein. ,,Ich habe nie mit dir Schluss gemacht. Mein Handy wurde von Clara und Lisa geklaut und sie haben dir in meinem Namen falsche Nachrichten geschickt. Wir haben auch Beweise dafür. Xenia schickt dir gerne einen Screenshot."

Taehyungs Stimme klang unsicher, als er antwortete: ,,Ich... ich wusste nicht, dass dein Handy gestohlen wurde. Es tut mir leid, dir nicht zugehört zu haben. Nur der Gedanke daran, war schmerzhaft und...."
Ich konnte die Anspannung in seiner Stimme spüren und wusste, dass er versuchte, die Informationen zu verarbeiten.

,,Es ist okay, Tae", antwortete ich ruhig. ,,Jetzt weißt du die Wahrheit."

,,Und ich schicke dir gleich den Beweis als Screenshot, damit du siehst, dass Alex die Wahrheit sagt", fügt Xenia hinzu.

,,Danke", sagt er leise. ,,Ich werde es mir ansehen. Alex? Wir treffen uns am Schuleingang, um es persönlich nochmal zu besprechen."

,,Ja, ich mache mich direkt auf den Weg."

Nachdem das Gespräch beendet war, fühlte ich mich erleichtert, dass Taehyung bereit war, sich mit mir zu treffen und sich den Beweis anzusehen. Ich hoffte inständig, dass alles wieder gut werden würde.

Meine beste Freundin legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Es wird alles wieder gut. Vertau mir."
Dankbar lächelte ich und nickte. ,,Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde."

,,Ohne mich würdest du jetzt noch in der Abstellkammer versauern", scherzte sie. ,,Na los, geh schon", sagte sie und gab mir einen kleinen Schubs. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte los. Als ich losrannte, spürte ich, wie sich meine Sorgen langsam von mir lösten, als ob sie mit jedem Schritt leichter wurden. Ich war froh darüber, dass Taehyung zugehört hatte und bereit war mit mir persönlich darüber zu sprechen.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt